Nachfolge für Benedikt von Peter ist bekannt

Ina Karr wird neue Intendantin am Luzerner Theater

Freut sich auf ihre Arbeit in Luzern: Die neue Intendantin Ina Karr (rechts) mit Stiftungsratspräsidentin Birgit Aufterbeck Sieber.

(Bild: jwy)

Viel wurde gemunkelt, wer ab 2021 die künstlerische Leitung am Luzerner Theater übernimmt. Nun ist der Name bekannt: Die Dramaturgin Ina Karr wird neue Intendantin. Die gebürtige Stuttgarterin folgt auf Benedikt von Peter, der nach fünf Spielzeiten nach Basel wechseln wird.

Früher als erwartet hat der Stiftungsrat am Mittwoch die neue Intendanz für das Luzerner Theater vorgestellt: Die Deutsche Ina Karr übernimmt auf die Spielzeit 21/22 die künstlerische Leitung von Benedikt von Peter. «Mit Ina Karr haben wir unsere Wunschkandidatin gefunden», sagte Stiftungsratspräsidentin Birgit Aufterbeck Sieber bei der Präsentation am Mittwoch.

Karr ist erst die zweite Frau auf dem Luzerner Intendantenposten seit Barbara Mundel (1999–2004). Verschiedene Theaterkritiker hatten sich gegenüber zentralplus dafür ausgesprochen, auf eine Frau zu setzen, die Luzern als Sprungbrett nutzt (zentralplus berichtete). Ein Sprungbrett war das Luzerner Theater auch für den amtierenden Intendanten: Benedikt von Peter wird Luzern 2021 verlassen und ans Theater Basel wechseln – neben Zürich die bedeutendste Bühne der Schweiz.

Eine neunköpfige Findungskommission hat in den letzten Monaten ihre Fühler im ganzen deutschsprachigen Raum ausgestreckt. Von den 65 Bewerberinnen kam niemand in die letzte Runde.

Von Mainz nach Luzern

Die 50-jährige Karr amtet momentan als Chefdramaturgin für Oper am Staatstheater in Mainz. Sie hat sich nicht aktiv für den Intendanten-Posten in Luzern beworben, sondern war anfangs selber Mitglied der Findungskommissinon. «Je länger wir mit Ina Karr zusammenarbeiteten, desto überzeugter waren wir, dass sie mit ihrem Blick auf alle drei Sparten und ihrer Führungserfahrung unseren Anforderungen perfent entspricht», so Aufterbeck, die die Findungskommission geleitet hat.

«Wir brauchen das Theater als Freiraum für Möglichkeiten, Fantasien und Ideen.»

Ina Karr, künftige Intendantin

Karr trat dann aus dem Gremium zurück – und überzeugte die Kommission mit ihren Ideen und Konzepten. Ihr Vertrag dauert zunächst bis 2025/26. «Ich freue mich sehr darauf, in Luzern Theater zu machen», so Karr. «In unseren zweckbestimmten Zeiten kann das Theater selbstbewusst seinen Platz behaupten, denn wir brauchen es – als Freiraum für Möglichkeiten, Fantasien und Ideen.»

Weniger Regie, mehr Verantwortung

Aufterbeck sagte kürzlich in einem Interview, dass man eine klassische Intendantin anstrebe, die alle drei Sparten – Theater, Tanz, Oper – verantworte, dafür selber weniger Regie führe. Mit Ina Karr hat man diese Person jetzt gefunden. «Sie ist in allen Sparten bestens vernetzt und verfügt über die notwendigen künstlerischen und betrieblichen Kompetenzen, um ein Mehrspartenhaus zu leiten», so Aufterbeck über die künftige Intendantin.

«Mit Ina Karr haben wir unsere Wunschintendantin gefunden.»

Birgit Aufterbeck Sieber, Stiftungsratspräsidentin Luzerner Theater

Entscheidend für die Wahl war auch die Perspektive für das neue Theater – entweder ein Neubau oder eine Erweiterung des alten Theaters. Diesbezüglich wird von der neuen Intendanz erwartet, dass sie sich aktiv in den Prozess einbringt, der zuletzt ins Stocken geriet. Im Karr werde wertvolle Impulse für das Projekt für ein neues Theatergebäude einbringen, ist Aufterbeck überzeugt.

Karr war als Mitglied der Leitung am Staatstheater Main auch für die strukturelle Neuausrichtung des Hauses verwantwortlich, ebenso gestatelte sie den Neustart am Oldenburgischen Staatstheater mit. Ihr Anliegen sei, im engen Zusammenspiel der Sparten ein «klares Profil des Hauses zu prägen», so Karr.

Ina Karr kommt als neue Intendantin vom Staatstheater Mainz nach Luzern.

Ina Karr kommt als neue Intendantin vom Staatstheater Mainz nach Luzern.

(Bild: zvg/Ingo Höhn)

Ära des Aufbruchs

Benedikt von Peter, den Karr persönlich kennt, übernahm im Sommer 2016 das Luzerner Theater und positionierte es innert kürzester Zeit als vielbeachtete Spielstätte im deutschsprachigen Raum. Er füllte die Theatersäle und brachte frischen Wind sowie neue Ideen ins Haus. Das Luzerner Theater befindet sich seither im Aufbruch und hat unter von Peters Intendanz die Beziehungen zur freien Szene der Region und zum Volkstheater stetig ausgebaut.   

Der Deutsche hat sich dem Raumtheater verschrieben – hat also nicht nur im 180-jährigen Gebäude, sondern auch im Umkreis von Luzern neue Spielorte entdeckt, so etwa die alte Viscose-Fabrikhalle in Emmenbrücke. Dazu kam die Holzbox vis-à-vis des Theaters als zweite Spielstätte dazu. Von Peters fünfte und letzte Saison 20/21 wird ein Übergangsjahr sein, während dem er sowohl in Luzern wie auch in Basel tätig sein wird. 

In der Findungskommission für die neue Intendanz waren unter Präsidentin Birgit Aufterbeck Sieber und neben Ina Karr des Weiteren: Georges Delnon (Intendant Staatsoper Hamburg), Albrecht Puhlmann (Intendant Oper Nationaltheater Mannheim), Anselm Weber (Intendant Schauspiel Frankfurt), Res Bosshart (Leiter Master of Arts im Theater an der Zürcher Hochschule der Künste), Stefan Sägesser (Geschäftsleitung Zweckverband Grosse Kulturbetriebe Kanton Luzern), Gisela Widmer (Stiftungsrätin Luzerner Theater, Autorin) sowie Pierre Peyer (Präsident Trägerverein Luzerner Sinfonieorchester/Delegierter Stiftungsrat Luzerner Theater).

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