Beethoven, Rachmaninoff und Holliger im KKL

Das Sinfonieorchester begeistert mit populären Werken

Als Solist war in diesem Extrakonzert der Pianist Behzod Abduraimov zu hören (hier bei einem Auftritt in Schweden).

(Bild: zvg/Abdourakov Nissor)

Zwei populäre Stücke führte das Luzerner Sinfonieorchester am Montag bei ihrem Extrakonzert im KKL auf: Beethovens Fünfte und das dritte Klavierkonzert von Sergej Rachmaninoff. Als Solist überzeugte Behzod Abduraimov am Klavier.

Zumindest den Beginn der Sinfonie Nr. 5, die das Konzert vom Montag eröffnete, kennen auch jene, die von Ludwig van Beethoven noch nie eine Sinfonie von Anfang bis Ende gehört haben. Und auch all jene, die sich nie wirklich für klassische Musik interessierten. Ta-ta-ta-taaa! – Beethovens Fünfte gilt dem breiten Publikum als Inbegriff der klassischen Musik.

Hingegen bei den Habitués der Konzertsäle ist es sicher nicht nur das Klopfmotiv des ersten Satzes (wahrscheinlich das berühmteste Motiv der ganzen Musikgeschichte), das fest im Ohr bleibt. Nein, die Fünfte von Beethoven, auch Schicksalssinfonie genannt, löst bei jeder Aufführung und bei jedem Fan der klassischen Musik grossen Enthusiasmus aus.

Tiefe und Ernsthaftigkeit

Bereits mit dem Anklingen des 1. Satzes (Allegro con brio), wenn auch mit mehr Rhythmus als Melodie, wurde allen Hörern schnell klar, wie ernst und tief diese Sinfonie ist. Dieser Eindruck wurde auch im 2. Satz (Andante con moto) bestätigt, in welchem sich eine gesangliche, melancholische Melodie leise entwickelt und sich in einem Marschthema zu verlieren scheint.

Die Tiefe und Ernsthaftigkeit waren am Montagabend bei der Aufführung des Luzerner Sinfonieorchesters sofort ersichtlich, nicht zuletzt dank des engagierten, präzisen, aber auch leidenschaftlichen Dirigates von Michael Sanderling. Maestro und Orchester verzauberten und packten das Publikum besonders mit der wehmütigen, von den Celli und Kontrabässen eröffneten Melodie des 3. Satzes (Allegro). Vom nahtlosen Übergang zum 4. Satz (Allegro-Presto) bis zum triumphalen Schluss.

Ein grosser Kontrast

Nach der Pause erlebte das Publikum Heinz Holligers «Ostinato funebre» aus seinem «Scardanelli-Zyklus». Der Schweizer Komponist, Dirigent und Oboist verarbeitete darin die letzten Gedichte Friedrich Hölderlins für unterschiedliche Besetzungen.

Diese Aufführung war etwas ganz anderes. Aber an einem Konzertabend ist es auch schön, solche Kontraste zu erleben. Auch die schwierigeren, für viele Ohren ungewöhnlichen Klänge können faszinieren – oder zumindest interessieren.

Beim «Scardanelli-Zyklus» handelt es sich um eine Komposition für Soloflöte, Orchester, Tonband und gemischten Chor, in dem Holliger versuchte, «die Musik auf ganz wenig Material zusammenzupressen» und die einfache, ruhige, strenge Form der Hölderlin-Gedichte wiederzugeben.

Am Montag hat man den «Ostinato funebre», den erst 1991 abgeschlossenen elften und letzten Teil des Zyklus, gewählt. 1975 hat Holliger den 23-teiligen Zyklus zu komponieren begonnen und dann während 16 Jahren daran gearbeitet. Die Uraufführung unter seiner Leitung fand 1985 in Donaueschingen statt. Für dieses Werk erhielt der Komponist 1995 den Premio Abbiati der Biennale von Venedig.

Konzert für Elefanten

Der Abend endete mit Rachmaninoffs drittem Konzert für Klavier und Orchester. Der Komponist nannte das Stück «Konzert für Elefanten». Nicht zuletzt, weil die Komposition extrem hohe technische Anforderungen stellt und eine grosse Virtuosität vom Pianisten verlangt. Es soll von allen berühmten Klavierkonzerten jenes mit den meisten Noten pro Sekunde im Klavierpart sein.

Das Werk besteht aber nicht nur aus technischer Virtuosität, sondern auch aus leisen Nuancen. Der aus Usbekistan stammende Pianist Behzod Abduraimov zeigte tatsächlich schon im 1. Satz (Allegro ma non tanto), dass für ihn vor allem Elemente wie exquisite Virtuosität und Emotionalität die Quintessenz dieses Werkes darstellen. Und dass fast alles mit zunehmender Dynamik auf der Suche nach einer Klimax zu enden scheint.

Auch im 2. Satz (Intermezzo, Adagio) offenbarte Abduraimov mit grosser Kraft, Intensität und Temposteigerung, dass das Erreichen eines dramatischen Höhepunkts das Ziel ist, bei dem das Orchester nur eine begleitende Rolle spielt. Die Gefahr für den Pianisten, dass alles zu schwelgerisch wird und zu viel Pathos erzeugt, zeigte sich im 3. Satz (Finale: Alla breve) am klarsten, als der aufmerksame Hörer eine gewisse Stimmung fühlen sollte.

Wie zu erwarten war, ertönte der Applaus des zahlreichen Publikums im KKL überaus begeistert und lang: für das Luzerner Sinfonieorchester, für Michael Sanderling und für Behzod Abduraimov.

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