Weshalb Yves Wüthrich öfters Filmrollen annimmt

«Von Applaus alleine kann ein Künstler nicht leben»

Yves Wüthrich ist Teil des Theaterensembles Schauspiel am Luzerner Theater.

(Bild: sah)

Yves Wüthrich tauscht die Bühne immer mal wieder gegen ein Filmset ein – dies nicht nur aus künstlerischen Gründen. Denn mit Filmrollen verdient er in zwanzig Drehtagen so viel wie in einem halben Jahr als Theaterschauspieler.

«Ich wohne sozusagen im Theater», sagt Yves Wüthrich lachend, während er durch die verwinkelten Gänge aus dem Luzerner Theater schreitet. Wüthrich ist seit drei Jahren Schauspieler im Haus und kennt jeden Winkel.  

Geboren und aufgewachsen ist der 37-Jährige in Basel. Schon damals hat er beim Schultheater immer eine der Hauptrollen abgesahnt. Besonders an seine erste Aufführung im Kindergarten, wo er einen Vogel spielte, kann sich Wüthrich noch gut erinnern. Doch seine grosse Leidenschaft fürs Theater entdeckte er etwas später als Teenager am «Junges Theater Basel». Dort entdeckte er als einer der wenigen Jungen, dass man Theater auch hauptberuflich ausüben kann – so wie er es heute tut. Nach einem Theaterstudium und einer Stelle in Jena ist er mittlerweile Teil des Schauspielensembles am Luzerner Theater.

Doch ist Wüthrich, wie auch andere Theaterschauspieler, immer wieder Teil verschiedener Filmproduktionen und damit nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem Bildschirm zu sehen. Von Kino- über Kurzfilme bis zu Werbeclips der St. Galler Kantonalbank – das Spektrum der ihm angebotenen Aufträge ist breit.

Grosses Geld bleibt beim Theaterschauspieler oft aus

Auch momentan ist er in der neuen Krimiserie «Der Zürich-Krimi» regelmässig vor der Linse. Einige Drehtage sind bereits im Kasten, diesen Mai werden die nächsten auf dem Programm stehen.

«Es fasziniert mich, in die Haut einer anderen Person zu schlüpfen und als diese zu agieren», sagt Wüthrich mit seiner unverkennbaren, hohen Stimme. Nicht wie auf der Bühne, wo oft grosse Emotionen und Gesten vermittelt werden müssen, sei beim Filmdreh Natürlichkeit gefragt. «Im Film macht die Kamera die wichtigen Dinge gross, auf der Theaterbühne ist dies meine Aufgabe», erklärt Wüthrich.

«Ich verdiene nur wenig mehr als den Mindestlohn.»

Yves Wüthrich, Schauspieler am Luzerner Theater

Der Entscheid, regelmässig Filmrollen zu übernehmen, ist künstlerischen Ursprungs – aber nicht nur. Denn trotz Prestige lebt man als Schauspieler oftmals auf kleinem Fuss. «Von Applaus alleine kann ein Künstler nicht leben», meint er und fügt an: «Diese idealistische Vorstellung ist mir mit fast 40 Jahren nicht mehr genug.» Besonders im Theater sei die Bezahlung alles andere als ideal. Dies sei der Grund, weshalb viele Schauspieler auf die Filmschiene wechseln würden. «Ich verdiene zwar nicht mehr nur den Mindestlohn, aber nur unwesentlich mehr», so Wüthrich. Mit einem Hochschulabschluss sei dies schlichtweg zu wenig.

Der Zauber einer Theaterbühne

Deshalb hat er vor einigen Jahren damit angefangen, sein Budget durch Filmrollen zu ergänzen. In zwanzig Drehtagen verdiene er so viel wie durch ein halbes Jahr Arbeiten im Luzerner Theater. Deshalb will Wüthrich künftig beim Theater reduzieren und vermehrt auf Film setzen.

«Im Theater hat man nur eine Chance, um zu überzeugen.»

Doch ausschliesslich im Film möchte Wüthrich nicht arbeiten. Denn: «Die Bühne hat einen ganz eigenen Zauber.» Das direkte Feedback vom Publikum erhält man nur durch die Unmittelbarkeit. «Im Theater hat man nur eine Chance, um zu überzeugen. Beim Film wird die Szene einfach nochmals gedreht», so Wüthrich.

Alltag von Wiederholung und Proben geprägt

Der Alltag als Theaterschauspielers sei jedoch «kein Zuckerschlecken» und von sehr vielen Wiederholungen geprägt. Sechs bis acht Wochen vor der jeweiligen Premiere beginnen die Vorbereitungen. Heisst: Zwei Mal pro Tag mehrstündige Proben, die zwischen den sonstigen Aufführungen Platz finden müssen. Gelernt müsse der Text in der Freizeit werden.

Yves Wüthrich ist bereits seit mehreren Jahren als Schauspieler am Luzerner Theater angestellt.

Yves Wüthrich ist bereits seit mehreren Jahren als Schauspieler am Luzerner Theater angestellt.

(Bild: sah)

Besonders die Rolle des Hamlet, welche er in Jena gespielt hatte, ist ihm diesbezüglich noch gut im Gedächtnis. «Das war wirklich sehr viel Text und auch deshalb sehr anspruchsvoll.» Doch wie vieles, sei auch Textlernen Übungssache, so Wüthrich: «Bei mir ist das so wie mit Französisch-Wörtchen lernen.»

Wo genau Wüthrich in einigen Jahren stehen wird, ist für den grossen Fussballfan zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Im Moment geniesse er noch die Sicherheit durch die Festanstellung am Luzerner Theater. Doch: «Jede Sicherheit bringt auch Abhängigkeit mit sich», so Wüthrich.

Immer wieder übernimmt Yves Wüthrich verschiedene Filmrollen.

Immer wieder übernimmt Yves Wüthrich verschiedene Filmrollen.

(Bild: sah)

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