Guuggenmusiken setzen auf soziale Medien

Zuger Fasnachtsbälle kämpfen mit schwindenden Gästezahlen

Das diesjährige «F'Ägerer Fäst» stand unter dem Motto «Disney».

(Bild: zvg)

Um die Besucherzahlen zu halten, müssen viele Zuger Guuggen immer mehr Werbung für ihre Fasnachtsbälle machen. Die Fasnachtsbegeisterung scheint auf den ersten Blick vor allem in den Berggemeinden zu schwinden. So schätzen die Zuger Guuggenmusiken die Lage ein.

Immer wieder hört man von Zuger Guuggen, dass es schwierig sei, viele Besucher für den eigenen Fasnachtsball zu gewinnen. Allerdings scheinen nicht alle Guuggenmusiken im Kanton mit dem Problem zu kämpfen.

«Wir haben jeweils etwa 600 Leute an unserem Fest, so auch dieses Jahr», erzählt Sarah Iten, OK-Präsidentin des «F’Ägerer Fäst». Die momentane Entwicklung sei schwer einzuschätzen, meint Sarah Iten. Es hätte aber sicherlich Zeiten gegeben, in denen mehr gelaufen sei.

Auf Instagram funktioniert’s – auf Facebook nicht

«Wir versuchen vor allem mit Social-Media, die Leute wieder zu animieren», so die OK-Präsidentin. Das klappe im Fall von Instagram sehr gut. «Da hatten wir eine relativ hohe Resonanz bei einem Gewinnspiel für Eintrittstickets», erzählt sie. Dasselbe habe auf Facebook hingegen nicht wirklich funktioniert.

Die F’Ägerer seien im Endeffekt nicht unzufrieden mit den Besucherzahlen an ihrem Fest. «Wir wissen aber, dass es früher mal viel besser gelaufen ist», sagt Sarah Iten. Sie glaubt, das liege vor allem daran, dass ständig etwas los sei, die Leute sich kurzfristig für etwas entscheiden würden und im Grossen und Ganzen vielleicht nicht mehr so «fasnachtsangefressen» seien.

Keine Tal-Zuger in den Berggemeinden

«Ausserdem kommt praktisch keiner von den Tal-Zugern noch in die Berggemeinden für einen Fasnachtsball. Ich habe das Gefühl, das war früher auch noch anders», ergänzt Sarah Iten. Die Ägerer hingegen seien treue Besucher.

Kantonsrat Fabio Iten (CVP) ist seit fünf Jahren OK-Präsident für den Ball der «Möschtliblöser» aus Unterägeri. Unter dem Motto «Absturzgefahr» feiert die Unterägerer Guuggenmusik am Samstag ihr Fest. Dabei hätten sie laut Iten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wie die F’Ägerer.

Etwa 100 sitzen nur in der Kaffeestube

Allerdings seien an den bisherigen «Möblö Partys» die Besucherzahlen etwas schwierig messbar gewesen. «Das liegt daran, dass für die Kaffeestube bisher kein Eintritt bezahlt werden musste», so Fabio Iten. Dadurch sind die Gäste, die sich nur dort aufgehalten haben, nicht genau erfasst. «Ich schätze, das waren jeweils etwa 100 Personen», meint der Kantonsrat.

Dazu seien jeweils ungefähr 200 Guuggenangehörige und 400 Gäste gekommen. Diese Zahlen habe man über die letzten Jahre halten, vielleicht sogar leicht steigern können, meint Fabio Iten. Dafür hätte aber im Bereich Marketing einiges investiert werden müssen.

Das Plakat für die diesjährige «Möblö Party» wirkt vorallem aufgrund der Farbkombination und des Gefahrensymbols auffällig.

Das Plakat für die diesjährige «Möblö Party» wirkt vorallem aufgrund der Farbkombination und des Gefahrensymbols auffällig.

(Bild: zvg)

Die diesjährige Plakatkampagne wirkt auffällig und steht an relativ prominenten Orten. «Abgesehen davon haben wir einige A3-Plakate in verschiedenen Läden aufhängen lassen und Flyer verteilt», sagt Fabio Iten.

«Auf den sozialen Medien sind wir auch aktiv», so der CVP-Mann. Dort sei es aber schwierig, abzuwägen, wie viel Werbung gut ankommt und ab wann die Leute sich genervt fühlen. «Wir haben uns dafür entschieden, die Posts zu bewerben. Dafür teilen unsere Mitglieder nicht jeden Beitrag», erklärt Fabio Iten.

Allgemeine Schlappe bei Festen?

«Ich habe das Gefühl, die Besucherzahlen nehmen nicht nur bei Fasnachtsbällen ab. Bei vielen Jungen hat vielleicht allgemein ein Umdenken stattgefunden», glaubt der 27-Jährige. Wo früher viele jedes Wochenende in den Ausgang gingen, achte die heutige Jugend vielleicht eher darauf, dass sie nicht zu viel trinke.

Weniger Probleme scheinen die «Oohregrööbler» aus Rotkreuz zu haben. Laut Aussagen von Denise Furger, der OK-Präsidentin des «Grööblerballs» haben sie in der Regel genug Leute. Sie hätten in den letzten paar Jahren jeweils etwa 1’000 Personen am Ball gehabt. Damit sei dieser oft ausverkauft gewesen.

Vorfasnacht ist ausschlaggebend

Ausschlaggebend sei die Länge der Vorfasnacht. Wenn diese wie die letzten zwei Jahre eher kurz ist, würden auch die verschiedenen Bälle gesammelter stattfinden, damit verteilen sich die Leute auf die verschiedenen Anlässe. Was weniger Gäste für die einzelnen Feste bedeute, so Furger.

Um die 1’000 Gäste anzulocken, sei auch für die Oohregrööbler einiges an Marketing nötig. «Und natürlich macht jeder persönliche Werbung für den Ball», erzählt Furger.

Hünenberg ist erfolgreich

Neben dem Grööblerball gibt es noch einige andere sehr erfolgreiche Fasnachtsbälle im Kanton Zug. Allen voran der «Chlämmerball» und der «Hammerball» — beide in Hünenberg. Sind die geringeren Besucherzahlen etwa ein reines Problem der Berggemeinden?

Roman Ineichen, Ball-Chef der «Cocoricos», die den Chlämmerball veranstalten, glaubt das nicht. Das eigene Fest sei zwar in aller Regel mit etwa 1’200 Gästen ausverkauft, «wir haben aber auch etwas Glück», meint Inneichen.

Schwindet die Fasnachtsbegeisterung?

Der Chlämmerball findet während der Fasnachtswoche statt und habe sich inzwischen einen Ruf aufgebaut. Es klingt schon fast nach einem Selbstläufer, wenn man Ineichen zuhört, denn im Vergleich zu anderen Guggen machen die Cocoricos eher weniger Werbung für ihren Ball. Drei Plakate, Flyer und einige Posts in den sozialen Medien reichen offenbar.

Das sei aber auch nur bei ihrem Hauptfest, meint Ineichen. Sonst merke man durchaus, dass die Fasnachtsbegeisterung im Kanton schwinde. «Das liegt vermutlich daran, dass sonst sehr viel läuft», meint der Ball-Chef. Im Luzerner Hinterland sei das noch anders, wo ein Fasnachtsball vermutlich das Highlight des Jahres sei.

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