MF Tank gilt als heisser Zuger Rock-Geheimtipp

«Wir können so von der Musik leben wie von der Liebe»

MF Tank bei der Plattentaufe ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

(Bild: Rolf Fassbind)

Was kommt raus, wenn man einen Becher, gefüllt mit Blues, Funk, Rock, Country und einem Schuss Klassik, kräftig durchschüttelt? Genau: Ein Stilmix, der eigentlich gar nicht funktionieren kann – gäbe es da nicht die Zuger Band mit Namen MF Tank.

Am Anfang war ein Trio: Terry Tank, Alex Fierz und Mats Huwyler, allesamt Vollblutmusiker, haben vor rund drei Jahren in Zug ein frisches Bandprojekt aus der Taufe gehoben. Mit im Gepäck: ein Faible für Bluesrock, groovige Rhythmen und sphärische Klänge. Zusammen sind sie MF Tank, ein «stilistischer Schmelztiegel», wie sie selber sagen, dessen wehendes Etikett die Worte trägt: Rock ’n’ Roll mit Soul.

Mittlerweile ist aus dem Trio ein Quartett geworden. Nathalie Schwartz, eine klassisch ausgebildete Pianistin aus Zug, ist seit rund einem Jahr fester Bestandteil von MF Tank. Erst jetzt, so sagen die Musiker, sei die Band komplett. Vor Kurzem haben sie ihre erste Platte «Mood Swings» getauft. Der Statusänderung vom Geheimtipp zum etablierten Live-Act steht nun nichts mehr im Weg. Höchste Zeit also, der Zuger Band den Puls zu fühlen.

Wir treffen die vier in ihrem Proberaum im Lättich in Baar. Redbull und Kaffee zieren den Tisch in der Gemeinschaftsküche. Es steht eine lange Probenacht an.

zentralplus: Ende November 2018 habt ihr euer Debut-Album in der Galvanik getauft. Ein gutes Gefühl?

Alex Fierz: Ein super Gefühl. Es ist cool, wenn du all die Sachen, die dir über längere Zeit im Kopf umherschwirren, komprimiert auf einer Scheibe präsentieren darfst und das Ganze endlich in deinen Händen halten kannst. Ich bin definitiv froh, dass wir das gemacht haben und freue mich noch mehr über die vielen positiven Rückmeldungen, die uns seither erreicht haben.

Mats Huwyler: Das sehe ich genauso. Das Spezielle unserer ersten CD liegt darin, dass diese eigentlich seit über einem Jahr im Kasten ist und es übermässig lange dauerte, bis wir sie veröffentlichten. Dies hatte den schönen Nebeneffekt, dass wir am Taufkonzert sieben zusätzliche Songs spielen konnten, neben den elf, die auf der CD sind. Die Plattentaufe war genial. Endlich, endlich ist das Ding draussen, war bei mir die vorherrschende Gefühlslage.

Terry Tank: Es ist wie eine Arbeit, die du als erfolgreich erledigt ablegen kannst. Das gibt dir schon ein gutes Gefühl.

zentralplus: Was hört man auf der Platte?

Tank: Die Basis ist ganz klar Rock. Der bildet aber lediglich das Fundament, von wo aus es in viele verschiedene Richtungen geht. Das Album ist wie eine musikalische Reise, die dich an diverse Destinationen führt: 70er-Jahre-Rock, Funk, Blues, Soul, Country.

Fierz: Stellenweise klingt die Platte auch ziemlich abgespaced.

Tank: Wir decken ein breites Spektrum ab. Diese Vielfalt rührt auch daher, dass wir musikalisch zum Teil total verschiedene Hintergründe haben. Für das Album sind viele Einflüsse, musikalische Stile und Vorlieben zusammengeflossen. In diesem Sinne haben wir nicht eine klare Linie, die wir fahren.

zentralplus: Das tönt nach vielen potentiellen Reibungspunkten. Verderben zu viele Köche nicht den Brei?

Huwyler: Der Name des Albums ist Programm. «Mood Swings», also Stimmungsschwankungen. Gleichzeitig ist das natürlich ein Teil des Bandprozesses. Bei uns prallen Stile und Generationen aufeinander. Da schwirren schon viele Reibungspunkte durch den Raum. Vor allem aber birgt dies grosses Potential in sich.

MF Tank bei der Plattentaufe von ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

MF Tank bei der Plattentaufe von ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

(Bild: Rolf Fassbind)

zentralplus: Seid ihr zufrieden mit eurem Erstlingswerk?

Huwyler: Eine CD ist wie ein Fussballspiel. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Für den Moment finde ich, dass diese Platte super ist, und ich kann voll dahinterstehen. Aber es gibt schon Punkte, die ich, jetzt als Gitarrist gesprochen, heute anders machen würde.

Fierz: Man entwickelt sich als Musiker ja weiter. Ich finde auch, dass ich bestimmte Stücke bei der Plattentaufe besser, ausgefeilter gespielt habe, als sie auf der CD zu hören sind.

«MF steht nicht für Motherfucking.»

Mats Huwyler

zentralplus: Ihr seid alle in diversen Bandprojekten tätig. Könnt ihr von der Musik leben?

Tank: Wir können so von der Musik leben, wie wir von der Liebe leben können. Hätten wir keine Musik, dann hätten wir auch weniger Antrieb im Leben. Aber klar, finanziell ist das dann schon eine andere Geschichte.

Huwyler: Monetär können wir nicht von der Musik leben, aber emotional schon.

zentralplus: Wie ist MF Tank entstanden?

Tank: Am Anfang war ein Facebook-Chat zwischen Mats und mir. Wir kannten uns vorher nur lose, er spielte in einer Band und ich spielte in einer Band. Wir waren über Facebook befreundet und haben unser Zeug gegenseitig geliked, so wie man das anstandshalber halt so macht. Lacht. Irgendwann begann Mats damit, Leute für ein neues Projekt zu suchen. Deshalb hat er mich angeschrieben.

Huwyler: Das klingt jetzt ein wenig nach Understatement. Ich habe nicht einfach wahllos irgendwelche Leute angeschrieben. Aufgrund der Songs, die Terry unter seinem Profil postete, wusste ich ziemlich genau, wo seine musikalischen Vorlieben liegen und dass es da Gemeinsamkeiten gibt. Er hat einen guten Geschmack. Ich dachte mir, wenn ihm die Songs gefallen, die ich poste, und ich sehe, was er für Songs postet, dann könnte eine Zusammenarbeit interessant sein. Deshalb habe ich Terry für das Projekt MF Tank angeschrieben. Später kam dann noch Schlagzeuger Alex hinzu.

zentralplus: Das Debut habt ihr als Trio eingespielt. Mit Nathalie Schwartz seid ihr heute aber zu viert. Wieso dieser nachträgliche Bandzuwachs?

Nathalie Schwartz: Dass ich dabei bin, war eher Zufall. Ursprünglich komme ich aus der klassischen Musik. Mit Rock hatte ich eigentlich nichts zu tun, ausser dass ich diese Musik privat gerne höre. Mats hat mich 2017 an einem Weihnachtsessen Klavier spielen gehört und mich angefragt, ob ich mir vorstellen könne, als Keyboarderin bei MF Tank mitzutun. Ich fand das sehr verlockend, auch deshalb, weil ich damals ohnehin auf der Suche nach einer Band war. Also haben wir zusammen gespielt.

Huwyler: Wir haben nicht einfach zusammen gespielt, sondern gejammt. Und es hat sofort gepasst. Es war von Anfang an klar, dass eine Orgel zum Sound von MF Tank gehört. Bevor Nathalie zu uns stiess, spielte Terry Keyboard. Er hat sich das irgendwie autodidaktisch angeeignet und spielte zu meinem Erstaunen auch relativ rasch ziemlich versiert darauf. Ein ausgebildeter Pianist ist dann aber schon was anderes. Ausserdem ist Terry Sänger und Bassist. Wir sind froh, Nathalie mit an Bord zu haben, sie bereichert unseren Sound ungemein.

CD-Verlosung

Ihr möchtet MF Tank lieber hören, als über die Band zu lesen? Kein Problem. Wir verlosen fünf handsignierte Ausgaben ihres Debutalbums «Mood Swings». Bis Sonntagnacht kann man hier an der Verlosung teilnehmen.

zentralplus: Was hat es mit dem Bandnamen auf sich?

Tank: Das ist im Grunde eine simple Geschichte. Mein Künstlername ist Terry Tank, neben mir sitzt Herr Fierz, und das da drüben ist Mats.

Fierz: MF Tank ist also die Zusammensetzung aus Vorname, Nachname und Künstlername.

Tank: Das Ganze war die Idee von Mats. Er dachte sich, Tank, das klingt gut, der Bandname muss irgendetwas mit Tank zu tun haben. Am Ende kam MF Tank heraus.

Huwyler: Da steckt also nichts Verruchtes dahinter, auch wenn man das meinen könnte. MF steht nicht für Motherfucking oder ähnliches. Lacht.

«Zug hat eine geile Musikszene mit unglaublich viel Potential.»

Mats Huwyler

zentralplus: Bisher seid ihr mehrheitlich auf Zuger Bühnen aufgetreten. Wie steht es um die Zuger Musikszene?

Tank: Sie existiert und findet statt.

Huwyler: Für mich ist das zu kurz gegriffen. Zug hat eine geile Musikszene und es steckt unglaublich viel Potential da drin.

Tank: Da hast du schon recht. Gerade wenn man bedenkt, wie klein Zug ist, ist hier brutal viel los. Aber ich mag das lokale Denken nicht so. Jede Band möchte ihren Radius erweitern, das ist ja auch bei uns so. Wir spielen gerne in Zug und werden das auch weiterhin tun. Andererseits möchten wir auch in anderen Städten auftreten und auf anderen Bühnen spielen.

Fierz: Es ist aber schon ein hartes Pflaster, da gibt es nichts zu beschönigen. Nicht nur in Zug ist es schwer, überhaupt an Gigs zu kommen. Ohne Netzwerk ist das praktisch unmöglich.

Huwyler: Das stimmt. Das sehe ich auch, wenn ich mich mit anderen Bands austausche. Die haben die gleiche Mühe, an Auftritte zu kommen, gerade wenn ihre Namen nicht so bekannt sind.

MF Tank bei der Plattentaufe von ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

MF Tank bei der Plattentaufe von ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

(Bild: Rolf Fassbind)

zentralplus: Welches ist momentan die aufregendste Band aus Zug?

Fierz: Eindeutig Weibello and the Gang. Auch wenn es um die Band nach dem Sieg an der Sprungfeder 2016 bis zu ihrer Plattentaufe 2018 etwas ruhiger geworden ist, ist es toll, was die machen.

zentralplus: Welche Botschaft(en) wollt ihr mit eurer Musik vermitteln?

Tank: Meine Texte handeln in der Regel von persönlichen Erlebnissen, Ängsten und Bedürfnissen. Da steckt nicht direkt eine Botschaft drin. Ausserdem versuche ich meine Texte so zu schreiben, dass diese nicht zu spezifisch werden, um dem Zuhörer genügend Interpretationsspielraum zu lassen. Ich möchte ihm nicht die Fantasie klauen. Es gefällt mir, wenn du als Zuhörer selbst etwas in den Text hineininterpretieren kannst, so dass du das Gefühl hast, in dem Song gehe es um dich.

Huwyler: Terrys Texte erzählen Geschichten. Sie lösen Bilder in dir aus und nehmen dich mit auf eine Reise. Diese Reise allerdings ist individuell, so auch die Botschaft, die jeder für sich aus dem Text ziehen kann.

zentralplus: Welches war euer bisher bester Auftritt?

Huwyler: Die Plattentaufe in der Galvanik, weil ich da erstmals das Gefühl hatte, dass wir voll und ganz als MF Tank auf der Bühne rockten. Das liegt sicherlich auch daran, dass es unser erstes gemeinsames Konzert mit Nathalie am Keyboard war. An diesem Konzert merkte ich so richtig, dass die Band in dieser Konstellation funktioniert. Das war ein geiles Gefühl.

Fierz: Für mich war es unser erster Auftritt an der Wahu-Bar, ebenfalls in der Galvanik. Das war nur schon deshalb speziell, weil wir erstmals mit unserer Musik aus dem Keller kamen. Ich war damals total nervös. Erst in der zweiten Hälfte des Auftritts hat sich meine Nervosität gelegt. Von da an bin ich voll in unserem Auftritt aufgegangen, durchströmt von Glücksgefühlen, unvergesslich.

Tank: Ich möchte mich da nicht festlegen. An vielen Konzerten stellt sich bei mir ein verdammt gutes Gefühl ein, so gut, dass ich mir in dem Moment sicher bin, dass sich das nicht wiederholen lässt. Beim nächsten Konzert ist es aber wieder so. Ich kann nicht sagen, welches mein bisher bester Auftritt gewesen ist.

Schwartz: Ich schon, nämlich ebenfalls die Plattentaufe. Das war allerdings auch mein bisher einziger Auftritt.

zentralplus: Was ist das letzte, was euch durch den Kopf geht, bevor ihr die Bühne betretet?

Fierz: Ich sage mir ganz einfach: Habe Spass und lächle.

Tank: Ich singe mich ein und schaue, wie ich stimmlich bereit bin. Ansonsten denke ich im Vorfeld gar nicht so viel nach. Je mehr du live spielst, desto mehr weisst du den Moment auf der Bühne zu geniessen. Alles kannst du sowieso nicht kontrollieren. Also musst du versuchen, dich auf das Konzert und auf die Leute im Zuschauerbereich einzulassen. Schlussendlich ist das die Kunst am Performen.

Huwyler: Ich werde jedes Mal müde vor dem Gig, entspannt müde. Mir geht es ähnlich wie Terry: Einfach nicht zu viel denken. Go with the flow. Nicht versuchen, alles zu kontrollieren, sondern bewusst den Kopf leer lassen.

Schwartz: Ich habe mich viel zu intensiv vorbereitet. Obwohl ich die Songs natürlich kannte, habe ich sie akribisch aufgeschrieben, da ich Angst vor einem Blackout hatte. Vor dem Gang auf die Bühne habe ich versucht, mich abzulenken. Erstaunlicherweise war ich gar nicht so aufgeregt, wie ich das erwartet hatte.

zentralplus: Mit wem würdet ihr am liebsten gemeinsam auf Tour?

Tank: Mit Elvis. Dann wäre es unumgänglich, dass auch uns alle kennen würden.

Fierz: Ich bin mit Toto aufgewachsen, die mich musikalisch enorm geprägt haben. Deren Musik kann ich immer hören, egal, wie es mir gerade geht.

Huwyler: Ich finde das eine unheimlich schwierige Frage. Es gibt zu viele gute Musiker, um mich für einen entscheiden zu können.

Schwartz: Cool fände ich eine gemeinsame Tour mit den Imagine Dragons. Oder, wenn auch bereits verstorbene Künstler zählen, mit Michael Jackson. Dann könnten wir noch die eine oder andere Tanzeinlage einbauen.

MF Tank bei der Plattentaufe von ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

MF Tank bei der Plattentaufe von ihres Debuts «Mood Swings» in der Galvanik.

(Bild: Rolf Fassbind)

zentralplus: Wann erscheint das nächste Album von MF Tank?

Fierz: Wir sind dran.

Tank: Noch können wir das terminlich nicht festlegen. Es werden aber sicher weitere Aufnahmen folgen, an Material mangelt es jedenfalls nicht.

Huwyler: Es wird Veröffentlichungen von MF Tank geben, in welcher Form und wann, ist aber noch offen. In erster Linie werden wir im neuen Jahr aber zunächst einmal auf die Jagd nach Gigs gehen.

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