Nach Campinos Stippvisite ins Punk-Gefängnis

Spielen die Toten Hosen am Wochenende im Luzerner Sedel?

Freut sich auf ein Wiedersehen: Sedelchef Gössi mit seinem Geschenk für Campino.

(Bild: hae)

Die Toten Hosen und Luzern: eine kleine Liebelei. Bei seinem Sedeltrip mit zentralplus hat Sänger Campino grossen Spass gehabt. Er wollte Designer Martin Gössi gleich engagieren. Und hat im April bereits angedacht, allenfalls im Ex-Knast eine After-Show zu spielen. Mit Luzerner Bier, versteht sich …

«Ach, dieser Geruch ist Heimat!» Das sagte Campino (56), als er letzten Frühling mit Martin Gössi (53) bei seinem Luzern-Besuch durch die Zellen es Sedel wanderte, tief inhalierte und sich Luzerner Bier servieren liess (zentralplus berichtete).

Der Hosen-Sänger blieb im Frauen-WC hängen, staunte ob all der Punkhelden, die über dem Rotsee schon aufgetreten waren. Und erinnerte sich an Schweizer Bands: «Kleenex und Liliput, das waren Ende Achtzigerjahre unsere Verbindungen zur Schweiz. Und in Zürich gab’s diesen tollen Schallplattenladen beim Wellenberg.»

Vor allem aber war der Hosen-Frontmann hin und weg von den knalligen Postern, die Comicfan und Designer Gössi zu vielen Konzerten gemalt hatte (hier geht’s zu Gössis Portfolio).

«Auf zur Party», scheint Campino auf Gössis Plakat in den Sedel zu laden.

«Auf zur Party», scheint Campino auf Gössis Plakat in den Sedel zu laden.

(Bild: hae)

Ein spezielles mit sich selber im Fussballerdress durfte Campino damals gleich mit nach Hause nehmen. Der fussballverrückte Hosen-Chef, glühender Fortuna-Düsseldorf-Fan, war sehr erfreut: «Toll, Gössi, dass du das mit dem Fortuna-Leibchen, dem schwarzen Totenkopf in Rot-Weiss, hingekriegt hast. Das war das meistverkaufte Trikot nach demjenigen der Bayern.»

Gössis Plakat zur Clubshow

Spontan nahm Campino damals die Kontaktdaten von Martin Gössi auf. Letzte Woche erhielt Gössi eine E-Mail und eine telefonische Anfrage des Hosen-Labels «Jochens kleine Plattenfirma». «Für die einzige verbleibende Clubshow dieses Jahr durfte ich eine Skizze liefern.» Gössi hatte totale kreative Freiheit, «nachdem die Hosen-Crew mehrmals auf meiner Website war und meine Werke für gut befand».

Der Punk und der Fan: Gössi führte den Hosen-Sänger Campino durch den Sedel.

Der Punk und der Fan: Gössi führte den Hosen-Sänger Campino durch den Sedel.

(Bild: hae)

Normalerweise braucht der Designer zwischen 15 bis 20 Stunden für eines seiner Plakate, und die wird er sich dann auch nehmen, wenn seine Ideenskizze mit dem Thema «Entenhausen» für gut befunden wurde. Gössi hatte die Idee in Anlehnung an den Hosen-Song «Entenhausen bleibt stabil» von 1996.

«Hoffentlich nicht das letzte Luzerner Bier, das ich hier trinke …»

Campino

Ob die Toten Hosen nach der Allmend-Show im Sedel auftreten werden, bleibt also möglich, wenn auch wenig wahrscheinlich. Campino jedenfalls war im April vom Club begeistert. In der Bar mit ihren engen Wänden strahlte er: «Den Eindruck, nach Hause zu kommen, hast du immer nur, wenn du in solche Läden blickst. Hier kenne ich den Geruch schon in- und auswendig, obwohl wir noch nie im Sedel waren. Das ist doch der Hammer.»

Beim Blick auf die Kajütenbetten sagte Campino, ideal für die Musiker sei es, «wenn du in ’nem Laden pennen kannst, ohne dass du gleich weitermusst. Das riecht schon schwer nach Party». Und als Partyband sind die Hosen ja bekannt, geben sie doch nebst den Stadiongigs auch gerne Konzerte in privaten Wohnzimmern (siehe Box).

Im Video von 2012 geht die Party in einer Berner Wohnung deftig ab:

Die Wohnzimmerkonzerte

Alle paar Jahre haben die Hosen genug von Stadien – und tingeln durch die Wohnzimmer. Die Regeln sind seit jeher die gleichen: privater Rahmen, tolerante Nachbarn, ein mit Bier gut gefüllter Kühlschrank und ab und an auch mal ein Schlafplatz. 2017 gab es zwölf Stationen in Deutschland, Österreich, Polen und der Schweiz. Etwa 10’000 Bewerbungen in Form eines Hörspiels auf einer Kassette waren eingegangen.

2012 beispielsweise kehrten sie im Partykeller des ehemaligen FC-Bayern-Fussballprofis Jens Jeremies ein. Dieser hatte sich laut Campino «wie jeder andere Arsch auch» beworben und eine Entschädigung dafür gefordert, dass er der Band trotz deren Anti-Bayern-Lieds die Treue hielt und dafür Spott und Häme habe ertragen müssen.

Und wenn Popgrössen wie Prince oder Madonna schon im Zürcher Kaufleuten-Club waren, wieso sollte dann der kleine Campino nicht nochmals im punkigen Sedel vorbeischauen? Zumal sie 2015 nach der Show im Zürcher Letzigrund tags darauf noch im Mascotte-Club vor 500 Fans rockten. Luzerner Hosen-Anhänger werden sich so etwas Ähnliches nicht entgehen lassen, weiss Gössi: «Viele haben sich angemeldet, dass sie nach dem Konzert um Mitternacht noch auf ein Bier hoch ins Gefängnis kommen.»

Der Sedelchef hat vorher noch die Ehre, den Samstagnachmittag auf der Allmend als DJ einzuleiten und -läuten: «Punk-Klassiker sind gefragt.» Welche drei wichtigsten Stücke wird er von 13.30 Uhr an spielen? «Complete Control» von The Clash; «Nobody’s Hero» der Stiff Little Fingers und als Lokalpatriot «Ech well frei si» der Luzerner Crazy.

Das dürfte Campino gefallen. Und vielleicht doch den Abstecher an den Rotsee wagen? Im April jedenfalls musste er beim Prosten nicht lange überlegen: «Und dann hoffen wir, dass das nicht das letzte Luzerner Bier ist, das ich hier trinke …»

zentralplus ist Medienpartner von Good News Events.

 

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