Intendant von Peter verlässt Luzerner Theater

Reaktionen auf Abgang: «Seine Begeisterung für das Theater war ansteckend»

Benedikt von Peter zieht es nach Basel, in Luzern bedauert man den Verlust.

(Bild: zvg/Kevin Graber/David Roethlisberger)

Seit Dienstagmorgen ist es definitiv: Der Intendant Benedikt von Peter verlässt das Luzerner Theater bald Richtung Basel. Der Verlust ist seinem grossen Erfolg geschuldet, sind sich Verantwortliche in Kultur und Politik einig. Auch sein politisches Engagement wird gelobt.

Benedikt von Peter zieht es in die Kulturmetropole am Rhein: Der Intendant verlässt das Luzerner Theater und wechselt ans Theater Basel (zentralplus berichtete). Die Saison 2020/2021 – seine fünfte in Luzern – wird ein Übergangsjahr sein, in dem er sowohl in Basel als auch Luzern tätig sein wird. Somit bleibt Benedikt von Peter dem Luzerner Theater noch drei Spielzeiten erhalten.

Überrascht sind die wenigsten, aber durchs Band bedauern Beteiligte den Abgang des Mannes, der frischen Wind und neue Ideen auf den Theaterplatz Luzern brachte. Doch Benedikt von Peters Tempo und sein Ideenreichtum haben das behäbige Luzern auch überfordert, das gibt von Peter selber zu: «Ich denke, es ist schwierig, einen derartigen Output über viele Jahre aufrechtzuerhalten», sagte er zur «Luzerner Zeitung». Er sei nicht der Typ, der 20 Jahre an einem Ort bleibt.

Stark gesteigertes Interesse

Stadtpräsident Beat Züsli ist nicht überrascht, hatte aber gehofft, dass der Intendant über die vertraglich vereinbarte Zeit in Luzern bleiben würde. «Der Erfolg, den er in Luzern hat und hoffentlich noch die nächsten Jahre hier haben wird, wurde breit wahrgenommen», sagt Züsli auf Anfrage. Dass dies zu entsprechenden Angeboten von grösseren Städten und Theatern führen würde, sei absehbar gewesen.

«Er hat mit faszinierenden Aufführungen ein neues Publikum erreicht.»

Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern

«Das in den letzten beiden Jahren stark gestiegene Interesse an den Aufführungen des Luzerner Theaters ist unmittelbar mit seiner Intendanz und seinem Team verbunden», sagt Züsli, der als Vorsteher der Bildungsdirektion zusammen mit Regierungsrat Reto Wyss den Zweckverband Grosse Kulturbetriebe präsidiert.

Neue Aufbruchsstimmung

Züsli ist zudem überzeugt, dass die Aufbruchsstimmung, die der Intendant seit 2016 am Luzerner Theater ausgelöst hat, sein grösstes Verdienst ist. «Er hat mit interessanten und faszinierenden Aufführungen ein neues Publikum erreicht und eine intensive Zusammenarbeit mit vielen Gruppierungen in Stadt und auf dem Land initiiert.»

Die Stadt hofft jetzt auf eine gute Nachfolgeregelung, auch wenn für die öffentliche Hand derzeit die Planung einer neuen Spielstätte anstelle des alten Theaters an der Reuss die grössere Baustelle ist. Hier liegt der Ball aktuell beim Kanton.

Von links: Beat Züsli (Stadtpräsident), Reto Wyss (Regierungsrat), Eva Laniado (IG Kultur).

Von links: Beat Züsli (Stadtpräsident), Reto Wyss (Regierungsrat), Eva Laniado (IG Kultur).

(Bild: zvg)

Unverkrampfte Zusammenarbeit

Bildungs- und Kulturdirektor Reto Wyss ist ebenfalls der Meinung, dass die Ausstrahlung des Luzerner Theaters unter Benedikt von Peter stark gewachsen sei. «Es ist ihm schnell gelungen, hier etwas zu bewirken und das Theater neu zu positionieren.» Die Kehrseite davon, so Wyss: «Die grosse Beachtung hat dazu geführt, dass man schnell auf ihn aufmerksam geworden ist und ihn abgeworben hat.»

«Er ist rausgegangen und hat auf eine unverkrampfte Art die Zusammenarbeit gesucht.»

Reto Wyss, Regierungsrat Luzern

Wyss findet es schade, dass der Intendant Luzern nach dieser kurzen Zeit wieder verlässt. Er hätte sich mehr Kontinuität gewünscht, hofft aber, dass die gewonnene Attraktivität hilft, eine gute Nachfolge zu finden. «Benedikt von Peter hat gezeigt, dass man in Luzern etwas bewegen kann und dass man gute Möglichkeiten hat», so der Regierungsrat.

Von Peters Verdienst will Reto Wyss nicht auf einzelne Produktionen reduzieren, sondern allgemein auf die Öffnung und den frischen Wind, den der Intendant nach Luzern gebracht habe. «Er ist rausgegangen und hat auf eine unverkrampfte Art die Zusammenarbeit mit ganz verschiedenen Seiten gesucht, und das ist ihm gut gelungen», so Wyss. Er hofft nun, dass von Peter dies in der verbleibenden Zeit weiter ausschöpft.

Ansteckende Begeisterung

Bei der IG Kultur schliesslich ist Bedauern angesagt: «Benedikt von Peter hat viele neue Impulse gebracht und Veränderungen im Haus und in der Szene angestossen, von denen wir gerne noch lange mehr gesehen und erlebt hätten. Seine Begeisterung im und für das Theater war ansteckend», sagt Geschäftsleiterin Eva Laniado.

Der Intendant habe sich stark für das Luzerner Theater engagiert, auch im Hinblick auf die Zukunft und ein mögliches neues Haus. Zudem habe von Peter auf ein stärkeres Zusammenrücken zwischen der Institution und der Freien Szene hingewirkt.

«Er weckte die Lust und die Neugier am Theater wieder, die in den Jahren vor ihm etwas eingeschlafen waren.»

Eva Laniado, Geschäftsleiterin IG Kultur

Laniado erwähnt Inszenierungen wie den «Rigoletto» in der Viscosi. «Benedikt von Peter experimentierte mit verschiedenen Aufführungsformen, holte starke Spartenleiter ans Haus und weckte mit all dem die Lust und die Neugier am Theater wieder, die in den Jahren vor ihm etwas eingeschlafen waren.»

Der Intendant habe es verstanden, auf die Bevölkerung zuzugehen, statt sie abzuschrecken, sei immer offen gewesen, die gesamte Kulturszene zu unterstützen, und habe sich gegen die politische Situation im Kanton gewehrt.

Laniado hätte sich ein längeres Engagement in Luzern erhofft, zeigt aber Verständnis für den logischen Schritt an das renommierte Haus in Basel. «Wir hoffen, dass er in der verbleibenden Zeit in Luzern viele weitere spannende Projekte verwirklicht und auch politisch gemeinsam mit Birgit Aufterbeck Sieber ein neues Theater voranbringen kann», so die IG-Kultur-Geschäftsleiterin.

Der Intendant über die kommende Spielzeit am Luzerner Theater:

Bitterer Verlust

Dass von Peters Arbeit weit über Luzern hinausstrahlt, bestätigt auch die Theaterkritikerin Dagmar Walser, die den Abgang für Luzern als «bitter» bezeichnet. «Was Benedikt von Peter dort in gerade mal zwei Jahren in Bewegung gesetzt hat, ist beeindruckend», so Walser in einem Kommentar bei SRF. Mit neuen Formen, einem aktiven Zugehen auf die Stadt und vielen künstlerischen Experimenten habe er neues Publikum angezogen und auch überregional für Aufsehen gesorgt.

Der frühe Abgang von Peters zeigt: Luzern hat an Ausstrahlung gewonnen, spielt aber im Theater nicht in der obersten Liga. Wenn ein Grosser lockt, dann muss man die Verantwortlichen ziehen lassen. Die Hoffnung besteht, dass wieder ein junger Intendant – oder noch besser eine Intendantin – nachrückt. Das kann auch eine Chance sein für Luzern. Auch wenn die Fussstapfen gross sind und das Tempo beträchtlich ist, das von Peter vorgab.

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