Theater Casino Zug setzt nicht nur auf Kultur

Gastronomie spielt auf der Casino-Bühne mehr als die Nebenrolle

Samuel Steinemann, Intendant des Theater Casinos Zug.

(Bild: mbe.)

Bilanz nach einem Jahr: Die Renovation des Theater Casinos Zug hat mehr Besucher an die Veranstaltungen der Theater- und Musikgesellschaft Zug gelockt als erwartet. Deshalb setzt das Haus weiter auf Spektakel und bindet die Gastronomie stärker ein – indem es etwa kulinarische Vorlieben der Künstler spiegelt.

Es ist nicht nur der aufwendig renovierte Festsaal des Theater Casinos Zug, welcher der Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ) im vergangenen Jahr mehr Besucher beschert hat – und auch nicht nur die neuen Sitze im grossen Saal, die verbesserte Bühnentechnik oder das aufgemöbelte Restaurant. «Wir glauben auch, dass verbesserte Werbung dazu beigetragen hat», sagt Intendant Samuel Steinemann, «und ein attraktives Programm.»

Fakt ist, dass die TMGZ, nachdem sie während der Erneuerungsarbeiten eine Spielzeit lang im Exil war und auf alternative Spielorte auswich, in der abgelaufenen Saison beim Publikum um einiges besser angekommen ist als geplant. «Wir liegen deutlich über dem Budget», sagt Steinemann, der den Aufwärtstrend im Herbst gleich fortsetzen will.

Wenn Mozart auf Breakdance trifft, wird das zum Erlebnis nicht nur für die Ohren, sondern auch fürs Auge.

Wenn Mozart auf Breakdance trifft, wird das zum Erlebnis nicht nur für die Ohren, sondern auch fürs Auge.

(Bild: Jonathan F. Kromer)

Für Ohren und Augen

Dabei setzt er drei Schwerpunkte. Wie schon in den letzten Jahren bietet die TMGZ einheimischen Künstlern eine Bühne – beispielsweise der Akkordeonistin Patricia Draeger, den verschiedenen ambitionierten Chören aus Zug – oder auch dem einheimischen Kammerorchester Zuger Sinfonietta, welches unter dem Dirigat von Mario Venzago auftreten wird. Venzago (70) ist einst in Zug aufgewachsen und hat dann eine internationale Karriere als Kapellmeister gemacht.

 

Dann lebt Steinemann, der nun schon bald ein Jahrzehnt das Programm im Casino Zug gestaltet, weiter seine Liebe zum Crossover aus. Vor langer Zeit hat er mit der Veranstaltungsreihe «Casino on Stage» Klassikkonzerte mit Discos kombiniert.

Daneben holt er immer wieder Veranstaltungen ins Casino, in denen verschiedene Genres kombiniert werden – im Herbst etwa eine Breakdance-Truppe, die zu Musik von Wolfgang Amadeus Mozart tanzt. Oder im kommenden Frühling ein Kammerorchester, das mit choreografischem Spiel aufwartet.

Poetry Slam mit Sushi

«Ich liebe es, mich der Musik auf neue Weise zu nähern», sagt Samuel Steinemann, der ausserdem die Zusammenarbeit mit der Restauration verstärkt – und diese ins Programm integriert. Auch dies ist eine Entwicklung, die vor einiger Zeit begonnen hat: Jazzkonzerte in der Bar des Casinos gibt’s schon eine Weile. Auch dass im Restaurant an bestimmten Kulturabenden themenbezogene Menüs angeboten werden.

 

Ausserdem hat Steinemann am letzten Casino-on-Stage-Anlass im März mit einem gastronomischen Erlebnis verquickt – statt Klassik und Tanz gab’s da einen Sushi-Workshop kombiniert mit Slam Poetry.

Lieblingsdrinks der Künstler

Diesen Weg will das Casino Zug weitergehen. «Künftig gibt’s vor den Veranstaltungen zum Apéro immer auch die Lieblingsdrinks der Künstler», so Steinemann. Bei einem neuen Format steht ausserdem das Essen eindeutig im Vordergrund. An drei Daten im November veranstaltet sie ein «Dinner-Spektakel», bei dem im Festsaal ein Viergangmenü mit Kabarett, Theater und Klamauk zu einer dreistündigen Schau kombiniert wird.

Davon, dass sich die TMGZ – einst kultureller Alleinversorger der Stadt Zug – zusehends zum Eventveranstalter entwickelt, will der Intendant nichts wissen. «Eventveranstalter» klinge abschätzig, man wolle den Gästen einfach vielseitige Erlebnisse bieten.

 

Ein Highlight: malischer Blues

Steinemann verweist auf das Programm, das auch kommende Saison Musik und Theater in verschiedener Form nach Zug bringen wird. Auffällig daran ist, dass neben den Garanten für ein volles Haus – in der Regel Kabarett oder leichtes Theater – Trouvaillen aus dem Bereich der Klassik hervorstechen. Pianisten wie die beiden Kanadier Jan Lisiecki und Marc-André Hamelin oder der Türke Fazil Say rechtfertigen eine Reise nach Zug selbst für Luzerner oder Zürcher, die an ihren Wohnorten häufig hochklassige Musik geboten bekommen.

«Ich komme von der Klassik her», sagt Samuel Steinemann, der früher Geschäftsführer der Lucerne Festival Strings war. «Das will ich nicht verleugnen, sondern gebe mir Mühe, möglichst authentisch zu sein.» Was auch ein Gewinn ist, wenn Steinemann sich im Jazz oder der World-Music umsieht. Dies zeigt sich auch im kommenden Herbst, wenn Fatoumata Diawara auftritt. Die Malierin begann ihre Karriere als Schauspielerin, bevor sie als Singer-Songwriterin zu einer der interessantesten Künstlerinnen Westafrikas wurde.

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