B-Sides-Gründer weibelt für lokale Musiker

Luzerner Musikszene erhält eine Vitamin-B-Pille

Marcel Bieri wird nach zehn Jahren B-Sides kürzer treten.

(Bild: Urs Arnold)

Marcel Bieri, der ehemalige Geschäftsführer des B-Sides-Festivals, will die Luzerner Musikszene auf Erfolg trimmen. Dank Geld vom Kanton und privaten Geldgebern soll das Pilotprojekt «Other Music» ein umfassendes Netzwerk für die Szene schaffen. Geplant sind unter anderem eine regionale Musiknews-Plattform und Beratungsangebote.

Marcel Bieri hat mit seinem Konzept «Other Music Luzern» die Jury überzeugt: Der Mitbegründer des B-Sides will in den nächsten drei Jahren mit öffentlichen Geldern die Luzerner Musikszene bekannter machen. Für Bieri steht dabei erst einmal die Vernetzung zwischen Bands, Labels, Veranstaltern und Geldgebern im Fokus.

«Meine Erfahrung aus den vergangenen Jahren als Festivalveranstalter hat mir gezeigt: Es ist entscheidend für Musikschaffende, dass sie im richtigen Moment den passenden Leuten bekannt gemacht werden.» Laut Bieri könne das den Unterschied machen, ob regional bekannte Musiker wie Hanreti oder Pink Spider auch in Lausanne, Zürich oder gar international Erfolg hätten.

Dank Kontakten zu internationalen Projekten

Er und das gesamte Team rund um das Festival auf dem Sonnenberg habe sich gezielt auf diese Aufgabe vorbereitet. «Wir sind sehr dankbar für diese Chance», sagt Bieri. Mit «Say Hi!» hat er gemeinsam mit Festivalleiterin Jennifer Jans bereits 2015 eine Vernetzungsplattform ins Leben gerufen. Beispielsweise steht dort derzeit eine Kooperation mit Helvetiarockt, welche Frauen in der Branche stärken will, an. In diesem Rahmen werden rund zehn Personen aus dem Musikbusiness eingeladen, die je wiederum eine Musikerin einladen.

«Ohne Spitze keine Breite und ohne Breite keine Spitze.»

Marcel Bieri, Other Music Luzern

Dass mit der Vernetzung interessante Projekte auf internationaler Ebene entstünden, zeige sich am Beispiel der Luzerner Band «Schnellertollermeier». Hier konnte Bieri die Musiker in Montreal mit dem Booker Michaël Bardier bekannt machen. Das habe sehr gut gepasst – jetzt rede man über eine mögliche Zusammenarbeit.

Nicht nur Eliteförderung im Blick

Geht es Bieri nur um Mainstream und Eliteförderung? «Ganz klar nicht. Ohne Spitze keine Breite und ohne Breite keine Spitze», legt Bieri als Leitspruch fest. «Ich bin in den vergangenen Jahren sehr oft auf Reisen gewesen und habe dabei viele Persönlichkeiten im Business kennen gelernt», sagt er. Diese Kontakte wolle er nun gezielt einsetzen. Other Music sei dabei auch zur Stelle, wenn weniger bekannte Bands Fragen hätten. «Es sollte für Luzerner Musiker selbstverständlich werden, dass sie neben der künstlerischen Arbeit auch wissen, wie sie erfolgreich netzwerken können.» Oft fehle hier Erfahrung, Zeit und Energie. Wenn aber die richtigen Werkzeuge und die entsprechende Hilfestellung vorhanden seien, könne sich der Erfolg in diesem Bereich schneller einstellen.

Ein weiteres Projekt, das er mithilfe von Other Music auf die Beine stellen wolle, sei eine Webseite zur Luzerner Musiklandschaft. «Leider gelangen viele spannende Geschichten nicht an die Öffentlichkeit», sagt Bieri. Insbesondere, weil die Medien zunehmend im Ressort Kultur sparten und weniger Experten zur Verfügung stünden, welche das Geschehen umfassend im Blick hätten. Abhilfe soll die Webseite schaffen, auf der regelmässig Beiträge über Luzerner Bands und das regionale Musikbusiness publiziert werden. Um die Webseite zu bewirtschaften, suche er nun einen Grafiker und eine PR-Verantwortliche.

Auch Untergrund-Labels sollen profitieren

Other Music Luzern steht während der dreijährigen Pilotphase ein Budget von mindestens 60’000 Franken pro Jahr zur Verfügung, welche der Kanton, die Stadt Luzern, die Regionalkonferenz Kultur und die Albert-Koechlin-Stiftung beitragen. Die Plattform wird auf unabhängiger Basis als Verein organisiert. Bieri wird ausserdem versuchen, zusätzliche Fördergelder zu sammeln. Unter anderem erhofft er sich auch Unterstützung von der Kulturstiftung Pro Helvetia. «Die Verantwortlichen sind sehr interessiert an Know-how in den Regionen und stehen offen für eine Zusammenarbeit», ist er überzeugt.

Profitieren sollen nicht nur Bands, sondern auch Labels im Untergrund. Oft arbeiteten diese für spannende Künstler – für eine erfolgreiche Vermarktung fehle es aber am Geld. Hier sei der Kontakt zwischen Geldgebern und Labels über Other Music Luzern hoffentlich eine wertvolle Stütze.

Seine Gesamtverantwortung für das B-Sides hat Bieri in den letzten drei Jahren schrittweise abgegeben (zentralplus berichtete). Bis auf Weiteres ist er dort noch im 30-Prozent-Pensum fürs Booking und die Vernetzung angestellt.

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