«Die Bank-Räuber» im Kleintheater Luzern

Schmunzeln bei Beat Schlatter – doch die grossen Lacher blieben aus

Caspar Lamm junior (Beat Schlatter) erinnert sich mit Eberhard (Andreas Matti) an ihre erste Begegnung an der Olma.

(Bild: Daniela Herzog)

«Die Bank-Räuber», eine Komödie von Stephan Pörtner und Beat Schlatter, sorgte am Donnerstagabend für heitere Stimmung im Kleintheater. Trotz schauspielerischer Glanzleistung wurde aber wenig Tiefgang und nichts Neues geboten. Auch Roger Federer konnte das Steuer nicht herumreissen.

Caspar Lamm junior (Beat Schlatter), CEO der Privatbank Lamm in vierter Generation steht in seinem rustikal eingerichteten Büro und spielt mit einer Drohne. Sie will nicht richtig steigen. Auch Lamm befindet sich nicht gerade auf Aufstiegskurs und scheint irgendwie von einem anderen gesteuert zu werden.

Der ernste Blick seines Vaters sitzt ihm nämlich ständig im Nacken. Das Portrait des alten Herrn thront gross hinter Juniors Schreibtisch. Plötzlich klopft es an der Tür. Die Sekretärin Frau Berisha (Anja Martina Schärer) kündigt den Erfinder Eberhard (Andreas Matti) an und lässt mit ihm nicht nur einen verzweifelten Bittsteller ins Haus, sondern auch gleich Lamms unterdrücktes Erfinder-Ich.

Dass der Bankdirektor selber unter Geldnöten leidet, weil er, als Hauptsponsor des «Life at Sunset Festivals» in Zürich, dem diesjährigen Hauptact Rod Stewart die Gage von einer Million bereits im Voraus zu bezahlen hatte und dafür die historischen Goldbarren aus dem Tresor plündern musste, erfährt Eberhard dann auch gleich. Nur zu dumm, dass gerade am folgenden Wochenende der alljährliche Fototermin mit Senior Lamm vor dem offenen Tresor für den Geschäftsbericht stattfinden soll.

Als dann der vorgetäuschte Banküberfall schiefgeht und zu allem Ärger noch Frau Suter (Bettina Dieterle) vom Kinderdorf Pestalozzi für die defekte Heizung 900’000 Franken benötigt, ist das Schlamassel perfekt. Da greift Lamm zum Hörer und zu einer Lösung, «die ein vernünftiger Mensch nie machen sollte: Kredit aufnehmen bei der UBS.»

Durchzogener Humor

Es gibt sie also, die humoristischen Pointen im Stück, die immer mal wieder das Publikum zum Schmunzeln bringen. Die richtig grossen Lacher bleiben aber mehrheitlich aus. Viele Sprüche sind eher etwas abgelutscht und alt.

Es wird vor allem mit klischierten Figuren (zum Beispiel der schleimige, hintertriebene UBS-Banker Alain Küng, gespielt von Pascal Ulli), Übertreibungen («Nur wenn die Kinder ganz nah aneinander stehen, erfrieren sie nicht.») und Kontrasten (Eine Million für Rod Stewart am Life at Sunset vs. 800 Franken für Beatrice Egli am Turnfest) gearbeitet.

Und doch findet sich im Stück auch eine tolle Situationskomik, so beispielsweise als der UBS-Banker Alain Küng unbewusst gestikulierend auf den Tresor haut und Lamm jedes Mal vor Schrecken zusammenzuckt, aus Angst davor, dass der Tresor sich öffnen und das Loch in seiner Kasse für alle sichtbar werden könnte.

Anspielung auf die Vollgeld-Initiative?

Sehr schön wurden die VIP-Tickets für das Rod Stewart-Konzert humoristisch eingeflochten. Lamm hat nämlich nur zwei Stück und verspricht sie allen zugleich; Frau Suter zur Ablenkung und Alain Küng, damit er den Kredit bewilligt. Und eigentlich sind die Tickets aber Roger Federer versprochen, der sich dann auch noch telefonisch tatsächlich einschaltet und seine Empörung kundtut.

Die Tickets könnten auch als Symbol für das Geld betrachtet werden: Alle meinen, sie hätten tatsächlich das Geld auf der Bank und es gehöre ihnen, in Wirklichkeit schiebt der Banker das immer Gleiche einfach hin und her. Eine Anspielung auf die Vollgeld-Initiative?

Schauspielerisch stark

Die Schauspieler können ihren grossen Namen gerecht werden. Schlatter überzeugt als grosskotziger und doch sensibler Bankenchef. Schön gespielt ist die Szene, in der er von seiner Sekretärin in die Zange genommen wird. Ein Zucken und Zittern breitet sich dabei auf seinem Gesicht aus.

Toll ebenfalls Andreas Matti als Eberhard, der nicht nur mit inbrünstigen berndeutschen Schimpfwörtern («Du Saumoore du») und mit dem Verfremdungseffekt des Thurgauer Dialekts für Lacher sorgt, sondern auch als verdutzter und etwas unbeholfener Betreuer von Rod Stewart gut dasteht.

Auch Bettina Dieterle verkörpert die widersprüchliche Figur der Frau Suter, die sich einerseits zwar für das Pestalozzi Kinderdorf einsetzt, gleichzeitig aber im schicken Kostüm und schnellen Audi unterwegs ist, mit ihrem «bebbigem Baseldytsch» auf freche und pfiffige Art.

Die beste Leistung des Abends zeigt jedoch Anja Martina Schärer als gewissenhafte Moralapostelin und Sekretärin Frau Berisha. Ihre betrunken lallende Einlage wird dann auch mit einem herzlichen Applaus gewürdigt.

Die Story wendet sich schliesslich für alle zum Guten und zu Rod Stewarts «We are sailing» schlendern Lamm und Eberhard einer glücklichen Zukunft entgegen. Ein etwas seichter Schluss, der vielleicht sinnbildlich für das ganze Stück steht. Es ist unterhaltsam, aber mehr auch nicht.

Weitere Einblicke erhalten Sie in der Bildergalerie:

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon