Das Genuss-Film-Festival ist eröffnet

300 Gäste: Selbst gestandene Gastronomen werden da nervös

Michèle Meier kocht am Donnerstagabend für ganze 300 Menschen.

(Bild: wia)

Am Donnerstagabend ging das Genuss-Film-Festival-Zug in die vierte Runde. Und während wir von Gourmets nur so umgeben waren und leckere Gerichte aufgetischt bekamen, wollten wir von den Profis wissen, an welchen Gerichten sie selber scheitern.

Zum vierten Mal versammelt sich am Zugersee all jene, die sich über gute Filme und gute Gastronomie freuen. Darunter auch einige mit Rang und Namen. Höhepunkte der Woche sind die im Kino Seehof gezeigten Filme sowie die Speisen, die im Pavillon am See serviert werden.

Die uneingeschränkte Seesicht muss vorerst jedoch warten. Denn vor dem kulinarischen gibt’s erst einmal den filmischen Genuss. Und dazu gleich die erste Award-Übergabe im Rahmen des diesjährigen Genuss-Film-Festivals (siehe Box).

And the Film Award goes to...

Der «Genuss-Film-Award», der für die Arbeit in den Bereichen Film, Literatur und Medien rund ums Thema Genuss vergeben wird, geht heuer an die Schauspielerin Vera Bommer. Die gebürtige Zugerin ist nicht nur aus der «SRF»-Serie «Der Bestatter» bekannt, sondern auch aus der aktuellen Sendung «Seitentriebe». Daraufhin zeigen die Veranstalter den Film «Schumanns Bargespräche».

Raffinierte Präzisionsarbeit

Der Film schürt nicht nur den Durst nach einem guten Tropfen, sondern auch nach tollem Essen. Weshalb die Genuss-Gäste denn auch nach und nach in den Pavillon tröpfeln. Das Essen kommt am Donnerstagabend aus der Kelle der «Blinker»-Betreiber Hubert Erni und Michèle Meier. Wobei hier – trotz der 300 anwesenden Gäste – nicht mit der grossen Kelle angerührt wird. Die Welcome-Häppchen entstanden in raffinierter Präzisionsarbeit.

In der Küche liegen Rauchforellencrostini, mediterrane Crêperouladen, Curry-Poulet-Taschen und Sushirollen militärisch genau angeordnet und warten auf ihren grossen Auftritt. Und der kommt bald.

Crab Cakes, Gemüse-Sobanudelsalat, Asiavinaigrette, geröstete Erdnüsse – es schmeckt so gut wie's klingt.

Crab Cakes, Gemüse-Sobanudelsalat, Asiavinaigrette, geröstete Erdnüsse – es schmeckt so gut wie’s klingt.

(Bild: wia)

Zuvor schnappen wir uns jedoch Hubert Erni, wir wollen ihn nämlich ausquetschen. Ist der Restaurantbesitzer doch einer, der sich gut ausquetschen lässt und in Zug dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er erzählt: «Vor solchen Caterings bin ich immer noch nervös, denn Flying Dinners wie dieses hier sind schwierig zu planen.» Doch sei diese Spannung etwas Gutes, ja sogar nötig.

Hubert Erni, Hand aufs Herz!

«Die Gelassenheit braucht’s erst am Anlass selbst. Denn immer muss man einen Plan B im Köcher haben, falls etwas schief geht», so Erni. Seine Nervosität ist mittlerweile weg und hat sich in Zuversicht verwandelt. «Wir können hier nichts Wahnsinniges machen, keine Pinzettenküche, wie ich sie nenne», sagt Erni. Eher müssen die Gerichte «Back to the Roots» sein. Gerichte, die sich gut vorbereiten lassen und stehend, mit Gabel und Löffel essbar seien.

Bei aller Perfektion, die uns hier umgibt, kommen wir nicht umhin, auch ans Unperfekte zu denken. Hubert Erni, Hand aufs Herz. Wann ist Ihnen in der Küche zum letzten Mal etwas misslungen? «Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern», sagt Erni. Und das habe auch seinen Grund: «Wenn ich privat für Leute koche, bereite ich das jeweils gut vor. Oder besser gesagt, ich lasse mir die Speisen im Blinker von meinen Leuten vorbereiten. So muss ich alles nur noch à la minute zu Ende kochen. Da kann fast nichts schief gehen.»

Privat kocht sie selten

Auch Blinker-Köchin Michèle Meier erwischen wir kurz während einer ruhigen Minute in der Küche. Ihre Herausforderung heute: «Das Timing. Dass man alles rechtzeitig heiss hat und nach vorne schickt.» Bei 300 Menschen sei man eigentlich immer am Rennen.

Bei unserer Frage nach ihrem letzten misslungenen Gericht muss auch sie lange nachdenken. Und kommt dennoch auf keine Antwort. «Privat koche ich sehr selten. Und wenn, dann einfache Gerichte. Ich mag sehr gern Schmorbraten, eigentlich fast lieber als Rindsfilet. Ausserdem mag ich selbstgemachte Pasta», sagt Meier.

«Es ist schon vorgekommen, dass mein Essen so scharf war, dass es die andern nicht essen konnten.»

Matthias Luchsinger, Gesamtleiter des Festivals

Matthias Luchsinger, der Gesamtleiter des Genuss-Film-Festivals, wechselt hier ein paar Worte, schaut da zum Rechten. Auch wenn er kein Sternekoch ist, trifft man ihn zwischendurch trotzdem in der Küche. Seine Lieblingsmenüs? «Italienische Pastagerichte und Thailändisches.» Auf unsere Frage nach dem letzten Kochdesaster sagt er: «In der Vergangenheit ist es ein paar Mal vorgekommen, dass ich das Essen so scharf gewürzt habe, dass es die andern nicht essen konnten. Aber man lernt aus seinen Fehlern.»

Matthias Luchsinger ist der Gesamtleiter des einwöchigen Zuger Anlasses.

Matthias Luchsinger ist der Gesamtleiter des einwöchigen Zuger Anlasses.

(Bild: wia)

Roland Wismer, Präsident des Verein Genuss-Film-Festival, fällt die Antwort leicht: «Es kann schon mal vorkommen, dass mir die Milch auf dem Herd morgens anbrennt.»

Der Ex-Rütli-Betreiber kocht nur noch für Freunde

Viele altbekannte Zuger Gesichter sind am Festival-Opening zu sehen. So auch einer, der aus der währschaften Gastronomie kommt. Otto Zenger hat während 24 Jahren das Rütli geführt. Heute kocht er zwar noch, aber vor allem im Rahmen des Vereins «Kochen für Freunde». Hört man ihm zu, wie er über seine letzten Gerichte spricht, weiss man: Das Kochen macht ihm nach wie vor riesigen Spass. Auch das Experimentieren. «Auch wenn ich manchmal etwas zwei-bis dreimal ausprobieren muss, bis es klappt. So etwa die Urner Beenlisuppe, die ich letzthin in Form einer kalten Terrine gemacht habe», sagt der stämmige Mann schmunzelnd.

Das Gericht, das Stadtrat Urs Raschle immer gelingt: «Spaghetti Carbonara!»

Das Gericht, das Stadtrat Urs Raschle immer gelingt: «Spaghetti Carbonara!»

(Bild: wia)

Last but not least blieb auch die Classe Politique Zugs dem Anlass nicht fern. Die Stadträte André Wicki und Urs Raschle sind zugegen und auch Frau Landamann Manuela Weichelt ist im Gewimmel auszumachen. Auf die Frage, was Raschle letzthin in der Küche misslungen sei, kann er keine Antwort liefern. Umso schneller kommt die Antwort, was ihm denn immer gelinge: «Spaghetti Carbonara. Das habe ich schon für viele Leute gekocht und es geht nie schief.»

Das gibt’s heute jedoch nicht. Oh nein. Gerade werden die Crab Cakes auf Gemüse-Sobanudelsalat und mit gerösteten Erdnüssen serviert. Genug gefragt. Jetzt wird gegessen. Und wie.

 

zentralplus ist Partner vom Genuss Film Festival.

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