«gango luege» wird zu «gango fäschte»

Luzerner Filmduo vor Schritt in Professionalität

«gango luege» wird anlässlich ihres zweijährigen Bestehens zu «gango fäschte»: Jonas Blaser und Nicolas Sigrist freut's.

(Bild: gango luege)

100 Filme in zwei Jahren: Die Luzerner Nicolas Sigrist und Jonas Blaser von «gango luege» blicken auf eine produktive Vergangenheit zurück. Anlässlich seines zweijährigen Bestehens wird das Duo von Euphorismus getrieben. Nun heisst es «gango fäschte» – denn bald möchten sie sich voll und ganz dem Filmen widmen.

«Wir hören immer wieder von unseren Kunden, dass wir nicht so verbockte und steife Typen sind. Wir sind locker, entsprechen wohl nicht immer der Etikette oder dem, was ein Manager gewohnt ist», erklärt Nicolas Sigrist (31). Gemeinsam mit seinem Kumpanen Jonas Blaser (30) hat er in den vergangenen zwei Jahren schon mehr als 100 Filme gedreht.

Die Mentalität der Jungs widerspiegelt sich auch im Namen ihrer Firma. Alles andere als verbockt und verbissen, haben sie sich «gango luege» getauft. Sigrist und Blaser konzipieren und produzieren Firmen-, Musik- und Hochzeitsvideos sowie Dokumentationen und Kurzfilme. Untergemietet sind sie im Luzerner Kreativstudio der Filmerproduktion «ahundredandten».

Das Atelier der beiden befindet sich an der Güterstrasse – umgeben von zwei Terrassen. Eine, auf der man der Morgensonne frönen kann, eine andere, auf der sich die beiden das Feierabendbierchen beim Sonnenuntergang gönnen. Die Pfefferminze für das Wasser wird frisch aus dem Hochbeet gepflückt, das Brauen des frischen Filtercafés wird jeweils zelebriert und im Büroraum genehmigt sich die französische Bulldoge «Oskar» vom Bürogspändli ein Mittagsschläfchen.

Die Kamera in den Händen – in ihrer eigenen Welt gefangen

Zur Zeit üben Jonas Blaser und Nicolas Sigrist ihre Filmtätigkeit als Nebenerwerb aus. Die beiden Luzerner haben jedoch Grosses vor und wollen ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Von Leidenschaft und Ehrgeiz werden sie getrieben: Halten die Jungs eine Kamera in ihren Händen, driften sie in ihre eigene Welt ab. «Ich bin so fokussiert, dass es kein Hunger- und kein Durstgefühl mehr gibt», erklärt Blaser. Beinahe müsse man ihm dann die Kamera aus der Hand reissen, damit er eine Pause einlege.

«Dann muss man die eigene Kreativität unterordnen und sich bewusst werden, dass man im Auftrag eines Kunden arbeitet.»

Nicolas Sigrist, Gründer von «gango luege»

Die Filmcrew kann sich derzeit nicht über zu wenig Arbeit beklagen. «Momentan haben wir ein wenig viel zu tun, für die zwei Tage in der Woche, die wir im Atelier verbringen», so Sigrist, der hauptberuflich Sekundarlehrer ist. «Klar macht uns das ein wenig euphorisch zu sagen: ‹Ja eh, lass uns unsere Jobs kündigen.›» Es werde eine Knacknuss sein, genügend Aufträge zu erhalten, um die zwei Vollzeitstellen zu füllen – doch das Duo ist zuversichtlich. Zudem akquirieren sie momentan keine Kunden – haben jedoch mehr als genug zu tun.

Das neuste Showreel von «gango luege»:

Ego zurückstecken

Doch auch vor andere Herausforderungen sind Sigrist und Blaser gestellt. Allen Anforderungen gerecht zu werden und Kompromisse mit den Auftraggebern einzugehen, erweise sich manchmal als verzwickt.

Als schöpferischer Kopf, der hinter der Videokamera steht, sei es nicht immer einfach, die eigene Phantasie zurückzudrosseln. Besonders tricky sei es, wenn ein Kunde fordere, dass ein Slot nochmals überarbeitet werde – und genau dieser die Lieblingsszene der beiden ist. «Für mich ist die grösste Herausforderung, mein Ego zurückzustecken», so Nicolas Sigrist.

«Dann muss man die eigene Kreativität unterordnen und sich wieder bewusst werden, dass man im Auftrag eines Kunden arbeitet», so Sigrist.

Der Film, die eigene Visitenkarte

Man lerne, eine goldene Mitte zu finden, wie Jonas Blaser ergänzt. Bis die eigentlichen Dreharbeiten beginnen, trifft die Filmcrew eine Palette an Vorentscheidungen. Kamerapositionen werden  getestet und mit dem Licht experimentiert. «Irgendwann muss man es aber auch gut sein lassen», so Blaser. Und der Drang zur Perfektion müsse gezügelt werden.

«Wir können hinter jedem unserer Projekte stehen. Sonst hätten wir auch nicht auf ‹Record› gedrückt.»

Jonas Blaser, Gründer von «gango luege»

Die beiden Männer sind stets bemüht, das bestmögliche Produkt herauszuholen. Denn: «Jeder Film, den wir im Auftrag einer Firma machen, ist zugleich auch unsere Visitenkarte», sagt Sigrist.

Mittlerweile können die beiden auf mehr als hundert Filme zurückblicken. Stolz seien sie auf jeden: «Wir können hinter jedem unserer Projekte stehen. Sonst hätten wir auch nicht auf ‹Record› gedrückt», so Blaser.

Das Duo, das alles alleine macht

Nicolas Sigrist und Jonas Blaser sind der Meinung, dass jeder Mensch eine kreative Art habe, mit der er sich ausdrücken könne, um Erinnerungen festzuhalten und Dinge zu verarbeiten. Die einen schrieben, die anderen zeichneten oder musizierten. Beide haben mit dem Filmen in ihrer Freizeit begonnen – beispielsweise wurde der Familienurlaub in Bewegtbildern festgehalten.

Sigrists wirkliche Anfänge lagen bei den «Lumberjack Rooftop Sessions». Seit 2011 holte er sich lokale Bands auf seine Dachterrasse im Luzerner Neustadtquartier – über 40 Live-Musik-Videos entstanden dabei (zentralplus berichtete). Darauf sprang er als Freelancer bei «ahundredandten» ein, mit denen Sigrist und Blaser auch heute noch in engem Kontakt stehen. Blaser arbeitet in einem Teilzeitpensum bei «ahundredandten».

Die Filmcrew erledigt alles von A bis Z selbst: Aufträge an Land ziehen, Konzepte und Drehbücher erstellen, Dreharbeiten, schneiden und die vollständigen Nachbearbeitungen. Für Sigrist löse jedes Produkt einen Erfindergeist in ihm aus: «Jede Szene ist eine Art Rätsel.»

«Andere Menschen lösen ein Rätsel oder ein Sudoku – ich experimentiere mit meiner Kamera.»

Nicolas Sigrist

Für ihn sei es spannend, abzuwägen, wie er mit seiner Kamera tricksen könne, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. «Andere Menschen lösen ein Rätsel oder ein Sudoku – ich experimentiere mit meiner Kamera», so Sigrist.

 Die Jungs mit den unheimlich vielen Parallelen

Kennengelernt hat sich das Duo übrigens vor drei Jahren am Gurten Festival. Jedoch waren damals beide nicht da, um zu festen. Nicolas Sigrist war am Stand von «Viva con Agua» für Filmarbeiten zuständig, Jonas Blaser arbeitete ehrenamtlich bei dieser Non-Profit-Organisation.

Die zwei kamen ins Gespräch und realisierten, dass sie so einiges verbindet. Sie erkannten ihre grosse gemeinsame Leidenschaft: das Arbeiten mit der Kamera. Doch das ist längst nicht die einzige Gemeinsamkeit, wie sich später herausstellte: Sie haben am selben Tag Geburtstag und feiern mit ihren Freundinnen am selben Tag ihr Jubiläum. Fast ein wenig unheimlich, wie Sigrist lachend zugibt.

Die beiden diskutierten wenige Stunden, nachdem sie Bekanntschaft geschlossen hatten, als ob sie sich schon jahrelang kennen würden. Sigrist, der zu dem Zeitpunkt alleine Filme erstellte, holte für einen Dreh eines Musikvideos der Nidwaldner Band «Feather & Stone» Blaser mit ins Boot. Bald schon standen sie für einen weiteren Dreh gemeinsam hinter der Kamera und entschieden sich, den Stein zu zweit so richtig ins Rollen zu bringen. Rückblickend sei es ziemlich schnell gegangen, bis die Firma «gango luege» zum Leben erweckt wurde.

Wie aus «Gango luege» «gango fäschte» wurde

Der Name des Duos sei übrigens ein reiner Bauchentscheid gewesen. Sie luden Freunde zu einem Bier ein, machten stundenlang Brainstorming und tüftelten an verschiedensten Namen. Doch nichts habe richtig gepasst. Bis Blaser seinem Kollegen eine Beispiel-URL nannte: «www.gangoluege.ch». Tage später, als die beiden Freunde im Bourbaki sassen, kam dieser Gedanke erneut auf. Die beiden wussten, dass dies ihr Name sein musste.

Sigrist und Blaser haben nun allen Grund zum Feiern. Kommende Woche feiert die Luzerner Filmcrew ihr zweijähriges Bestehen mit einem kleinen Fest. Und dazu gibt es auch das passende Wortspiel: «‹gango luege› wird zu ‹gango fäschte›», meint Sigrist verschmitzt.

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