Bei XXXLutz bleiben Rolf Dobellis Romane ungelesen

Luzerner Bestseller-Autor als Deko-Lieferant für Möbelgigant

Versauern zu Hunderten zwischen Betten und Regalen: Dobelli-Romane «Massimo Marini» aus dem Jahre 2010.

(Bild: hch)

Die Sachbücher des Luzerner Autors Rolf Dobelli werden zu Hunderttausenden verkauft. Aber seine alten Romane dämmern in Lagern dahin. Oder dienen im neu eröffneten Haus des Möbelgiganten XXXLutz zu Hunderten als Dekoration. Der Autor nimmt’s mit Humor.

Im neu eröffneten riesigen Möbelhaus von XXXLutz in Rothrist (AG) sind Regale und Kaffeetischchen in Showzimmern mit Hunderten von Rolf Dobellis Romanen bestückt. Es sind neue Bücher, aber alte Ausgaben von «Massimo Marini» aus dem Jahre 2010.

Diese Romane finden sich nicht nur in der ersten Schweizer Filiale des österreichischen Möbelgiganten, wo in der ersten Woche vielen der über 20’000 Besucher Dobellis Buch zwangsläufig in die Augen fiel.

Bücher in 260 Filialen

Ausgaben des Buches, das von einem Gotthard-Ingenieur handelt, sind ausserdem in den rund 260 Möbelhaus-Filialen im deutschsprachigen Raum ausgestellt. Der Einkauf von Dekorationsmaterial wird zentral über das Mutterhaus in Österreich getätigt.

Rot und auffällig: So präsentiert sich die Rothrister Filiale des österreichischen Möbeliganten.

Rot und auffällig: So präsentiert sich die Rothrister Filiale des österreichischen Möbeliganten.

(Bild: zvg)

Es dürfte sich um tausende Exemplare handeln. Laut Meinrad Fleischmann, Co-Landesleiter XXXLutz Schweiz, kaufte das Möbelhaus Dobellis alte Bücher aus dem modernen Antiquariat, wo nicht abgesetzte Lagerbestände der Buchhändler oft landen und zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises verkauft werden.

Eine ganze Branche zitterte hierzulande vor dem international tätigen Möbel-Discounter, der die Schweizer Branche aufmischt. Diese ächzt unter dem starken Schweizer Franken.

«Ich hoffe, Kunden klauen ab und zu eines meiner Bücher und lesen es dann auch …»

Rolf Dobelli, Luzerner Bestseller-Autor

Der Luzerner Autor hingegen nimmt die Gratiswerbung cool: «Ist ja lustig. Keine Ahnung, woher das Möbelhaus meine Bücher hat. Das ehrt mich, dass die sich für meinen Gotthard-Roman entschieden. Ich hoffe, Kunden klauen ab und zu eines meiner Bücher und lesen es dann auch …»

Aus Döbeli wurde Dobelli

Der Luzerner Rolf Dobelli, geboren 1966, promovierte an der Universität St. Gallen, war CEO verschiedener Tochtergesellschaften der Swissair-Gruppe und ist heute Unternehmer und Schriftsteller. Er ist Gründer von zurich.minds, einer Community von weltweit führenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. Dobelli, der einst Döbeli hiess, ist Mitgründer von getAbstract, dem weltgrössten Anbieter von komprimierter Wirtschaftsliteratur. Seine Romane erscheinen bei Diogenes, seine Sachbücher bei Hanser. Rolf Dobelli lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Bern.

Will man eine Ausgabe des alten Romans im XXXLutz haben, muss man es zwangsläufig mitlaufen lassen, denn das Dekomaterial kann man dort nicht kaufen.

Dobelli interessieren seine älteren Werke indes nicht mehr gross, denn seit er drei Sachbücher geschrieben hat, ist der Autor noch bekannter geworden. Sein neustes Werk «Die Kunst des guten Lebens» (zentralplus berichtete) geht immer noch weg wie frische Gipfeli: Nach vier Monaten steht das Buch in Dobellis grösstem Markt, Deutschland, immer noch in der Bestsellerliste des Magazins «Spiegel». Diese Liste gilt als Referenz einer Branche, die keine Absatzzahlen nennt.

Rolf Dobelli ist ein Mann der Wirtschaft, der Philosophie und der praktischen Ratgeber. Und Nummer 73 der Schweiz.

Rolf Dobelli ist ein Mann der Wirtschaft, der Philosophie und der praktischen Ratgeber. Und Nummer 73 der Schweiz.

(Bild: zvg/Luca Senoner)

Bisher wurden für die Sachbücher des Luzerners Verträge für 20 Sprachen abgeschlossen. Dobelli: «Der deutschsprachige Markt ist dabei der wichtigste. Andere sehr bedeutende Länder sind Korea, Singapur, Indien, Malaysia, England und Irland.»

Dobelli schreibt an neuem Sachbuch

Der Luzerner Denker wird neuerdings auch als Hipster herumgereicht: Etwa als Coach im GQ, einem Lifestyleheft mit vielen Tipps und schönen Fotos.

Mittlerweile schreibt er an einem neuen Werk. Verrät Rolf Dobelli Details? Nein: «Schriftsteller sollten erst dann über ihre Bücher reden, wenn sie fertig geschrieben sind – sonst fliegt die Muse weg.»

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon