Erleichterung über Ende von Kommissar Flückiger

Das sagt «Tatort»-Kommissar Stefan Gubser zum Aus in Luzern

Hätte gerne einmal in der Swissporarena gedreht: Stefan Gubser als noch-«Tatort»-Kommissar Flückiger.

(Bild: Montage les)

Stefan Gubser wird als «Tatort»-Kommissar Ende Jahr entlassen. Das trifft die Stadt Luzern, wo die Filme gedreht wurden, sehr. Wie fühlt sich da der bekannte Schauspieler, der insgesamt mehr als ein Jahr in unserer Stadt am Filmset verbrachte?

zentralplus: Stefan Gubser, was bedeutet das Aus der Luzerner «Tatort»-Reihe für Sie?

Stefan Gubser: Das trifft mich nicht überraschend, liefen diese Diskussionen doch schon seit drei Jahren immer mal wieder. Einerseits bin ich traurig, weil Kommissar Flückiger ein Teil von mir geworden ist.

zentralplus: Aber  …

Gubser: Anderseits bin ich aber auch etwas erleichtert, denn ich wurde immer auf diese Figur reduziert, obwohl ich insgesamt mehr als 200 Filme gemacht habe. Überdies musste ich viele Angebote absagen, weil ich eben durch die «Tatort»-Serie zeitlich blockiert war. Ich mochte die Rolle sehr, aber so lange denselben Charakter zu spielen, kann auch ermüdend sein. Jetzt bin ich wieder offen für anderes.

Cooler Kommissar: Lederjacke von Stefan Gubser anlässlich des Fasnacht-«Tatorts».

Cooler Kommissar: Lederjacke von Stefan Gubser anlässlich des Fasnacht-«Tatorts».

(Bild: zvg / Elge Kenneweg )

zentralplus: Ist das nicht ein grosser finanzieller Ausfall in Ihrem Job-Portefeuille?

Gubser: Das schon, aber ich bin mit 61 Jahren in einem Alter, in dem ich mich nicht mehr nur übers Arbeiten definiere. Es gibt auch noch anderes, ich bin ja sehr gerne in der Natur.

«Ob das Filmteam in Zürich auch auf soviel Goodwill wie bei Ihnen in Luzern stösst?»

zentralplus: Luzern sei ein Ort, der möglichst viel Schweiz bietet, sagten Sie einmal: der Vierwaldstättersee, die Stadt, die Berge – deshalb war Luzern auch die Wunsch-Location der im «Tatort»-Geschäft federführenden ARD. Findet man das alles in Zukunft in Zürich, wo dann vermehrt zwischen Banken statt Bergen gefilmt wird?

Gubser: Zürich als grösste und wohl auch wichtigste Stadt der Schweiz liegt ja fast auf der Hand. Und sie hat auch einiges zu bieten, sogar einen See. Aber ob das Filmteam da auch auf soviel Goodwill wie bei Ihnen in Luzern stösst?

Welch ein «Tatort»: Blick über das Bett im Zimmer 49 des Hotels Schweizerhof.

Welch ein «Tatort»: Blick über das Bett im Zimmer 49 des Hotels Schweizerhof.

(Bild: zvg / Elge Kenneweg )

zentralplus: Wie erlebten Sie diese Unterstützung bei uns?

Gubser: Weil Ihre Stadt so klein ist, sind auch die Wege nicht lang. Wir hatten kaum Steine in den Weg gelegt bekommen, sei es von der Bevölkerung, von der Stadt und auch von der Polizei. Das machte das Arbeiten in Luzern sehr angenehm.

Eurocop und Kurdoktor

Stefan Gubser, geboren am 1. August 1957, lebt mit seiner Frau Brigitte Gubser in der Nähe von Zürich. Er hat eine Tochter aus erster Ehe. Nach dem Gymnasium besuchte Gubser in Wien die renommierte Max-Reinhard-Theaterschule und trat an Theatern in Österreich und Deutschland auf. In New York bildete er sich in «Method Acting» weiter. Bei dieser Methode geht es darum, Gefühle sichtbar zu machen und mit der Rolle zu verschmelzen. Bekannt wurde Stefan Gubser vor allem für seine Rollen in deutschen Fernsehserien wie «Eurocops» oder «Kurklinik Rosenau». Von den mehr als 1000 «Tatort»-Folgen spielte Gubser in deren 21 mit, bislang deren 19 als Hauptfigur, Kommissar Flückiger. Der neuste wird ab 16. Mai gedreht.

zentralplus: Wie lange waren Sie denn jeweils für einen Dreh in Luzern?

Gubser: Zuletzt waren es 23 Drehtage in fünfeinhalb Wochen. Bei den ersten Produktionen waren das noch ein paar Tage mehr. Ich hab mal nachgerechnet, dass ich allein für die «Tatort»-Filme mehr als ein Jahr in Luzern war.

zentralplus: Sie müssen die Stadt gut kennen. Welche Orte sind Ihnen in guter Erinnerung geblieben?

Gubser: Mir gefällt insbesondere, dass Luzern zwei Gesichter hat. Da ist einmal die wunderschöne Postkartenidylle, die jeder kennt. Hier zeigt sich Luzern von einer Seite, wie es sie nur noch ganz selten in Europa gibt, weil ja vielerorts die Innenstädte durch den Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Aber Luzern hat auch eine andere Seite: die Industrie, die bunte und lebendige Baselstrasse oder das tolle Fussballstadion. Ich hätte sehr gerne mal einen «Tatort» im Tschuttimilieu gedreht.

Im Mai im KKL zu erleben: die Luzerner Tatort-Kommissare Stefan Gubser und Delia Mayer.

Im Mai im KKL zu erleben: die Luzerner Tatort-Kommissare Stefan Gubser und Delia Mayer.

(Bild: zvg / SRF )

zentralplus: Jetzt gibt es ja immerhin im Mai einen Krimi in der Gegenwelt, im Konzerthaus KKL, 90 Minuten aus einem einzigen Dreh. Das wird sicherlich sehr hektisch sein. A propos Hektik: Sie gelten als sehr unternehmungslustig. Waren Sie auch ab und vom Dreh geflüchtet?

Gubser: Ich bin ja ein Seemensch, segle sehr gerne und war auch oft auf dem See. Aber nur an Freitagen. Und einmal bin ich von hinten auf den Pilatus gelaufen, von Alpnachstad aus. Das war ziemlich steil, und ich bin sehr erschöpft oben angekommen. Ich habe dann umso mehr die Pause im Restaurant genossen – es war ein Prachtstag mit viel Sonne und einer grandiosen Aussicht. Und ich habe gestaunt, wie gut da auf dem Gipfel gekocht wird.

«Ich habe im Hotel Schweizerhof immer dasselbe Zimmer, die Nummer 49, auch jetzt dann wieder im Mai beim nächsten Dreh.»

zentralplus: Nicht nur da, auch in der Stadt haben wir gute Restaurants und Hotels. Wo verkehren Sie da gerne?

Gubser: Bei den Drehs steigen wir immer bei den Brüdern Patrick und Mike Hauser im Schweizerhof ab, die betreuten uns stets zuvorkommend. Dort habe ich im Haus ja immer dasselbe Zimmer, die Nummer 49, auch jetzt dann wieder im Mai beim nächsten «Tatort»-Dreh. Ich habe dieses «Tatort»-Zimmer sogar mit einrichten dürfen und liess diverse Filmrequisiten dort unterbringen.

Drehbuch und Video: Requisiten, die Gubser im Hotel Schweizerhof deponiert hat.

Drehbuch und Video: Requisiten, die Gubser im Hotel Schweizerhof deponiert hat.

(Bild: zvg / Elge Kenneweg )

zentralplus: Dieses Deluxe-Doppelzimmer auf der Seeseite kostet in der Nacht 640 Franken, ohne Frühstück. Das werden Sie sicherlich vermissen. Und gehen Sie die Requisiten also Ende Jahr wieder abholen?

Gubser: (lacht) Neinnein, wir haben natürlich Spezialtarife, weil wir viele Leute und über längere Zeit dort unterbringen. Und natürlich bleiben die Requisiten dort, das ist Ehrensache.

Kostet 640 Franken pro Nacht: das typgleiche Erni-Zimmr im Hotel Schweizerhof Luzern.

Kostet 640 Franken pro Nacht: das typgleiche Erni-Zimmr im Hotel Schweizerhof Luzern.

(Bild: zvg / Elge Kenneweg )

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