Serie Kulturlokale auf dem Land: KKLB Beromünster

«Wir sind das Zentrum und alle anderen sind ringsum»

David Bucher, Vizedirektor des KKLB, vor dem Bettenmeer, in dem Besucher dem Rauschen der Wellen lauschen können.

(Bild: ida)

«Kunst und Kultur im Landessender Beromünster» will heissen: in Villen, Schafstallungen, Bunker und Co. in eine andere Welt abzutauchen. David Bucher, der Vizedirektor des KKLB, erklärt, weshalb man sich in Beromünster – an der Grenze Luzerns – keineswegs als Sonderling wahrnimmt.

«Der Kunst auf dem Land sind keine Grenzen gesetzt», sagt der 35-jährige David Bucher, der sich nun das dritte Jahr im Leitungsteam des KKLB (Kunst und Kultur im Landessender Beromünster) arbeitet. Und schon bald sagt er: «Kommen Sie, wir gehen ans Meer.»

Wir stehen in einem hellen, lichtdurchfluteten, sechs Meter hohen Saal. 56 Betten sind aneinandergereiht. An jedem ist ein Nachttisch angebracht, mit einem Föhn und einem Duftgerät. «Wir lauschen dem Rauschen der Wellen.» Setzt man die Kopfhörer auf, hört man Meeresrauschen. Der Föhn bläst einem eine frische «Brise» ins Gesicht. Feriengefühl im Landessender Beromünster eben.

Es seien die Grösse und die Weite – aber auch die Einstellung, die die Kunst auf dem Lande prägen und ihn so faszinieren, erzählt David Bucher.

«Komm wir fahr'n ans Meer» – ein Kunstprojekt von Wetz und Rochus Lussi.

«Komm wir fahr’n ans Meer» – ein Kunstprojekt von Wetz und Rochus Lussi.

(Bild: ida)

Kunst im Alltag

So erzählt David Bucher von einer Arbeit von Rochus Lussi, der eine zweieinhalb Meter grosse Holzfigur erstellt hat. Da die Figur für jeden Eingang zu gross war, hat man kurzerhand ein Loch in die Wand gesägt und die Figur mit einem Bagger in den Raum gezogen. «Bei uns herrscht eine Grenzenlosigkeit in allen Beziehungen», so Bucher. «Wenn man etwas möchte, dann geht es auch.»

Im KKLB handle man intuitiv. Kunst entstehe vielfach im Alltag. Als die Glasscheibe einer Fensterfront beispielsweise einen Riss abbekommen habe, habe man einen künstlichen Vogel angeklebt – nun sieht es so aus, als ob ein Star in das Fenster gegleitet wäre. Ein «Missgeschick», ein Unfall, das nun selbst Kunst ist und eine weitere Geschichte erzählt.

Genau diese Leichtigkeit, die Kreativität – vielleicht auch das Ausgefallene – machen die Kunst und Kultur im Landessender Beromünster so besonders, erklärt Bucher. Bewusst werden Verwirrspiele erzeugt, die einen Besucher vor einem Kunstwerk nachdenklich stimmen.

«Ein Raum, in dem Kunst ausgestellt wird, darf nicht in eine Form gezwängt werden.»

David Bucher, Vizedirektor des KKLB

Man müsse den Raum als solchen akzeptieren und einen direkten Bezug zur Kunst schaffen. «Ein Raum, in dem ein Kunstwerk ausgestellt wird, darf nicht in eine Form gezwängt werden», sagt Bucher. «Er muss nicht einfach viereckig und weiss sein.» Das Interieur dürfe nicht abgekapselt zur ausgestellten Kunst stehen. Und vielfach sei ein Raum selbst auch schon Kunst.

«Mich kann ein Kunstwerk berühren, ohne dass ich Kunst studiert habe und ohne dass ich viele Worte drumherum weben muss.»

David Bucher

Dies zeigt beispielsweise der Künstler Silas Kreienbühl, der eines seiner «Museen der Zukunft» in einem Treppenhaus des KKLB ausstellt. Kreienbühl hat mit der Kamera Details aus dem Treppenhaus festgehalten und diese Fotografien in ebendiesem Treppenhaus aufgehängt. So soll der Blick der Besucher auf den Raum, das Treppenhaus, gelenkt werden.

Das Kunstprojekt von Silas Kreienbühl im Treppenhaus.

Das Kunstprojekt von Silas Kreienbühl im Treppenhaus.

(Bild: ida)

Die Nähe zu Kunst eines jeden

Kunst als elitäres Interesse Gutgebildeter: Davon will man in Beromünster nichts wissen. Im KKLB wolle man den Besuchern die Hemmung nehmen. Der Umgang, den man im KKLB mit Kunst pflegt, sei besonders, sagt David Bucher. Jeder könne eine Nähe zu einem Kunstwerk und einen persönlichen Bezug dazu aufbauen. Kunst auf dem Land muss nichts Abgehobenes sein. «Mich kann ein Kunstwerk berühren, ohne dass ich Kunst studiert habe und ohne dass ich viele Worte drumherum weben muss», sagt Bucher.

«Es stellt sich immer am schwierigsten heraus, die Menschen aus der direkten Umgebung zu erreichen.»

David Bucher

David Bucher wuchs in Ballwil auf und absolvierte das Lehrerseminar in Hitzkirch. 13 Jahre lang ging er seiner Tätigkeit als Primarlehrer nach. Mehr oder weniger per Zufall sei er ins KKLB-Leitungsteam reingerutscht, als er in den Sommerferien für handwerkliche Arbeiten im KKLB aufkreuzte. Der ehemalige Lehrer, der «eigentlich so gar nichts am Hut hatte mit Kunst» – und sich nun mit vollem Herz auf seine Rolle als Familienvater und Vizedirektor des KKLB konzentriert. Zudem ist Bucher Chief Digital Officer (CDO) und Personalchef des KKLB.

Kunst, aus Holz geschaffen.

Kunst, aus Holz geschaffen.

(Bild: ida)

Kultur auf dem Land – kein Aussenseiter

David Bucher erklärt, dass es wichtig sei, sich als Kunstschaffende auf dem Land nicht als Aussenseiter wahrzunehmen. «Wir befinden uns in Beromünster. Aber wir sind eine nationale, wenn nicht gar eine internationale Geschichte.» Im KKLB nehme man sich nicht als «Ausgestossener» auf dem Dorf wahr.

Serie: Kultur abseits der Stadt

In einer Serie stellt zentralplus Luzerner Kulturräume vor, die von Städtern oft links liegen gelassen werden. Zu Unrecht, denn die Kultur auf dem Land ist lebendig, vielfältig und findet an charmanten Orten statt.

Das KKLB hat zu jeder Tages- und Nachtzeit geöffnet – jedoch nur auf Voranmeldung. Jeden Sonntag und ab 24. November zusätzlich jeden Montag findet um 14 Uhr eine öffentliche Führung statt, zu der man unangemeldet gehen kann. Momentan findet man zahlreiche Ausstellungen, unter anderem von Rochus Lussi, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, Rolf Brem, Silas Kreienbühl und vielen weiteren.

«Unsere Devise lautet eigentlich, dass nicht wir abgelegen sind und alle anderen im Zentrum stehen. Sondern wir sind das Zentrum und alle anderen sind ringsum», erklärt Bucher. Und dies meint er keineswegs überheblich: Kunst auf dem Land sei wichtig. Und umso existenzieller sei es für Kunst- und Kulturtätige im ländlichen Raum, sich nicht als weniger wertvoll zu erachten.

Für Bucher ist es ausschlaggebend, einen persönlichen Bezug zwischen einem Kunstwerk und einem Besucher herzustellen. Denn: «Jedes Kunstwerk erzählt seine eigene Geschichte.» Besucher werden zuerst durch das Kunsthaus geführt. Zumeist ist der Luzerner Künstler und Gesamtkunstwerker Wetz, der das KKLB aufgebaut hat, selbst vor Ort. Wetz sei ein Performance-Künstler. Für David Bucher ist Wetz alias Werner Zihlmann ein guter Freund, aber auch ein Lehrmeister.

Sowohl Kulturinteressierte als auch -laien würden kommen. Und auch wenn sich das KKLB zu einem namhaften Kunsthaus der Schweiz etabliert habe: «Erstaunlicherweise ist es so, dass es sich immer am schwierigsten herausstellt, die Menschen aus der direkten Umgebung zu erreichen.»

Nach der Führung darf man selbst durch die Räumlichkeiten laufen – und man darf sich auch verirren. Denn das Kunsthaus ist gross und als Besucher hat man ein bisschen das Gefühl, in eine andere Welt abzutauchen.

Weitere Einblicke in die Kunst und Kultur im Landessender Beromünster erhalten Sie in der Bildergalerie:

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