Glody mischt Luzerner Rapszene auf

«The Youngest» – der nette Bad Boy, der im Rap nicht disst

«The Youngest» aka Glody mit seinem «Kick Ass Award», den er vor zwei Wochen entgegennehmen durfte.

(Bild: ida)

Er ist jung, dynamisch, zügellos und nimmt kein Blatt vor den Mund. Vergangenen Sommer stürmte er bereits Grossbühnen. Nun gewann er vor zwei Wochen den «Kick Ass Award 2017». Und dies, obwohl er erst eine Handvoll Songs veröffentlicht hat. Die Rede ist von «The Youngest» aka Glody. 

«The Youngest» sorgt derweilen – nicht nur in Luzern – gekonnt für Tumult. Mit seinem Song «TonTonShit» hat er bereits über 77'000 Klicks auf YouTube. Letztes Jahr hat er die Bühnen der Open Airs Frauenfeld und Gampel gerockt. Und an der diesjährigen Verleihung des «Kick Ass Awards» durfte er den Hauptpreis für den besten Song 2017 entgegennehmen – überwältigt hat Glody damals die Bühne betreten (zentralplus berichtete). 

Der Hype, den er ausgelöst hat, ist riesig. «The Youngest» mischt seit gut einem Jahr die Luzerner Rapszene auf – seit er im Dezember 2016 erst mit dem Rappen begonnen hat.

Wir sitzen in der Bäckerei Merz, inmitten der Luzerner Altstadt. Der 19-Jährige, der lieber bei seinem Vornamen Glody genannt wird, weil er sich sonst zu alt fühle, nippt an einem Glas Himbo-Sirup. Er wirkt absolut gelassen und überlegt. Bei den Antworten lässt er sich stets ein wenig Zeit. Ein starker Kontrast zu dem sonst so wilden und ungezähmten «The Youngest», der das Publikum zum Brennen und die Bühne zum Beben bringt.

Bodenständigkeit bedeute ihm viel, denn auf dem «Fame» möchte er nicht sitzen bleiben. «Ich bleibe am Ball», erklärt er selbstbewusst. Seine Ziele sind gesetzt: Zuerst wolle er sich auf seine Ausbildung konzentrieren, doch auch dem Rap möchte er genügend Zeit widmen: «Ich möchte einfach gute Musik machen, die jeden catched.»

 «Behandle Verlüürer wie Gwünner» – Glody, der Unschuldsengel?

«Es hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin», erklärt Glody auf die Frage, wie es sich anfühlt, den «Kick Ass Award» gewonnen zu haben. Er sei stolz auf sich, sein Team und seine Fans. Glody spricht in der Wir-Form. «Ich bin Einzelrapper. Aber die Produkte haben wir zusammen rausgebracht. Es ist eine Gesamtleistung.» Seine Jungs und seine Fans zähle er stets dazu. «Ich geniesse den Erfolg nicht alleine – ich teile ihn mit meinem Team.»

Fair Play ist dem Rapper, der seine Heimatwurzeln im Kongo hat, wichtig. «Ich behandle Verlüürer wie Gwünner – bin immer fründlich zu allne», rappt er in seinem erstveröffentlichten Song «Le Youngest». Ist «The Youngest» wirklich so ein Unschuldsengel? «Ja, ich bin nett«, meint er. Er möchte auch nicht abgehoben wirken, seinen Erfolg anderen unter die Nase reiben.

Respekt und Toleranz innerhalb der Rapszene seien ihm wichtig. Feiere man Erfolge, wie er beim Gewinn des «Kick Ass Awards», so könne man nach wie vor cool mit anderen Rappern sein, so dass alle auf einer Wellenlänge seien. «Es ist wie am Ende eines Matches», erklärt Glody, der selbst auch Fussball spielt. «Wenn du gewonnen hast, und die anderen ein 0:7 kassiert haben, dann schüttelst du auch die Hand des Gegenspielers und sagst ihm: ‹Hey, gut gespielt!›» Glody gönne es jedem, der den Sprung zum Erfolg schaffe.

Solidarität statt Diss

In der Rapszene nehme er niemanden als Konkurrenten wahr, denn er vergleiche sich nur ungern mit anderen. «Ich möchte einfach meine Musik machen», so Glody. In seinen Texten disse er niemanden. Er selbst besuche gerne Konzerte von anderen Rappern, weil er es auch schätze, wenn diese seine besuchten. Nicht umsonst heisst Glodys Motto «Every support is important», denn er meint überzeugt: «Würde mich die ganze Stadt supporten, wäre ich nun ganz woanders.»

«Meine Jungs dachten auch schon, ob mich wohl der Teufel geritten habe.»

Glody

Vor einem Jahr habe man ihm schon die Frage gestellt, was seine Ziele fürs 2017 seien. «Damals sagte ich, dass es das Geilste wäre, auf der Bühne des ‹Royal› oder ‹Frauenfeld Openair› zu stehen», sagt Glody. Das Glück war auf seiner Seite: Glody rappte vergangenen Sommer auf der Bühne des «Openair Frauenfeld» und heizte seinem Publikum ordentlich ein. «Das Festival war ganz crazy», reflektiert Glody grinsend. Sein T-Shirt habe er kurzerhand ausgezogen und weiter gerappt. «Meine Jungs dachten schon, ob mich wohl der Teufel geritten habe.» Er habe schon viel Power.

«Ich war todesnervös und war den ganzen Tag so verpeilt», gibt Glody zu. «Als ich kurz vor Konzertbeginn auf der Bühne hinter dem geschlossenen Vorhang stand, habe ich mir fast in die Hosen geschissen. Ich stand total neben der Spur.» Er trinke manchmal auch ein wenig zu viel. Doch das lenke ihn ab und sobald er das Mikrofon in der Hand halte, liefere er immer ab, so Glody: «Musik fühle ich einfach hart!»

«Musik fühle ich einfach hart!»

Glody

«Probiere, alli z'verruume, irgendwenn bin ich obe, irgendwenn sind ehr dunde oder verschwunde», rappt Glody in «TonTonShit». Woher er sein Selbstbewusstsein habe? Glody überlegt lange. «Vielleicht, weil ich ein Heimkind war», meint er dann. Fast drei Jahre habe er in einem Heim verbracht. Diese Zeit habe ihn und seine Musik geprägt. Er habe gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, auch wenn es mal hart sei. Oder er sich alleine fühle, weil seine Jungs nicht um die Ecke wohnten.

Doch Glody ist keinesfalls überheblich. Weshalb er mit seinem Song «TonTonShit» einen so grossen Hype erzeugt habe, versteht er selbst nicht. «Es ist einfach passiert», so Glody. In die Rapszene sei er mehr oder weniger durch sein Umfeld reingerutscht. So auch durch seinen Kollegen «Hardy Nimi» aus Emmenbrücke, dessen Début-EP «So Excited» vor Kurzem releast wurde.

Glody setzt Prioritäten – und will dennoch über die Landesgrenzen hinaus

Glodys Ziele sind klar: Er möchte über die Schweizer Landesgrenze hinaus. Deutschland und Frankreich mit seinen Songs zu erreichen, sei sein grosser Traum. «Dafür musst du catchy sein – sehr catchy», so Glody. «So, dass andere Menschen deine Musik fühlen. Obwohl sie deine Sprache nicht verstehen.» Denn er möchte dem schweizerdeutschen Rap treu bleiben.

Dennoch bleibt er realistisch. Seine Priorität sei es, eine Lehre als Maler abzuschliessen. Die Musik stehe zur Zeit nicht im Fokus. Im Leben später den Job und die Musik zu kombinieren, sei jedoch sein grösster Wunsch.

Den Rhythmus habe er als gebürtiger Kongolese – glücklicherweise – im Blut. Und das merkt man auch: Beim Sprechen gestikuliert er jeweils mit den Händen. Rappt er, setzt er seinen ganzen Körper in Szene. «Der Rhythmus ist für mich besonders wichtig. Der Flow, den du als Musiker hast.» Seine Heimatwurzeln beeinflussen ihn nicht nur in seinem körperlichen Treiben. In seinen Raps verwendet er immer wieder Sprachelemente in Lingála, der Sprache Kongos.

«Der Rhythmus ist für mich besonders wichtig. Der Flow, den du als Musiker hast.»

Glody

Das Preisgeld des «Kick Ass Awards» hat Glody übrigens bis anhin noch nicht verprasst: War auch nicht möglich, weil er es noch nicht erhalten habe. Den Zustupf möchte er jedoch gezielt für Musikinvestitionen ausgeben.

«Supported ‹The Youngest›, supported your local boy in Lucerne», so die Abschlussworte Glodys: «Every support is important – ihr wisst Bescheid.» Und da ist es wieder: das breite Lächeln von Glody. Der sympathische Bad Boy von nebenan.

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