Porträts über Kulturschaffende in New York

Der Kulturförderung gehen die Zuger Künstler aus

Pascale Birchler schuf in New York die Skulptur «Die Möglichkeit, anders zu werden».

(Bild: Zug)

Eine eben veröffentlichte Porträtserie des Zuger Amts für Kultur zeigt, was Kulturstipendiaten im Zentralschweizer Atelier in New York treiben und welche Impulse die Künstler in der grossen Stadt erhalten. Offen bleibt, was das Ganze mit dem kulturellen Leben in Zug zu tun hat.

«Im Vergleich zu New York ist Berlin ruhig und entspannt», sagt der in Steinhausen aufgewachsene Fotograf Lukas Hoffmann, der nach Jahren in Paris nun in Berlin lebt. Er war vergangenes Jahr für vier Monate im Zentralschweizer Atelier in New York und erzählt dem Kunstvermittler Roger Amgwerd, wie er arbeitet und was er in New York an Motiven gefunden hat.

 

Der Kurzfilm ist eines von 16 Porträts, welche das Zuger Amt für Kultur auf seiner Website (und auf youtube) aufgeschaltet hat. Diese bieten Kulturinteressierten einiges an Mehrwert: Denn die Künstler kommen in ihnen selbst zu Wort, sprechen über ihre Arbeiten und vermitteln Einsichten in ein Schaffen, das man sonst nur als aussenstehender Betrachter wahrnimmt oder durch den Text eines Kritikers interpretiert bekommt.

Unterwegs in Manhattan

Gerade bei Hoffmann, der die Kamera mit dem Auge des Malers benützt, ist das enorm spannend und gibt auch visuell einiges her, denn im Film zeigt und erklärt er seine Fotografien. Beim Akkordeonisten Hans Hassler ist von Big Apple beeinflusste Musik zu hören. Bei andern Künstlern sind die Porträts mehr Stimmungsberichte.

 

Aber enorm anschauliche Berichte. Wenn die Künstlerin Pascale Birchler von ihrer Materialsuche im Stadtteil Tribeca und der Komiker Michael Essener von seinem ersten Auftritt in einem Comedy-Keller erzählen, hat man das Gefühl, dabei gewesen zu sein.

«Hier in der Schweiz ist man nicht ganz so frei, sich zu verändern», sagt Pascale Birchler. Aber New York sei gewissermassen voller Umkleidekabinen. Man könne in welche Rolle auch immer schlüpfen, «es würde sich niemand darüber wundern», beschreibt sie das Lebensgefühl und die Inspiration der Stadt. 

Archiv der geförderten Künstler

Birchler ist nicht die Einzige, der es in New York gefallen hat. Alle Porträtierten sind sich einig, dass der Aufenthalt eine äusserst bereichernde Erfahrung gewesen ist und dass die vier Monate viel zu schnell vorbeigegangen sind. 

 

Mit den Porträts der 16 Zuger Stipendiaten, die seit 2000 einen New-York-Aufenthalt gewonnen haben, will das Amt für Kultur «ein eindrückliches und abwechslungsreiches Archiv» an Kurzfilmen schaffen, das «sowohl die Vielseitigkeit der Zuger Kulturszene als auch die wertvollen Einflüsse eines Aufenthalts in New York» dokumentiere. Dies steht in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung.

Leben in Zürich, profitieren in Zug

Das tun die Porträts zweifelsohne, aber sie leisten noch etwas mehr. Sie zeigen darüber hinaus, wie wenig die sogenannte «Zuger Kulturszene» noch mit Zug zu tun hat. Die gibt es in der behaupteten Form nicht. Kein einziger der Porträtierten aus den letzten zehn Jahren lebt nämlich mehr in Zug. Einige sind in die weite Welt gezogen und leben in Leipzig wie der Maler Markus Uhr und die Designerin Katrin Brusa oder in Barcelona wie der Maler Dorian Iten.

 

Die meisten aber wohnen und arbeiten in Zürich und sind auch in der Zürcher Kunstszene vernetzt. Bewusst wird das im Porträt von Karin Arnold, in dem sich der Interviewer Roger Amgwerd – auch er ein Zürcher – auf der Terrasse der Theatermacherin in Albisrieden unterhält, während im Hintergrund der Verkehr der Zwinglistadt rauscht. 

Einige sind trotzdem geblieben

Übrigens war es nicht immer so, dass das New Yorker Atelier nur an ausgewanderte Künstler (mit Zuger Wurzeln) vergeben wurde. In den Anfangsjahren profitierten mit Leuten wie dem Musiker Stefan Buri oder dem Architekten Lars Kordetzky auch Kulturschaffende, die bis heute das kulturelle Leben von Zug mitgestalten – sei es als künstlerischer Leiter der Zuger Kammer Solisten oder als bildender Künstler. Mittlerweile scheinen der kantonalen Kulturkommission die ortsansässigen Künstler ausgegangen zu sein.

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