Autorin Ronja von Rönne im Neubad

Vom Schreiben, vom Überwinden und von einer LSD-Überdosis

Ronja von Rönne liest auch gerne, noch lieber raucht sie aber.

(Bild: zvg)

Bei der letzten «Wahren Stunde der Empfindung» dieses Jahres im Keller des Neubads war die deutsche Autorin Ronja von Rönne zu Gast. Sie las auf der Lesebühne auch aus ihrem Buch «Heute ist leider schlecht. Beschwerden ans Leben» vor, noch lieber aber rauchte sie. Erstaunlich, was sie mit dem offerierten Wein machte.

Ein Stuhl, ein Mikrofon, ein Tisch – darauf eine Karaffe Wein, viel Nebel im Raum und – abgesehen von wenigen Scheinwerfern und Kerzen – kaum Licht. So sah der Keller an diesem Mittwochabend aus. Bereit für die Texte von vier Schreibenden und dem Gast des Abends, der 25-jährigen Berliner Bloggerin und Journalistin Ronja von Rönne. Diese brachte ihr Buch «Heute ist leider schlecht. Beschwerden ans Leben» mit, eine Sammlung von Kolumnen und Blogbeiträgen.

Sie hatte das Thema des Abends vorgegeben – auch wenn sie sich daran nicht mehr erinnern kann, wie sie später zugab. «Überwinden» lautete die Vorgabe, zu der die vier eingeladenen Schreibenden einen oder mehrere Texte verfasst hatten und vorlasen. Zwölf Minuten Zeit blieben jedem von ihnen, um ihre Literatur mit dem Publikum zu teilen.

Vier Autoren und neun Texte

Die Bandbreite an Themen und Stilen war gross. Der Abend startete mit Stephanie Köllinger und ihrem Text zum Thema Verlieben, Trennen, Entlieben und Neu-Verlieben, gefolgt von Daniel Burkart, der drei Kurzgeschichten vortrug. zentralplus-Redaktorin Jana Avanzini unterhielt das Publikum mit ihrem Text über das Mutterwerden und -sein. Sebastian Loosli, der bereits in der ersten Stunde der wahren Empfindung las, bot mit seinen vier Gedichten einen runden Abschluss, bevor das Mikrofon an Ronja von Rönne weitergegeben wurde.

«Auf der Bühne darf man rauchen, das ist künstlerische Freiheit.»

Ronja von Rönne, Berliner Autorin

Ronja von Rönne betrat die Bühne, als gehöre ihr diese. Den Wein, der vor ihr auf dem Tisch stand, reichte sie an die anderen Lesenden weiter – es tue ihr sonst leid, wenn diese ihre Texte ohne Alkohol ertragen müssten, sagt die Autorin. Sie zündet sich eine Zigarette an, weil «auf der Bühne darf man rauchen, das ist künstlerische Freiheit», und moderiert ihre Texte auf eigenwillige Weise an: in einer Mischung aus Selbstironie, Understatement und überragendem Selbstbewusstsein. Es folgten zunächst einmal Tipps, wie man die eigene Schüchternheit überwinden kann, gefolgt von noch mehr Ratschlägen, wie man denn das erfolgreiche Date am nächsten Morgen aus der Wohnung bekommt.

Von Rönnes Tipps sind ironisch, kreativ und loten Grenzen aus. Auf jeden Fall aber bringen sie das Publikum zum Lachen und lockern die Stimmung merklich auf. Nach einem Text, in dem sie das Thema Eifersucht überspitzt auf die Schippe nimmt, fragt von Rönne, ob sie denn tatsächlich eine halbe Stunde lesen soll. Man habe ihr das gesagt, aber das sei doch so furchtbar lange! «Tut mir leid für euch», sagt sie nach der Bestätigung von Moderatorin Lina Kunz und geht zum nächsten Text über.

Das Abschliessen mit der Kindheit

Nach diesen drei ersten, kurzen Texten gleicht die Veranstaltung eher einem lockeren Erzählen von Ronja von Rönnes Gedanken und Erlebnissen denn einer Lesung. Eine andere Kostprobe aus dem neuen Buch handelt von all den Meinungen, die anscheinend ein jeder zu ihren Büchern hervorzubringen hat, und die den Schreibprozess stören.

Die Berliner Autorin polarisiert auch gerne und häufig.

Die Berliner Autorin polarisiert auch gerne und häufig.

(Bild: zvg)

Sie erzählt von ihren Hippie-Eltern, dem Aufwachsen in einem erzkatholischen, oberbayrischen Dörfchen und der Kindheit, die sie noch nicht ganz verarbeitet hat, wie sie sagt. In einem weiteren Text nimmt sie die Kinderbuchfigur «Conny» und die damit verbundenen, übersteigerten und weltfremden Erwartungen an und von Kindern auf die Schippe.

Autorin, die polarisiert und provoziert

Zwischen ihren Texten erzählt Ronja von Rönne selbstbewusst und reflektiert von den drei Studiengängen, die sie abgebrochen hat, davon, dass Schreiben für sie eigentlich nichts Angenehmes ist, und von der LSD-Überdosis, die ihr mehrere Jahre lang Probleme bereitet hat. All dies schildert sie, als wären es Nebensachen, kleine Infos aus dem Leben der Ronja von Rönne.

Nicht umsonst wird ihre Person in der deutschsprachigen Literaturszene nicht nur gelobt, sondern auch heftig kritisiert und teilweise auch beschimpft. Ronja von Rönne ist eine Autorin, die polarisiert und provoziert – mit ihrer Art, ihrer Haltung. Und natürlich mit ihren Texten.

 

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