Schüür Luzern: Nidwaldner Band gewinnt Contest

Cabinets räumen an der Sprungfeder ab

Die Siegerband Cabinets rockt mit ihrem Indie-Pop die Schüür. An der Bühnenpräsenz müssen sie aber noch arbeiten.

(Bild: bic)

Hohes Niveau, Freddie Mercurys «Bohemian Rhapsody», eine Siegerband, die noch an ihrer Bühnenpräsenz arbeiten muss – und leider nur eine Frau auf der Bühne. Das war das Grande Finale der Sprungfeder in der Schüür. Und zentralplus war mittendrin.

Vor der Kasse der Schüür stehen junge Erwachsene am Samstagabend Schlange. Der Übertragungswagen von Radio 3Fach ist vor dem Konzerthaus geparkt. An der Fassade hängen Papiere, auf denen der Ablauf des Abends erläutert wird. 

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit steht auch dieses Jahr wieder das Finale des Innerschweizer Bandwettbewerbs Sprungfeder an. Vier Bands wollen an diesem kalten Adventssamstag die Schüür zum Kochen bringen, sie haben sich in Vorrunden durchgesetzt.

Cabinets eröffnen Konzertreigen

Die Schüür ist gut zur Hälfte gefüllt. Das mehrheitlich junge Publikum bekommt zur Einstimmung Musik aus Nidwalden auf die Ohren. Was um diese Uhrzeit noch keiner weiss: Cabinets, die ihren Proberaum in Stansstad haben, sollten einen Start-Ziel-Sieg hinlegen – dazu später.

So tönt die Siegerband Cabinets:

 

Auch wenn es ein paar Takte dauert, bis sich die vier jungen Musiker an die Atmosphäre gewöhnt haben, liefern sie eine souveräne und freche Rock-Show ab. Die Gesangsmelodien werden von einer Posaune gekonnt umflochten, auch wenn diese hie und da etwas «too much» schien. Etwas weniger wäre diesmal mehr gewesen.

Auch an ihrer Bühnenpräsenz müssen die fünf frischgebackenen Sprungfeder-Sieger noch arbeiten, rät ihnen Schüür-Leiter und Jurymitglied Marco Liembd im Backstage der Schüür.

Zum Glück wurde ordentlich gefeiert: Schüürchef Marco Liembd erklärt den Siegern mit Bierflaschen seine Vorstellung von Bühnenpräsenz.

Zum Glück wurde ordentlich gefeiert: Schüür-Chef Marco Liembd erklärt den Siegern mit Bierflaschen seine Vorstellung von Bühnenpräsenz.

(Bild: bic)

Grosse Bühnenerfahrung

Die zweite Band des Abends heisst Lawrence Helle & His Funeral and Wedding Orkestar. Man merkt sofort, dass diese grosse Luzerner Truppe schon einiges an Bühnenerfahrung mitbringt. Einige der Musiker auf der Bühne sind bereits seit einiger Zeit als Musicaldarsteller engagiert. 

Somit kommt die Show sehr locker und souverän rüber. Der satte Grooveteppich aus Bass und Drums gibt dem Mix aus Balkantunes, Hip-Hop, Ska und Reggae den nötigen Drive. Das Publikum haben sie jedenfalls sofort im Sack. Das Niveau, das die sieben Jungs und eine Frau – übrigens die einzige des ganzen Abends – an den Tag legen, ist hoch und die Musik lädt zum Mitwippen ein. Lawrence Helle & His Funeral and Wedding Orkestar machen Lust auf mehr. 

Hier sitzt die Performance. Die Band Lawrence Hell

Hier sitzt die Performance: Die Band Lawrence Helle & His Funeral and Wedding Orkestar.

(Bild: bic)

Auch Death Metal darf nicht fehlen

Zuschauer, die härter, lauter und schneller mögen, kommen schliesslich bei den vier Death-Metallern von Archeronian Scar aus Malters auf ihre Kosten.

Crowd-Surfing bei der Death Metal Band Archeronian Scar

Crowd-Surfing bei der Death-Metal-Band Archeronian Scar.

(Bild: bic)

Gut ausgefeilte Samples, verzerrte Gitarren und ein Doublebass, die wie ein Maschinengewehr fast pausenlos den Sound antreibt, führen zu einem durchaus ansprechenden und unterhaltsamen Konzert.

Ansprachen konsequent in Englisch

Den Abschluss machen die bereits letztjährigen Finalteilnehmer von Down Side Up. Die vier jungen Musiker aus dem Kanton Schwyz werden von zwei Kollegen an Trompeten unterstützt.

Der Sound, der von auf satten Drumbeats und verzerrten, sehr rhythmisch gespielten E-Gitarren und vor allem den Rapkünsten des Frontmannes lebt, bringt nochmals richtig Dampf in die Bude.

Satte Hip-Hop-Beats mit treibenden Rapskills: Die Band Downside Up war bereits das letze Jahr im Final.

Satte Hip-Hop-Beats mit treibenden Rapskills: Die Band Downside Up war bereits letztes Jahr im Final.

(Bild: bic)

Auch hier fällt sofort die hohe Qualität und Tightness der Band auf. Man fühlt sich an Papa Roach, Limp Bizkit und teilweise sogar an Rage Against the Machine erinnert.

Die hohen sprachlichen Skills des Frontmannes, der auch noch kurz zur Posaune greift, verleihen dem Ganzen einen internationalen Charakter. Insbesondere, da er auch bei den kurzen Ansprachen zwischen den Songs konsequent nur Englisch spricht. 

Spezialpreis für die einzige Frau

Dann der Höhepunkt des Abends: Die Siegerehrung beginnt erst nach 1 Uhr morgens. Dieses Jahr gibt es einen speziellen Preis, der an Alexandra, die Pianistin von Lawrence Helle & His Funeral and Wedding Orkestar, geht. Sie ist die einzige Musikerin des ganzen Abends.

«Es ist hoffentlich das letzte Jahr, dass so wenige Frauen bei einem Sprungfeder-Finale auf der Bühne stehen», ruft Schüür-Chef Marco Liembd in den Saal. Letztes Jahr sah es noch düsterer aus, es stand gar keine Frau auf der Bühne (zentralplus berichtete).

Wird als einzige Musikerin ausgezeichnet: Alexandra von Lawrence Hell

Wird als einzige Musikerin ausgezeichnet: Alexandra von Lawrence Helle & His Funeral and Wedding Okestar.

(Bild: bic)

Alexandra bekommt einen Jahrespass für die Schüür für zwei Personen. Umsonst mitnehmen darf sie aber immer nur eine Frau. Hoffen wir, dass «die einzige Frau, die heute Abend Eier gezeigt hat», so Liembd, diesen Pass rege nutzt und dadurch auch andere junge Frauen zum Musizieren bewegt. 

Vier Gigs als Preis

Der Sprungfeder-Hauptpreis ging dann an Cabinets – das haben die fünfköpfige Fachjury und das Publikum so entschieden. Neben dem Preisgeld von 6’000 Franken für eine EP-Produktion im umgebauten und aufgepeppten Soundfarm-Studio von Marco Jencarelli winken den Siegern vier lukrative Shows. So werden sie nächstes Jahr unter anderem am Rock the Docks in Zug und am Luzerner Fest zu hören sein.

Überwältigt von ihrem Sieg stimmen die fünf jungen Männer gemeinsam mit den auf der Bühne versammelten Bands «Bohemian Rhapsody» von Queen an. Das Publikum und der DJ steigen mit ein und alle liegen sich in den Armen. Die Unterlegenen scheinen den Siegern ihren Triumph mehr als zu gönnen. 

Cabinets feiern ihren Sieg:

 

Erste EP soll bereits im Frühjahr raus

Für eine erste Produktion glauben sich die Sieger jedenfalls gewappnet, wie sie zu zentralplus sagen: «Wir arbeiten bereits jetzt mit einem Produzenten aus Basel an einer EP», so der Bassist Denis Lutz, der erst kürzlich zur Band gestossen ist.

Zur Band gefunden hat Lutz über eine Ausschreibung im Internet. Er selber stammt vom oberen Zürichsee, während seine vier Kumpels aus dem Raum Ob- und Nidwalden stammen. Ziel ist es nun, die erste EP im April nächsten Jahres zu veröffentlichen und die gerade gewonnene Produktion möglichst rasch folgen zu lassen.

Die fünf Jungs, die sich als Studenten der Informatik oder als Flugzeug- und Helikoptermechaniker die Tage um die Ohren schlagen, haben jetzt Grosses vor.

Mehr Bilder gibt’s in unserem Fundstück zur Sprungfeder 2017.

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