Ueli Schmezers MatterLive im Stadtkeller Luzern

Mani Matter zwischen Flamenco-Riffs und No-Billag-Propaganda

Führt charmant und ungekünstelt durch den Abend im Stadtkeller: Ueli Schmezer. 

(Bild: Daniela Herzog)

Wenn Berndeutsch auf Latin-Rhythmen trifft und dem Zündhölzli ein Olé folgt, ist Ueli Schmezers MatterLive-Band nicht weit weg. Im Luzerner Stadtkeller verpassten sie den zeitlosen Matter-Texten ein massgeschneidertes musikalisches Arrangement. Schmezer sorgte dabei für die nötige Prise Politik.

«Ruhe!» – Pünktlich um 20.30 Uhr steht ein bekanntes Gesicht auf der Bühne und schreit durch den gut gefüllten Stadtkeller. Das Besteckgeklapper rund um Schnipo, Älplermagronen und Coupe Dänemark verstummt und das mehrheitlich ältere Publikum wendet sich der Bühne zu. Ueli Schmezer, sonst hartnäckiger Kassensturz-Moderator, stimmt gefühlvoll die ersten Songs an und baut mit den philosophischen Betrachtige über nes Sandwich das abendliche Essgelage gleich ins Programm ein.

Doch Mani Matters Songs sind alles andere als leichte Kost. Wie kein anderer schaffte es Matter, mit einer einfachen Sprache hochvertrackte Wortakrobatik zu vollbringen und mit einem politischen Blick die kleinen Geschichten des Alltags zu enthüllen. Auf den Tag genau vor 45 Jahren ist Mani Matter bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Doch seine Texte leben weiter und gehören längst zum Schweizer Kulturgut, wie auch Ueli Schmezer betont: «Es sind nicht nur Liedli, sondern Kunststücke.»

Von Blues bis Heavy Metal

Den Kunststücken Matters kann dann auch nur eine erstklassige Band gerecht werden. Schmezer singt in seinem breiten Berndeutsch die Texte zwar äusserst matterlike und bringt mit seinem humoristischen und leidenschaftlichen Scat-Gesang eine persönliche Note ins Spiel. Die wahren musikalischen Helden des Abends sind aber seine hochkarätigen Bandmitglieder.

Die hochkarätige Band sorgte für eine lebendige Interpretation der Matter-Songs (von links): Nick Perrin, Ueli Schmezer, Michel Poffet und Andi Pupato.

Die hochkarätige Band sorgte für eine lebendige Interpretation der Matter-Songs (von links): Nick Perrin, Ueli Schmezer, Michel Poffet und Andi Pupato.

(Bild: Daniela Herzoge)

Schmezer wird begleitet vom virtuosen Jazz- und Flamenco-Gitarristen Nick Perrin, dem brillanten und vielseitigen Bassisten Michel Poffet und dem vielbeschäftigten Perkussionisten Andi Pupato. Gemeinsam sorgen sie für äusserst lebendige und variantenreiche Interpretationen der Matter-Songs. Während die jazzigen und subtil-melancholisch gefärbten Latin-Klänge durchs ganze Konzert hindurchklingen, ziehen die Musiker im Laufe des Abends alle Register und wechseln selbstironisch von Heavy Metal (Dynamit) über Blues (E Löu, e blöde Siech, e Glünggi und e Sürmu) bis zu Reggae (Ir Ysebahn). 

Musikalische Narrationen

Mit viel Feingefühl vertonen die talentierten Musiker Matters Texte und untermauern die unterschiedlichen Narrative mit stimmungsvollen Klängen. Bei der Schlägerei in Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüert legen sie an Tempo zu, werden richtig laut und machen Krawall. Ganz leise werden die Töne im Alpeflug, wo die Melodie gemeinsam mit dem Sportflugzeug mal hoch geht «ufe zu de Gipfle» und wieder runter «z dürab de Gletscher nache».

Mit diesen feinen Nuancen sorgen die Musiker dafür, dass die Texte nicht in einem langweiligen monotonen Geplärre heruntergerattert werden, sondern lebendig, humorvoll und variantenreich interpretiert daherkommen.

Als «Billag» zum Abendessen

Ueli Schmezer führt charmant und ungekünstelt durch den Abend. Er gibt sich publikumsnah, fordert die Leute zum Mitsingen auf («Crescendo chömid!») und parodiert sich selber immer mal wieder als Kassensturz-Moderator. Zwischen den Songs geht er auf die Texte ein, erläutert deren Herkunftsgeschichte und setzt eigene Schwerpunkte. Diese liegen vor allem in der politischen Betrachtung Matters. So findet Schmezer in dessen Texten beispielsweise den Aufruf zum zivilen Ungehorsam oder die Aufforderung zu einer kritischen Haltung gegenüber politischen Machthabern.

Und genauso wie Matter dazumal eindeutig Partei ergriff, tut es Schmezer heute. Unverblümt votiert er für mehr Urheberrechtsschutz für Musiker, gegen die soziale Ungleichheit in der Schweiz und gegen die No-Billag-Initiative. Mit jedem im Publikum, der einen guten Grund für die Initiative habe, trinke er anschliessend ein Bier, so Schmezer. Man möchte nur zu gerne wissen, wann er letzte Nacht nach Hause kam.

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