Booker der drei Häuser über die Luzerner Szene

Stimmt das? Der Südpol ist szenig, das Neubad nerdig, die Schüür jung

«Das Konzertverhalten hat sich geändert»: Urs Emmenegger (Neubad), Nadine Rumpf (Südpol) und Marco Liembd (Schüür).

(Bild: jwy)

Die dicken Saisonprogramme flattern wieder ins Haus, ein Herbst voller Konzerte steht an. Wir haben mit drei Luzerner Bookern über ihr Geschäft und ihre Besucher gesprochen – und eine Generation, die man in Luzern verloren hat.

Im September klingen die Freiluftkonzerte aus und die Clubs drehen wieder auf – die Zeit der wahren Konzertgeniesser beginnt. Darum: zentralplus hat drei Luzerner Musikveranstalter an einen Tisch gebeten: Nadine Rumpf, seit einem Jahr Programmatorin im Südpol. Marco Liembd, Schüür-Leiter und noch bis September im Sedel-Vorstand (der eigentliche Schüür-Booker Silvio Zeder ist im Urlaub). Zudem Urs Emmenegger, Leiter Veranstaltungen im Neubad. Thema: die Freuden und Leiden der Luzerner Konzertszene.

zentralplus: Treffen Sie sich öfters zu dritt?

Urs Emmenegger: Es ist eher die Ausnahme, wir haben keinen formellen Austausch.

Nadine Rumpf: Im April hatten wir einen gemeinsamen Tag der offenen Clubtüren (zentralplus berichtete). Sonst gibt es mal ein Mittagessen und man sieht sich natürlich an Konzerten.

Marco Liembd: Es sind halt alle an ihre Häuser gebunden. Mit «Luli» (einer Smartphone-App, Anm. d. Red.) haben wir eine Gemeinschaft zwischen Sedel, Treibhaus, Südpol und Schüür – da ist aber das Neubad nicht dabei.

zentralplus: Sprecht ihr euch ab über Konzerttermine?

Rumpf: Ja, wir sind informiert, was in den anderen Häusern läuft, bevor es kommuniziert wird. Sodass es, wenn irgendwie möglich, keine Terminkollisionen gibt.

Emmenegger: Wir füttern einen gemeinsamen Kalender mit unseren Konzerten. Aber letztlich probiert trotzdem jeder sein eigenes Ding durchzuziehen.

Liembd: Wenn du an einem Samstag einen Act wie «Bilderbuch» buchen kannst, dann machst du’s einfach. Das ist legitim, oder?

Emmenegger: Massive Überschneidungen sind erstaunlich selten, in der letzten Saison ein paar Mal. Ich staune: Man könnte an gewissen Abenden an fünf Konzerte gehen und alle decken ein anderes Genre ab.

Urs Emmenegger (vorne), Nadine Rumpf und Marco Liembd gönnen sich eine Erfrischung an der Bar nach der angeregten Diskussion.

Urs Emmenegger (vorne), Nadine Rumpf und Marco Liembd gönnen sich eine Erfrischung an der Bar nach der angeregten Diskussion.

(Bild: jwy)

zentralplus: Und ihr seid ja nicht die Einzigen, auch Jazzkantine, Treibhaus oder Sedel machen Konzerte.

Liembd: Das Problem sind weniger die Überschneidungen an einem Abend, sondern die Anzahl Auftrittsmöglichkeiten. Wir haben so viele kleine Bühnen, dass eine Luzerner Band in einem Herbst fünf Mal spielt. Beim sechsten Mal interessiert’s dann keinen mehr.

zentralplus: Besucht ihr die anderen Häuser auch privat?

Rumpf: Unbedingt. Ich gehe privat hin, weil mich Konzerte interessieren. Aber wenn ich Urs treffe, geht es schnell ums Geschäftliche. Oder man trifft Label-Leute oder Musiker.

Emmenegger: Ich war früher mehr unterwegs. Wenn man 30 bis 40 Veranstaltungen hat im Monat, dann schaltet man gern mal einen ruhigen Abend ein. Aber im Neubad arbeiten viele junge Leute. So habe ich meine Späher, die mir erzählen, was ich verpasst habe.

Liembd: Wenn ich frei habe, versuche ich etwas zu machen, das nichts mit Konzerten zu tun hat.

Die neue Saison

zentralplus: Die neue Saison steht vor der Tür (siehe Box zuunterst). Kribbelt es schon in den Fingern?

Emmenegger: Ja sehr, für mich läutet jeweils der Besuch des Jazzfestivals Willisau die Herbstsaison ein.

Rumpf: Ich freue mich enorm. Wir arbeiten viel darauf hin. Wenn ich dann das Ergebnis und die zufriedenen Leute sehe, gibt mir das mega viel.

Der Südpol wirbt für die neue Saison:

 

Liembd: Ich werde den Schüür-Garten vermissen, die Gartenkonzerte waren so familiär. Aber klar: Im Sommer bewegen wir uns im EG und Garten und oben hast du einen Riesenbär, der seinen Sommerschlaf macht und wartet. Am liebsten machen wir schon die grossen Produktionen.

zentralplus: Wieso macht die Schüür keine Sommerpause? Übernimmt man sich da nicht?

Liembd: Wir haben das gerechnet, für uns lohnt sich ein Sommerprogramm. Zudem schätzen die Leute den Schüür-Garten, wir bekommen extrem viele Komplimente. Sinn oder Unsinn einer Sommerpause sind aber stark von den jeweiligen Strukturen der Häuser abhängig.

Emmenegger: Wir würden im Sommer auch Programm machen, wenn wir den Vorplatz bespielen dürften. Aber wir konnten mit der Piazza das Loch recht gut decken. Zudem finde ich’s auch gut, etwas herunterzufahren und auch mal Ferien zu machen.

«Am ehesten buhlt man um Plattentaufen von Luzerner Bands, weil die gut funktionieren.»

Urs Emmenegger, Neubad

Rumpf: Zudem gibt es mega viele Festivals, die Leute wollen dann nicht unbedingt noch an Konzerte. Dazu kommt: Mitten in der Saison kann ich kaum in die Ferien, also muss ich im Sommer gehen. Man hat diesen Ruhepunkt, um danach parat ins neue Jahr zu starten.

zentralplus: Welchen Act im Programm der anderen hätten Sie gern bei sich?

Rumpf: Ich glaube, wir machen Programme, die auf unsere Häuser abgestimmt sind. Ich freue mich auf die anderen Programme.

zentralplus: Keine Missgunst?

Emmenegger: Das habe ich nie erlebt unter den Veranstaltern.

Liembd: Von der Kapazität und Grösse her kommen wir uns ja nicht in die Quere. Schüür-Saal, Südpol-Club und Neubad-Keller: Das ergänzt sich.

zentralplus: Kommt es vor, dass man gemeinsam um einen Act buhlt?

Rumpf: Das gibt es auch, dann diskutiert man, und es ist okay.

Emmenegger: Die Schüür ist eine andere Liga. Wenn, dann eher mit dem Südpol und Sedel. Am ehesten buhlt man um Plattentaufen von Luzerner Bands, weil die meistens gut funktionieren. Da pflegen alle ihre Kontakte und bearbeiten Bands.

Was unterscheidet die drei Häuser?

zentralplus: Die Schüür wird jetzt 25, den Südpol gibt es seit 2008, das Neubad seit 2013. Nicht nur vom Alter, auch von der Ausrichtung unterscheidet ihr euch: Der Südpol ist ein Mehrspartenhaus, die Schüür ein Rock- und Partytempel und das Neubad die wilde Zwischennutzung.

Emmenegger: Wir haben so viele unterschiedliche Veranstaltungen, Konzerte passieren eher nebenbei. Die machen wir aus Leidenschaft und weil wir Musikfans sind. Das ist ein Auftrag, den wir uns selber geben. Schüür und Südpol sind sicher besser organisiert und können mehr Zeit ins Booking investieren.

Liembd: Es hat sich ja schön entwickelt: Zuerst war der Sedel mit Punk, später kam die Schüür dazu. Dann verschwand der Wärchhof, also hat man für die Jungen das Treibhaus gemacht. Nach der Boa baute man mit dem Südpol ein Haus, das auch für die Freie Theaterszene steht. Und das Neubad saugt überall ein bisschen an. Ihr macht Konzerte wie die Schüür, Theater wie der Südpol und habt junge Leute wie im Treibhaus. Es geht heute super auf.

Emmenegger: Aber auch das Neubad hat sich ein sehr eigenständiges Profil erarbeitet – mit diversen Angeboten, die in anderen Häusern nicht stattfinden.

zentralplus: Die Schüür lebt als einziges Haus nur von der Musik – also müsst ihr möglichst breit fahren?

Liembd: Das ist der Anspruch. Die Schüür hat sich zu einem Konzerthaus für alle entwickelt: Wenn wir Stiller Has haben, dann ist das Publikum zwischen 45 und 50, bei Jeremy Loops ist es eher 22. Vom Partytempel sind wir weggekommen. Wir haben noch drei bis vier regelmässige Labels.

So preist die Schüür das Konzert von Mighty Oaks an:

zentralplus: Lange finanzierten die Partys die Konzerte, ist das vorbei?

Liembd: Ja, das Partypublikum war in den letzten zehn Jahren rückläufig. Die Leute wechseln häufiger den Club und sie trinken weniger. Die Konzertproduktionen wären unter dem Strich selbsttragend, würden wir nur noch die fetten Produktionen fahren. Aber das ist nicht unser Ziel.

Emmenegger: Es ist fast unmöglich, mit Konzerten wie im Neubad oder Südpol Geld zu verdienen. Für diesen Musikbereich fehlt hier teilweise das Publikum. In Zürich würde das anders aussehen. Wir müssen Konzerte über Partys, Vermietungen und Gastronomie quersubventionieren. Wir sind etwas neidisch auf die Möglichkeiten der Schüür. Ihr habt all die Bands, mit denen man Geld verdienen kann. Dafür müsst ihr auch immer wieder Mainstream veranstalten – da beneide ich euch weniger.

«Wenn die Leute etwas sehen wollen, dann bewegen sie sich.»

Nadine Rumpf, Südpol

Liembd: Du brauchst die Kapazität, im EG ist es für uns auch schwierig. Aber oben im Saal kann es sich ab 500 Leuten lohnen. Und es ist sicher einfacher, wenn man klar auf Konzerte ausgerichtet ist.

zentralplus: Wie wichtig sind Partys im Südpol?

Rumpf: Wir haben jeden Freitag und Samstag Partys, die wir über Fremdveranstalter organisieren, das sind verschiedene Kollektivs. Sie bringen eigene Leute und die kommen zum Teil von relativ weit her. Teils funktionieren sie besser, teils weniger, wie in jedem Haus.

Liembd: Bei Konzerten kommen die Leute ja auch von weiter her. Ich habe kürzlich eine Auswertung des Vorverkaufs nach Postleitzahlen gemacht. Die Zeit, als die Mehrheit des Publikums aus Luzern kam, ist vorbei. Bei gewissen Konzerten kommen die meisten aus Zürich oder anderswo. Darum muss man es nach jedem Konzert auf den letzten Zug schaffen, wir programmieren konsequent so.

Rumpf: Bei Sleaford Mods im Mai kam die Hälfte aus der Westschweiz. Wenn die Leute etwas sehen wollen, dann bewegen sie sich.

zentralplus: Stimmt es, dass sich die Leute mehr Konzerte in der grossen Südpol-Halle wünschen?

Rumpf: Das habe ich noch nie gehört, ihr schon?

Emmenegger: Es sind vor allem Kulturjournalisten, die das wünschen … dass ihre Lieblings-Indie-Bands in Luzern spielen.

Rumpf: Wir sind eher daran, die grossen Konzerte runterzustufen und den Club mit Konzerten zu beleben. Wir veranstalten jeden Donnerstag ein Club-Konzert, damit hatten wir in der vergangenen Saison gute Erfahrungen gemacht.

«Mal laufen Konzerte, mal weniger.»

Marco Liembd, Schüür

Liembd: Ich habe ja auch mal im Südpol gearbeitet und hörte diesen Vorwurf aus der Musikszene. Aber man muss sich ins Haus hineindenken: Die Südpol-Bühne steht nicht permanent wie in der Schüür. Wir müssen nur anschalten und können loslegen. Im Südpol hast du vielleicht vorher ein Theater, man muss das Licht wechseln, die Bühne aufbauen, Tribüne abbauen.

Rumpf: Viele sind sich nicht bewusst, wie viele Technikerstunden investiert werden für den Auf- und Abbau.

zentralplus: Es hat sicher auch damit zu tun, dass die grosse Südpol-Halle ein schöner Konzertraum ist.

Liembd: Future Island in der grossen Halle waren sensationell. Das war der Wahnsinn.

Ihm widmet der Südpol am 22. September einen ganzen Abend: dem 2007 verstorbenen Entertainer Thomas Hösli.

Ihm widmet der Südpol am 22. September einen ganzen Abend: dem 2007 verstorbenen Entertainer Thomas Hösli.

(Bild: zvg)

zentralplus: Wie beurteilt ihr das Luzerner Publikum?

Rumpf: Theoretisch gibt es genug interessierte Leute, aber das Konzertverhalten hat sich geändert. Das Konzert, so wie es ist, ist eigentlich veraltet. Live-Musik, ein Bier und danach wieder nach Hause gehen reicht den Leuten leider nicht mehr.

Liembd: Ich glaube nicht, dass das Konzept veraltet ist. Klar, das Bandformat hat sich seit den Beatles nicht verändert. Aber es ist doch immer eine Wellenbewegung: Mal laufen Konzerte, mal weniger.

Emmenegger: Viele Leute, die ich früher an Konzerten traf, haben heute andere Interessen. Ich wünschte mir, dass man die ab und zu trotzdem noch trifft. Aber Leute ab 30 sind zurückhaltend geworden. Das Publikum, das sich für unsere Musik interessiert, die man etwas entdecken muss, ist etwas weggebrochen.

Rumpf: Als ich in Paris gelebt habe, ging ich fünf Mal in der Woche an Konzerte. Heute ist man auch mal froh, einen ruhigen Abend zu haben. Du willst vielleicht mal mit Freunden ein Bier trinken ohne Konzert. Oder einfach mal zu Hause bleiben.

zentralplus: Früher ging man spontan an ein Konzert, heute schaut man einen Film auf Netflix.

Emmenegger: Ja, man ist nicht mehr so spontan. Man schaut Livekonzerte erst auf Youtube und entscheidet dann, ob man geht oder nicht.

Liembd: Echt jetzt?

Emmenegger: Ich glaube schon, die Leute sind wählerischer.

Liembd: Man muss unterscheiden: Die Populärmusik, die eine breitere Masse anspricht, macht einen grossen Teil unserer ausverkauften Konzerte aus. Daneben haben wir Nischenkonzerte, bei denen wir wissen, dass wenige kommen und Minus machen. Aber wir machen es trotzdem, weil wir es gut und nötig finden.

Rumpf: Das finde ich wichtig. Es ist auch Aufgabe des Südpols, dass ich solchen Bands einen Platz gebe. Wir hatten Konzerte mit 25 Leuten im Club – und ich wusste das von Anfang an. Das ist ok.

Clubs, Zuschauer, Bands: Es gibt genügend Gesprächstoff für Marco Liembd (Schüür), Urs Emmenegger (Neubad) und Nadine Rumpf (Südpol).

Clubs, Zuschauer, Bands: Es gibt genügend Gesprächstoff für Marco Liembd (Schüür), Urs Emmenegger (Neubad) und Nadine Rumpf (Südpol).

(Bild: jwy)

zentralplus: Man macht es, weil man daran glaubt?

Liembd: Die coolsten Momente sind die, wenn du nicht damit rechnest, es aber am Schluss trotzdem aufgeht.

Emmenegger: Das Risiko geht man sehr bewusst ein, es hat einen gewissen Suchtfaktor, wie Zocken. Man versucht es immer wieder, obwohl man weiss, dass nur 30 Leute kommen. Aber es ist für mich jedes Mal mit viel Blutschwitzen verbunden – und mit Rechnungen, die nicht aufgehen.

Liembd: Ende Jahr muss eine Rechnung aufgehen, eine einzige Zahl, wir sind ja alles Vereine. Und das Schöne am Veranstalten ist: Du gehst nach einem Konzert, das nicht funktionierte, heim und am nächsten Tag kommt das nächste.

Rumpf: Um aufs Thema zurückzukommen: Wenn ich ein Konzert veranstalte, ist das Durchschnittspublikum um die 23 aufwärts, manchmal auch 27. Die Ü30er, die früher oft an Konzerte gingen, fehlen. Das Problem ist aber, dass die Jüngeren zwischen 16 und 25 nicht nachziehen.

Liembd: Diese Generation haben wir verloren, die holen wir nicht mehr zurück.

zentralplus: Wieso habt ihr die verloren?

Liembd: DJs sind bei denen angesagter, elektronische Formationen mit Laptops und Drumpads machten grössere Fortschritte als klassische Bandformate. Aber ich denke, es kommt eine neue Generation nach, darum brauchen wir ein starkes Radio 3fach und ein starkes Treibhaus.

zentralplus: Wie viel spielen eigentlich Klischees der Häuser mit: Der Südpol ist szenig, das Neubad nerdig, die Schüür jung.

Rumpf: Was ich merkte, als ich neu anfing: Viele Leute fühlten sich verbunden mit Remo Helfenstein, meinem Vorgänger. Jetzt kommen andere Leute und finden es lässig. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass wir ein Szeneschuppen sind.

Liembd: Die Schüür ist nicht mehr bloss ein Haus für Junge, sondern für alle. Bei Jeremy Loops kam eine 92-jährige Frau, ich machte ihr einen Stuhl parat. Was ich immer noch höre: «D Schüür isch z tüür.» Aber wenn ich die Ticketpreise mit anderen Städten vergleiche, sind wir Interdiscount.

zentralplus: Welchen Ruf hat das Neubad? Dass man lange auf das Bier warten muss?

Emmenegger: Ja, das kommt immer wieder. Aber die grösste Stärke des Hauses ist, dass sich bei uns keine Szene etabliert hat. Ich staune, wie durchmischt das Publikum ist. Es gibt keine versteckten Codes, man kann hineinlaufen, wie man sich wohlfühlt. Das hat sicher damit zu tun, dass das Neubad immer schon ein öffentliches Gebäude war – aber auch mit unserem Credo, ein Haus der offenen Kultur zu sein.

Das Neubad stellt das Thema Zwischennutzungen in den Fokus:

 

Rumpf: Beim Südpol gibt es zum Teil noch Berührungsängste. Aber bei uns sind auch alle willkommen, jeder darf kommen, auch die 92-jährige Dame.

Liembd: Man muss auch fair bleiben, ein Haus braucht ein Jahrzehnt, um seine Identität zu finden. Diese Zeit muss man auch dem Südpol lassen.

zentralplus: So verschieden die Häuser sind: Mit Neubad-Keller, Südpol-Club und der kleinen EG-Bühne der Schüür gibt es ähnliche Bühnen. Welches ist die schönste?

Emmenegger: Keine Frage, der Südpol-Club, der ist State of the Art. Ich höre immer von unseren Tontechnikern, wie geil das wäre, sich dem anzunähern. Vom Ambiente, Charme und von der Geschichte her finde ich unseren Keller interessant. Er erinnert mich am ehesten an die Boa-Bar.

Liembd: Das kann ich unterschreiben. Im Schüür-EG haben wir die Höhe nicht wie im Südpol-Club. Das schränkt vor allem die Lichtarbeit ein.

Rumpf: Es ist mein Zuhause, logisch sage ich Südpol. Es ist der typischste Club, wie man ihn kennt: eine Blackbox mit Bühne und supergeilem Soundsystem. Es steht alles parat, wir können 200 Leute reinlassen und es geht ab. Aber ich habe auch super Abende im Neubadkeller erlebt.

Liembd: Als ich im Südpol arbeitete, war der Club mein Lieblingsraum, da riechst du den Rock’n’Roll richtig.

Die Herausforderung der Musikstadt Luzern

zentralplus: Wie steht es eigentlich um die viel beschworene Luzerner Musikszene?

(Seufzen)

Emmenegger: Bands, die mich interessieren, sind überschaubar. Das Problem ist: Wir wollen Luzerner Bands als Vorbands, aber alle bekannten Namen spielen zu häufig in Luzern. Es ist für Veranstalter nicht interessant, zum siebten Mal im Jahr einen Luzerner Künstler zu veranstalten.

Liembd: Die Qualität ist vielleicht höher als vor zehn Jahren, aber sie verteilt sich auf viel weniger Acts. Aber es kommen wieder junge Bands, das sieht man im Sedel.

Rumpf: Was mich an der Luzerner Szene beeindruckt: Es sind immer die gleichen Musiker, sie haben einfach andere Bands. Man hat 30 Bands, aber 10 Musiker. Das finde ich einerseits schön, man ist vernetzt und arbeitet zusammen. Wenn aber Bands im Südpol spielen wollen, frage ich auch zuerst, wo sie in Luzern schon überall gespielt haben.

Emmenegger: Der Einfluss der Jazzschule auf die Pop- und Rockszene wird immer grösser. Junge Abgänger sind extrem offen und interessieren sich auch für die Popszene, da kann man hoffen.

Liembd: Es ist ein tragischer Moment, um darüber zu reden. Der Kanton hat die Spitzenförderung in der Musik wie auch im Theater auf der Startrampe gestoppt. 40 Prozent der Fördermittel werden weggestrichen. Wenn das so weitergeht, bin ich gespannt, worüber wir in zehn Jahren reden. Das wird auf unsere Bühnen zurückfallen.

Das bringt die neue Saison

Die Schüür machte als einziges Haus keine Sommerpause, nur der grosse Saal im OG ruhte. Highlight der neuen Saison sind etwa Der Transformer & Irie Noise (2.9.), Reverend Beat-Man & Sister Nicole Izobel Garcia (20.9.) oder The Picturebooks (27.9.).

Am 16. Oktober feiert das Konzerthaus schliesslich sein 25-Jahr-Jubiläum: Freak-Power-Mitbegründer Ashley Slater gastiert eine Woche in Luzern und studiert mit lokalen Gästen ein Set ein (14.10.). Am 16.10. spielt Züri West zum fünften Mal in der Schüür und am 17.10. die Zentralschweizer Grösse Jolly & The Flytrap.

Das Neubad startet im September in die vierte Saison: Es geht los mit den zweitägigen Zwischennutzungstagen «Temporär» am 1. und 2. September, wo Leute aus der ganzen Schweiz über Zwischennutzungen debattieren. Auch die Negativschlagzeilen wegen des Kellers werden Thema sein (zentralplus berichtete).

Danach geht’s weiter mit dem bekannten Gemischtwarenladen-Programm à la Neubad – aber auch Konzerte stehen an: etwa Y33BA aus Brooklyn am 16.9. oder die Plattentaufe von The Great Harry Hillman am 28. und 29.9.

Der Südpol läutet die Saison etwas später ein: Ab 22. September läuft «Das Festival zum Saisonbeginn» über sieben Tage mit Konzerten, Theaterpremieren, Clubnächten und sogar einem Autokino.

Ein Highlight ist der Tribute-Abend zu Ehren von Thomas Hösli, der vor 10 Jahren starb: «Heaven Is Not That Far» am 22.9. Weggefährten erinnern mit Musik, einem Film und Bildern an den grossen Luzerner Sänger und Entertainer.

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