Klang-Musiktage auf Schloss Meggenhorn

Kammermusik, die durch Qualität und Nähe berührte

Am Sonntagmorgen empfung das Klang-Bläserquintett seine Gäste mit Musik von Haydn, Mendelssohn Bartholdy und Mozart.

(Bild: PD-klang)

Erneut haben auf Schloss Meggenhorn die alljährlichen «klang»-Sommerkonzerte stattgefunden. Das «klang»-Bläserquintett wagte am Sonntag mit «Morgendliche Brise» ein spannendes Experiment: Es spielte Musik von Haydn, Mendelssohn und Mozart in bearbeiteten Fassungen.

Auch diesen Sommer konnte man auf Schloss Meggenhorn Kammermusik vom Allerfeinsten geniessen. Das Märchenschloss bietet dabei den idealen Rahmen: Im Sommer ist das herrschaftliche Gebäude von Blüten umrankt. Der blaue Vierwaldstättersee im Hintergrund vervollständigt die Idylle. In dieser malerischen Umgebung haben es sich die Veranstalter der «klang»-Reihe zur Aufgabe gemacht, Kammermusik auf höchstem Niveau zur Aufführung zu bringen.

Im Festsaal des Schlosses entsteht auf kleinem Raum eine Begegnung der besonderen Art: Die Nähe zwischen Ausführenden und Zuhörern schafft eine einmalige Musizieratmosphäre. Dies ist Kammermusik im eigentlichen Sinne: Sie zeichnet sich durch Intimität und Ambition aus. 

Musik zur Unterhaltung

Das Programm der Matinee vom Sonntag folgte ganz diesem Motto. Leitlinie der drei aufgeführten Werke war der Anspruch auf Unterhaltung. Dieser Aspekt kommt in Haydns Divertimento B-Dur (Hob. II:46) wörtlich zum Tragen. Auch Mozarts Serenade Nr. 11 in Es-Dur (KV 375) passt wunderbar in dieses Konzept. Es wurde nämlich anlässlich eines Festtages zu Ehren der Kaiserin Maria Theresia aufgeführt. Mendelssohns Streichquartett Nr. 4 in e-Moll op. 44 Nr. 2 fällt dabei zunächst etwas aus dem Rahmen.

Zum einen ist es im Gegensatz zu den Werken von Mozart und Haydn nicht in die Wiener Klassik, sondern in die Epoche der Romantik einzuordnen. Zum anderen ist es um einiges länger. Trotzdem fügt es sich ästhetisch problemlos in die Reihe ein. Dies ist dem passionierten Charakter des Stücks zuzuschreiben. Das Konzept schien jedenfalls publikumstechnisch aufzugehen: Der Festsaal war voll.

Bearbeitung von Musik als Entwicklung

Der zweite rote Faden des Programms: Es wurden bewusst Bearbeitungen aufgeführt. Das Stück von Mozart etwa wurde von einer achtköpfigen Besetzung auf fünf Musiker umgeschrieben. Diese Grundidee öffnet Raum für Fragen zur Antizipation von Musik. Diese Art von Aufführungspraxis steht nämlich in schroffem Widerspruch zur historisch informierten Aufführungspraxis etwa. Letztere orientiert sich möglichst an tatsächlichen historischen Gegebenheiten. Die Adaption und Bearbeitung macht Musik jedoch fähig zur Entwicklung. So hat Brahms den Chorale St. Antoni aus dem Divertimento Haydns in seinen Haydn-Variationen aufgegriffen. Das Bearbeiten erlaubt, dass nicht nur Komponisten, sondern auch ausführende Musiker bestehende Musik erweitern und weiterentwickeln können.

Die Bearbeitung wird so selbst zur eigenen Kunstdisziplin. Ob eine Bearbeitung gelingt, ist eine Frage der Perspektive und des Geschmacks. Beethoven hat es sogar so formuliert: «Ich behaupte fest, nur Mozart könne sich selbst vom Klavier auf andere Instrumente übersetzen, sowie Haydn auch – und ohne mich beiden grossen Männern anschliessen zu wollen, behaupte ich es von meinen Klaviersonaten auch.»

Ausgewogener Klang und mehr Kontraste

Das «klang»-Bläserquintett führte demnach eine Bläserquintett-Fassung eines ursprünglichen Streichquartetts von Mendelssohn auf. Das Quintett bestach dabei durchwegs mit harmonisch ausgewogenem Klang der Instrumente. Die Musiker sind renommierte Künstler mit beruflichem Standbein in der Schweiz: Kaspar Zehnder (Flöte), Isaac Duarte (Oboe), Michael von Schönermark (Fagott), Mischa Greull (Horn) und Fabio Di Càsola (Klarinette). Letzterer ist künstlerischer Leiter der «klang»-Reihe. 

Das Quintett begeisterte mit tollem Schwung, auch wenn der Kontrast zwischen einzelnen Sätzen hätte intensiviert werden können.

Die Tempi waren über einzelne Werke hinweg gut gewählt: Das Quintett begeisterte mit tollem Schwung, auch wenn der Kontrast zwischen einzelnen Sätzen hätte intensiviert werden können. Insbesondere im Stück von Mozart hätte man vermehrt Kontraste in der Melodieführung aufmachen können. Im Gegensatz zu Haydn, dessen Musik oft im Dialog funktioniert, ist die Mozart’sche Domäne der dramatische Stil.

Stimmungsvoller Anlass

Im Grossen war die Matinee jedoch ein gelungener und harmonischer Anlass. Das hohe Niveau des «klang»-Bläserquintetts machte Freude. Der Anlass wurde von vielen Gästen als äusserst stimmungsvoll bezeichnet. Auch vom OrionStringTrio, das an diesem Wochenende im Rahmen der «klang»-Konzerte in der Schweiz gastierte, liessen sich begeisterte Stimmen verlauten. Kammermusik berührt durch Qualität und Nähe. Spätestens im Dezember 2017 finden auf Schloss Meggenhorn weitere «klang»-Musiktage statt.

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