Proberaumfestival im Sedel Luzern

Wo sonst gibt’s Bier aus dem bandeigenen Kühlschrank?

Die Band «The Jules Winnfield Five» in ihren eigenen vier Wänden.

(Bild: Sarah Brühlmann)

Die Bands im Sedel öffneten am Freitag für eine Nacht ihre Proberäume. «Die Zelle rockt» war ein Familientreffen der Luzerner Musikszene, das den Besuchern Konzerte in heimeliger Atmosphäre bot – falls man denn einen Platz in einem der Bandräume ergattern konnte.  

23 Bands, vier Etagen und rund vier Stunden Musik – das war das Proberaumfestival «Die Zelle rockt!» in Zahlen. Nachdem das Jubiläumsfestival letzten Herbst grossen Anklang fand, öffneten im Sedel probende Bands diesen Freitag ein weiteres Mal die Türen zu ihren Bandräumen. Der Club im Erdgeschoss wurde für einmal ausschliesslich als Bar genutzt. Auf der Bühne standen Tische und Stühle und die Wand wurde von einem grossen Merchandisestand eingenommen. Dieser bot nebst einem erstaunlich grossen Sortiment an Sedel-Artikeln auch CDs und Shirts einiger bekannterer Sedel-Bands.

Die Party fand an diesem Abend in den Räumen der spielenden Bands statt, oder – wenn der Andrang gross war – auf den Gängen des ehemaligen Gefängnisses. Bis zu vier Bands begannen ihre Konzerte gleichzeitig, jeweils eine auf jeder Etage. Das erlaubte Musikgenuss ohne Unterbruch. Und wer für einmal eine Pause brauchte, konnte sich draussen am Bistrostand verpflegen und im Garten hinter dem Gebäude verweilen. Der leichte Dauerregen bot indes nur wenig Anlass, diese Angebote wahrzunehmen.

Grosser Andrang auf engem Raum

Am Festival gab es viel neue Musik zu entdecken und entsprechend neugierig waren die Besucher. Das Publikum war konstant in Bewegung, pendelte von einem Bandraum via Bar zum nächsten und wieder zurück. Im Halbstunden- oder gar Viertelstundentakt begannen neue Bands aus den verschiedensten Genres ihre Konzerte.

Die Spieldauer bestimmten die Musiker selber – während manche sich nach einer Stunde von ihrem Publikum verabschiedeten, dachten andere an diesem Punkt noch längst nicht ans Aufhören. Die Band Melanzani beispielsweise, die um 21.30 Uhr loslegte, spielte auch zwei Stunden später noch immer mit voller Konzentration.

Endstation Flur: Nicht bei jedem Konzert gab es noch Platz im Bandraum.

Endstation Flur: Nicht bei jedem Konzert gab es noch Platz im Bandraum.

(Bild: Sarah Brühlmann)

Nebst vielen relativ unbekannten Musikern traf man auch auf grössere Namen, wie beispielsweise die Band Cold Reading oder Cello Inferno. Letzterer spielte, in bester Strassenmusikermanier, nicht in einem Proberaum, sondern auf dem Flur. Sein Auftritt lockte so viele Zuhörer an, dass das Durchkommen zeitweise kaum möglich war (hier geht’s zu einem früheren Artikel über Cello Inferno).

Des Öfteren passierte es, dass man Bands gar nie zu sehen bekam, weil der Ansturm so gross war – und die Bandräume wirklich klein. Manchmal musste man sich damit begnügen, fünf Meter vom Konzertraum entfernt zu lauschen und im Flur zu tanzen. Bei anderen Konzerten konnte man sich, wenn das Timing stimmte, einen der wenigen Plätze drinnen sichern und Auftritte der vertrautesten Art geniessen.

Der hauptberufliche Strassenmusiker «Cello Inferno», Meister der Flamme.

Der hauptberufliche Strassenmusiker «Cello Inferno», Meister der Flamme.

(Bild: Sarah Brühlmann)

Familiäres Heimspiel

Die Stimmung während des Proberaumfestivals war genau so, wie man es sich vom Sedel gewohnt ist: locker, familiär und friedlich. Der Auftritt in den eigenen vier Wänden war für die Musiker ein Heimspiel und gewährte den Besuchern spannende Einblicke in ihr Schaffen. Inmitten ihrer eigenen Einrichtung, zwischen Plakaten, Verstärkern und Deko, fühlte man sich der Musik weitaus näher, als es im Publikum vor einer Bühne der Fall gewesen wäre. Oder wo sonst wird man als Besucher mit Bier aus den bandeigenen Kühlschränken versorgt? Es wurde gemeinsam mit den Musikern getrunken, geraucht und gefeiert – das Festival glich einem grossen Familientreffen.

Wenn auch die letzten beiden Bands ihre Auftritte um Mitternacht begannen: Der Sedel leerte sich noch lange nicht.

So nah kommt man den Musikern selten: Of Queens and Rats.

So nah kommt man den Musikern selten: Of Queens and Rats.

(Bild: Sarah Brühlmann)

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