Stéphanie Berger, Peach Weber & Co. in Luzern

Recycling im Witzelager

Stéphanie Berger führte als Moderatorin durch den Comedy-Abend.

(Bild: mko)

Drei Stunden witzeln, was das Zeug hält: Am Samstag gab’s in der Luzerner Messehalle ein komödiantisches Spektakel mit zumeist Altstars der Schweizer Comedyszene. Da blieb kein Auge trocken, trotzdem glich der Abend einem Flickenteppich.

In nachhaltigen Zeiten kann man das Recycling selbst im Humorbereich durchaus schätzen. Marco Rima, Peach Weber, Sutter & Pfändler, Rob Spence und Stéphanie Berger teilten sich am Samstagabend die Aufmerksamkeit des Publikums in der Luzerner Messehalle. Sie alle gaben eine Auswahl ihrer erfolgreichsten Nummern zum Besten.

Die Künstler dürften den Lesern alle bekannt sein. Sie traten im Rahmen eines Vorevents zum Humorfestival in Stans auf, das erst im September stattfindet.

Lauter Urgesteine und eine Frau

Der prominenteste Vertreter der lustigen Fünfertruppe dürfte wohl Marco Rima sein. Als studierter Grundschullehrer, versierter Kabarettist, Schauspieler und Musicalproduzent weiss er auch nach über 30 Jahren Tätigkeit im Showbusiness noch als Unterhaltungskünstler zu überzeugen.

Ähnlich lange in der Kulturlandschaft unterwegs ist sein Kollege Peach Weber. Er dürfte der Mehrheit durch Lieder wie «Guguuseli», «Überall häts Pilzli draa» oder «Sun, Fun and nothing to do» in Erinnerung sein.

Peach Weber bei seinem Auftritt.

Peach Weber bei seinem Auftritt.

(Bild: mko)

Gefolgt wurde das schweizerische Urgestein von den Unterhaltern Sutter & Pfändler, die beim «Samschtig-Jass» als die beiden Bauern Hösli & Sturzenegger auftrumpfen. Der Vierte im Bunde verlieh der ganzen Komödie einen internationalen Touch: Rob Spence, ähnlich lange als Künstler unterwegs wie Marco Rima und Peach Weber, brachte als Australier eine neue Perspektive in die ganze Angelegenheit.

Die Letzte im Unterhaltungsquintett verlieh der männerlastigen Veranstaltung den leisen Hauch einer weiblichen Note: Stéphanie Berger, die bei der gestrigen Veranstaltung als Moderatorin amtierte, dürfte der Mehrheit als ehemalige Miss Schweiz im Gedächtnis sein.

Kampf der Geschlechter

Doch damit tut man ihr unrecht, das wurde schon zu Beginn der Show klar. Berger hat einiges an Bühnenerfahrung gewonnen und führte das Publikum nicht nur souverän durch den Abend, sondern sie setzte auch komödiantisch ein willkommenes Gegengewicht zur sonst männerdominierten Comedyszene.

Bergers gelegentlich leicht männerfeindlichen – oder um es milde auszudrücken: männerkritischen – Seitenhiebe, die sie in ihre Moderation einbaute, brachten den anwesenden Frauen wohl etwas Genugtuung. Dies im Gegensatz zu den zahlreichen, leicht frauenfeindlichen – beziehungsweise frauenkritischen – Witze ihrer männlichen Berufskollegen.

Selbstverständlich beschränkten sich die Komödianten nicht darauf, den Kampf der Geschlechter auf witzige und unterhaltsame Weise darzustellen. Auch andere Themen wurden angeschnitten, etwa die Tücken, die aus der zunehmenden Automatisierung der Gesellschaft und einer daraus resultierenden Verkomplizierung einst einfacher Handlungsabläufe resultieren. Dargestellt wurde ein solcher Sachverhalt von Sutter & Pfändler anhand ihrer Ticketautomatenparodie.

Witze unter der Gürtellinie

Peach Weber überraschte mit einem witzigen und sozialkritischen Auftakt, der zwei Schweizer «Prominente» kurz, aber prägnant beleuchtete. Irina Beller und Geri Müller dürften mit ihren Eskapaden, wenn ins rechte Licht gesetzt, wohl immer wieder verdiente Lacher im Publikum hervorrufen.

Vor allem der Fall Geri Müller zeigte, dass sich ein Grossteil der Gags auf Bereiche unterhalb der Gürtellinie bezogen. Rob Spence bildete hier keine Ausnahme und auch Marco Rima war sich hierfür nicht zu schade.

Man fragt sich, was das über die Anwesenden einer Best-of-Show aussagt? Die Gags sorgten im Publikum für die erwünschten Lacher. Es war klar ersichtlich, dass die Mehrheit der Anwesenden ihren Spass an der ganzen Angelegenheit hatte. Die Lacher waren zahlreich, laut und während der ganzen Show beständig.

Rob Spence.

Rob Spence.

(Bild: mko)

Trotzdem war es schade, dass eine solche Best-of-Show im Grossformat irgendwie doch nur wie ein Comedy-Flickenteppich wirkte. Er gab keine Gelegenheit, sich ganz auf den jeweiligen Künstler und seine Performance einzulassen. Kaum war man auf die jeweilige Darstellung eingestimmt, war der Künstler schon wieder weg.

Die Distanz zum Publikum in der riesigen Halle war dabei auch nicht hilfreich. Auf zahlreichen Bildschirmen konnte das Geschehen ansatzweise verfolgt werden. Das alles erweckte den Eindruck einer Art Comedy-Promotour, auf der das Publikum zwar den einen oder anderen Appetizer serviert erhält, aber dennoch hungrig zurückbleibt.

Der Geruch einer sättigenden Mahlzeit war zwar stets in der Nase. Die wahre Mahlzeit aber – zumindest was diesen Abend betrifft – in weiter Ferne.

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