Rezension: Luzerner Vsitor taufen ihre EP

Zwischen Traum und Wirklichkeit

Vsitor brachten grosse Gesten auf die Bühne.

(Bild: zvg.)

Die Luzerner Band Vsitor tauft im Neubad ihre zweite EP «Holakòt». Als Support fungiert das Dream-Pop-Trio East Sister. Ein Konzertabend mit grossen Gesten und verträumten Melodien.

Nach einem Ambient-Intro heult die Gitarre auf, das Schlagzeug scheppert und Sängerin Lea Maria Fries dirigiert mit ihren Händen die Melodie mit: Vsitor tauften ihre zweite EP «Holakòt» am Freitag im Luzerner Neubad (zentralplus berichtete).

Der dramatische Art-Pop von Vsitor ist weitaus exaltierter und es braucht ein, zwei Songs, bis man diesen Kontrast zur Support-Band East Sister verdaut hat. Doch dann geht der Knopf auf und die grossen Gesten kommen an. Sind die Songs auf der EP, die sie in Island aufgenommen haben, auf Hochglanz perfektioniert, brechen die Songs Live aus diesem engen Korsett heraus. Exemplarisch kommt dies beim Song «Pheromenes» zum Tragen. Auf der EP noch ein guter Song mit Soul-Appeal, wird er live zur Hymne.

Erst mal kleine Brötchen

Lea Maria Fries (voc, synth), David Koch (g, synth, voc) und Valentin Liechti (dr) sind ausgezeichnete Musiker, die auch zwei- oder dreistimmig einen Refrain tragen können. Die Stimme von Fries und die melancholischen Gitarren-Arpeggios erinnern oftmals an The xx. Und als Support-Band von eben diesen kann man sich Vsitor gut vorstellen. Man soll ja erst mal kleine Brötchen backen.

Unterstützt wurde Vsitor von East Sister. Den Vergleich mit dem amerikanischen Dream-Pop-Duo Beach House wird East Sister so schnell nicht los. Schuld daran ist der Song «Cinema», notabene ein toller Song mit viel Popappeal, der das Erfolgsrezept von Beach House nahezu eins zu eins kopiert: Aus minimalen Mitteln hohe Intensität zu erzeugen. Der Song besteht aus einem repetierenden Orgel-Arpeggio, Schlagzeug, einem Synthie-Basslauf und den engelhaften Stimmen von Lorraine Dinkel und Laura Schenk.

Stilsicherheit und handwerkliches Können

Während des Konzerts wird klar, dass man diese Band nicht nur auf diesen Song reduzieren darf. Sie haben auch Songs, die in der Dream-Pop-Dramaturgie ausscheren wie bei «Coda», das mit einer Synthie-Melodie aufwartet, das an die hibbelige Eleganz von Stereolab erinnert und mit Tempi-Wechsel im Refrain überrascht. Die drei Musiker haben sich an der Jazzschule Basel kennengelernt und sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich in den letzten Jahren Musiker mit Jazz-Hintergrund der Popmusik hinwenden. In ihrem Fall Popmusik, die ohne Pomp und Manierismen auskommt, dafür mit Stilsicherheit und handwerklichem Können überzeugt.

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit kulturteil.ch entstanden und kann auch dort gelesen werden.

Stefan Zihlmann

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