Neues Buch des Luzerner Künstlers Thurry Schläpfer

Die fabelhafte Welt des Steppendachses

«Reise» von 2015: eines von  Thurry Schläpfers 34 Bildern im neuen Buch.

(Bild: zvg/Thurry Schläpfer)

Der Künstler Thurry Schläpfer ist in Luzern eine prägende Figur. In seinem Buch «Der Steppendachs» konfrontiert er sechs Autoren mit seinen Traumbildern. So leicht war es noch nie, in das Universum des kauzigen Künstlers einzutauchen.

«Der Kollaboratör macht Bücher, die sonst keiner macht», so der Luzerner Kleinstverlag über sich selber. Das trifft sicher auch auf das druckfrische Buch mit dem rätselhaften Titel «Der Steppendachs» zu.

Es ist ein Buch von, mit und über Thurry Schläpfer. Der stadtbekannte, 57-jährige Luzerner Künstler ist seinerseits einer wie keiner sonst – so hat sich hier also eine stimmige Kollaboration ergeben.

Grosse Bilder und kurze Texte

Der 92-seitige Band bringt Sparten zusammen: «Grosse Bilder und kurze Texte». 34 Bilder des Luzerner Künstlers Thurry Schläpfer treffen auf 12 Texte, die sich mit Schläpfers Bildwelten auseinandersetzen. Sie ergründen und erweitern, jeder auf seine Art.

Der «Steppendachs» Thurry Schläpfer – wie er von seiner Lebensgefährtin Anita Musch betitelt wurde – hatte die Idee zu diesem Buch. Er hat sechs Schreibende aus seinem Umfeld angefragt, sich mit seinem Werk auseinanderzusetzen. Mit dem Kollaboratör Patrick Hegglin – auch Blogger bei zentralplus – hat er einen gefunden, der sich für solche Wagnisse nicht zu schade ist.

«Thurry Schläpfer kümmert sich nicht um Trends, er kümmert sich um Träume.»

Patrick Hegglin, Verleger

Hegglin bietet mit dem Verlag, den er mit Autor und «Kulturmagazin»-Redaktionsleiter Pablo Haller gründete, Autoren abseits des Mainstreams seit 2011 eine Plattform. 2013 gab’s dafür den Zentralschweizer Förderpreis des Migros-Kulturprozents.

Seit 35 Jahren bekannt

Wer nicht gerade mit geschlossenen Augen durch die Luzerner Strassen spaziert, kennt Thurry Schläpfer: Der Künstler ist eine Erscheinung mit seinen langen Haaren, seiner dicken Lederjacke und seinem üblichen Fortbewegungsmittel, dem mit allerhand Dingen beladenen und geschmückten Elektrovelo. Seit 35 Jahren malt Schläpfer, 1959 in Luzern geboren und aufgewachsen, lange Jahre Pressefotograf (zentralplus porträtierte ihn).

Der Luzerner Künstler Thurry Schläpfer in seinem Atelier an der Grüneggstrasse.

Der Luzerner Künstler Thurry Schläpfer in seinem Atelier an der Grüneggstrasse.

(Bild: jav)

«Thurry Schläpfer kümmert sich nicht um Trends, er kümmert sich um Träume», schreibt Herausgeber Patrick Hegglin im Vorwort. «Thurry Schläpfer ist das, was die Spiessbürger in Luzern ein Original nennen.» Schamane, Indianer, Ritter, Troll – oder eben: Steppendachs, nennt ihn Hegglin lieber.

Einladung zum Denken

Schläpfers fantasiereiche Bilder sind schlichte, fragile, kindliche Werke mit dünnem Strich und rätselhaften Formen (gezeichnet mit einem schwarzen «PITT artist pens M» von Faber Castell, wie man in einem Text erfährt).

Buchhinweis und Verlosung

«Der Steppendachs – Grosse Bilder von Thurry Schläpfer, kurze Texte von Edith Arnold, Pirmin Bossart, Roland Limacher, Beat Portmann, Renata Schläpfer und Christine Weber», Verlag Der Kollaboratör, Luzern 2017. Fr. 30.–

Das Buch ist in Luzerner Buchhandlungen erhältlich oder direkt über den Verlag. zentralplus verlost 2 Exemplare des Buches – hier geht's zur Verlosung.

Teils sind sie schwarz-weiss, teils mit Aquarell- oder Airbrushtechnik in Farbe «gehaucht». Bevölkert werden die naiv anmutenden Gemälde von Motiven, die immer wieder auftauchen: Vogelwesen, Fischen und futuristischen Apparaten. «Der Steppendachs» sei eine lustvolle Annäherung an diese Welt, eine «Einladung zum magischen Denken», schreiben die Kollaboratöre.

In Schläpfers Welt, in einer idealen Welt, wäre der Künstler «einer von vielen», so Hegglin, ein «Suchender unter Suchenden». Aber in dieser unseren Welt ist er eben der schräge Vogel, der Freigeist, der Kauz mit dem Velo.

Atlas eines unendlichen Spaces

Schläpfers Einladung an die Schreibenden muss eine beflügelnde Angelegenheit gewesen sein. Alle wählten ein Bild aus, in das sie eintauchten und über das sie schrieben. Einen zweiten Text schrieben sie alle über das gleiche Bild: Schläpfers 2016er-Werk «Cpt. Lady P2xm3».

Dem Werk «Cpt. Lady P2xm3» (2016) gingen sechs Schreibende auf die Spur.

Dem Werk «Cpt. Lady P2xm3» (2016) gingen sechs Schreibende auf die Spur.

(Bild: zvg/Thurry Schläpfer)

«Zusammengenommen ergeben die Texte einen kleinen, absolut subjektiven Atlas eines unendlichen Spaces», so Patrick Hegglin. Die Texte sind mal beschreibend, mal erzählend, manchmal ebenso träumerisch wie die Bilder selbst. Sie schweifen ab zu den Sternen, in Galaxien und in den dunklen Space. Und wem das zu abgehoben klingt, kann beruhigt sein: Das liest sich so leicht wie Schläpfers Zeichnungen daherkommen, auch wenn nicht alle Texte gleich substanziell sind.

Traumbilder, Fabelwesen und Schamanen

Die Journalistin Edith Arnold schreibt über Schläpfers «Raumauto» und bringt es in Bezug zu seinem Atelier – der «Traumbildfabrik» – in der Nähe der Sternwarte Hubelmatt. «Die Bilder wirken wie festgehaltene Sternschnuppen. Mit poetischen Titeln versehen, sind sie vollendet. Damit der Künstler nicht abhebt, zieht er nach verrichteter Arbeit seine Bahnen durch die Stadt. Sein irdisches Vehikel: ein Flyer.»

Das Bild «Zweies Tage» von 2015.

Das Bild «Zweies Tage» von 2015.

(Bild: zvg/Thurry Schläpfer)

Schriftsteller Beat Portmann wählte das Werk «Zweies Tage» – zentralplus-Leser kennen ihn vom Fortsetzungsroman, den er hier kürzlich schrieb. Portmann beschreibt die Welt auf Schläpfers Bild – mit den surrealen Zeichen, dem Flugsaurier und der barbusigen Gespielin – als Phantombild, das sich hinter der von der Sonne gebrandmarkten Netzhaut auftut. «Eines oder auch zweies Tages. Wirst du begreifen, dass du begreifen wirst. Wirst du dem Fabelwesen begegnen.»

Journalist und Autor Pirmin Bossart erfindet zum Bild «Reise» die Geschichte «Die Schamanenkutsche». Es geht um den UFO-Piloten Joshinka, der in der Sternengerümpelkammer auf den Himmelsmechaniker Noritaka trifft. «Joshinka verbeugt sich vor dem schweigsamen Alten. Seine Schlitzaugen sind von neonfarbigen Wimpern beschattet, die Gesichtszüge tragen das Perlmutt der Demut …»

Schläpfer entschlüsselt die Bubbles-Sprache

Renata Schläpfer ist die Mutter von Thurry Schläpfer, ehemalige Journalistin und Amtsrichterin, heute passionierte Leserin. Sie nahm sich des Bilds «bereist» an. Sie beschreibt eine Nahtoderfahrung im Spital von Frau S. «Sie will zu den kleinen runden Welten gelangen. Als Fisch, als Vogel? Ah, als fliegender Fisch, natürlich.»

Journalistin und Kulturschaffende Christine Weber – auch zentralplus-Mitarbeiterin – schreibt über «Space-Surfing»: ein viergeteilte Reise in den Space, ein Tauchgang in die Tiefe. «Sie lässt sich sinken, weiter und weiter und weiss, dass sie jetzt angekommen ist. Der Space als unendliches Nichts.»

«Maienfisch» von 2015.

«Maienfisch» von 2015.

(Bild: zvg/Thurry Schläpfer)

Texter, Konzepter und Autor Roland Limacher schliesslich wählte das Bild «Maienfisch». Sein Text gleicht einem Lexikoneintrag über Geschichte, Vorzüge und Verhalten der Maienfische. Seit Jahrmillionen existieren sie, sie können Erdbeben, Meteoriteneinschläge oder sogar grosse Kriege voraussehen. Sie kommunizieren mittels Water-Bubbles-Sprache, einer Art Morsesystem. Leider verlernten die Menschen, diese Sprache zu deuten. «Erst durch die künstlerische Auseinandersetzung des Künstlers, Dichters und Fotografen Thurry Schläpfer gelang es, die komplexen Blasenzeichen wieder in eine verständliche Ordnung zu bringen.»

Mehr Bilder von Thurry Schläpfer in der Galerie:

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