Die Camerata Salzburg gastierte im KKL Luzern

Salzburger Neujahrskonzert auf tänzerischer Weltreise

Das Orchester Camerata Salzburg im KKL Luzern.

(Bild: Lina Friedrich)

Am Sonntag lud die Camerata Salzburg die Zuhörer ein, mit ihnen ins neue Jahr zu tanzen. Im Rahmen des Luzern Chamber Circle gastierte das Orchester im KKL Luzern und zündete ein musikalisches Feuerwerk rund um die Welt. So gross die Vielfalt der Nationen im Ensemble, so gross war auch dessen Spielfreude.

Am Sonntagvormittag lud die Camerata Salzburg die Zuhörer ein, mit ihnen ins neue Jahr zu tanzen. Im Rahmen des von Swiss Classics durchgeführten Luzern Chamber Circle gastierte die Camerata zum wiederholten Male zu Jahresbeginn im KKL Luzern. Dabei zündete sie unter der Leitung von Konzertmeisterin Natalie Chee ein musikalisches Feuerwerk mit Werken von Rossini bis Kreisler und aus Rumänien bis Brasilien.

Die vielbeschäftigte Camerata Salzburg ist fester Bestandteil der Salzburger Festspiele und Mozartwoche. Ihre musikalischen Gäste reichen von Anne-Sophie Mutter bis Vesselina Kasarova. Seit dem Jahr 2000 ist Natalie Chee, Violinistin und leidenschaftliche Kammermusikerin, als Konzertmeisterin bestellt. Am Sonntag hatte sie gleich beide ihrer Rollen inne: Sie leitete das Ensemble und fungierte als Sologeigerin, stilecht in elegantem Abendkleid und mit einer an Carmen erinnernden, grossen roten Blume im Haar.

«Beim Neujahrskonzert wollte die Camerata dem Zuschauer in die Füsse spielen.»

Josef Radauer, der Stimmführer der Kontrabässe, der nebst Chee ebenfalls moderierte, hat das Konzert konzipiert und einer urmenschlichen, unverfälschten und international geteilten Leidenschaft gewidmet: dem Tanz. Beim Neujahrskonzert wollte die Camerata, so Radauer, «dem Zuschauer in die Füsse spielen», und so wurden schnelle und langsame Rhythmen aus aller Welt präsentiert, eingebettet in den Rahmen der traditionellen Neujahrswalzer von Strauss Vater und Sohn.

Auf den Flügeln der Musik durch Europa

Die Camerata eröffnete ihren Tanz durch die Welt mit Rossinis Ouvertüre zur Oper «L’italiana in Algeri» und führte damit auch gleich das Thema ein, das untrennbar mit Tänzern und Tänzen verstrickt ist: Leidenschaft und alle Farben der Liebe. Josef Radauer lieferte in seiner unterhaltsamen Moderation Hintergründe und Bilder zu den Musikstücken, die ihnen zusätzlich zur dynamischen Interpretation der Camerata Leben einhauchte. Aus der gleissenden Sonne Algeriens reiste die Camerata nordwärts in einen Pariser Puppenladen, Schauplatz von Respighis «La boutique fantastique», wo die Puppen zum Leben erwachten und eine Tarantella, Can-Can und Danse cosaque tanzten.

Daraufhin kehrte das Ensemble nach Nordafrika zurück, wo Griegs Peer Gynt in einer verlassenen Oase auf die betörende Anitra trifft, die, ganz unafrikanisch, bis zur Erschöpfung Mazurka tanzt. Es ging weiter nach Spanien, wo De Fallas Candela den Geist ihres verstorbenen Liebhabers loswerden will und dabei zu nahe ans Feuer tanzt. Bizets Oper Carmen verführt daraufhin in der zeitlosen Melodie der Arie «Habanera». Bei diesem Stück trat ganz besonders hervor, wie gern die Salzburger spielen, und dass sie die Musik mindestens genauso sehr geniessen wie die Zuhörer: Überall lächelnde Gesichter im Orchester und eine einmalig schwelgerische Interpretation der «Habanera».

Von Spanien aus flog die Camerata in den europäischen Osten, wo sie mit Bartoks rumänischen Kompositionen für Orchester Bilder von ungezügelten, freien Volkstänzen heraufbeschwor – die erste Hälfte der musikalischen Weltumspannung endete mit dem Einlaufen in einem italienischen Hafen, wo Strauss Sohns «Zitronen blühn» die Sehnsucht nach mediterranen Zitrushainen weckte.

Vom persischen Marsch bis Pura Vida

Nach der Pause öffnete die Camerata den Blick nach Osten: Lanners «Die Osmanen» bot klassische Wiener Tanzmusik, in deren Brust zwei Herzen schlagen: ein österreichisches und ein osmanisches, weshalb das Werk gleichzeitig klassisch und exotisch anmutet. Strauss Juniors «Csardas» aus der Oper Ritter Pazman und sein «persischer Marsch» trugen weiter dazu bei, den Orient in den Konzertsaal zu tragen. Hoch zu Pferd ging es mit Strauss Seniors chinesischem Galopp in Richtung des Land des Lächelns, wo Kreislers «Tambourin chinois» nicht fehlen durfte.

Nach dem Halt in China setzte die Camerata zur Pazifiküberquerung an und landete in Südamerika. Im Schmelztiegel der lateinamerikanischen Tänze angekommen, spielte das Ensemble Piazzollas Libertango; De Abreus weltberühmtes «Tico Tico no Fuba» transportierte pura vida aus Costa Rica und Monika Wisthaler trat als Saxofon-Solistin bei Milhauds «Brasilieira» auf. Zum Schluss überraschte die Camerata mit einem nicht im Programm vermerkten Abstecher nach Nordamerika, der Heimat des Swings, und präsentierte die «Camerata Salzburg Brass Band», die sich aus Bläsern, Kontrabässen und Perkussionisten zusammensetzte. Mit ihrer Interpretation von Glenn Millers «In the mood», «Moonlight Serenade» und «Chattanooga Choo Choo» begeisterte diese restlos.

Den Klischees widersprechen

Die Camerata Salzburg mag, was sie tut. Chee und Radauer glichen sich als Moderationspartner bestens aus, das Repertoire war angenehm zusammengestellt: Kurze Stücke folgten auf lange, schnelle auf langsamere. Das Ensemble präsentierte Melodien von internationalem Ruhm sowie auch Werke von unbekannteren Komponisten und schuf so ein vielgesichtiges Bild von Tanzmusik aus aller Welt.

«So gross die Vielfalt der Nationen im Ensemble, so gross dessen Spielfreude.»

In der Internationalität der Tänze spiegelt sich denn auch die Besetzung der Camerata, die von Ungaren und Armeniern über Niederländer, Japaner, Norweger und Australier bis hin zu Südafrikanern, Koreanern, Russen und Japanern reicht. Und so gross die Vielfalt der Nationen im Ensemble, so gross dessen Spielfreude. Gleich zu Beginn elektrifizierten die Musiker aus Salzburg das Publikum mit ihrer schieren Begeisterung für die Werke, die sie interpretierten. Ihre Freude wirkte ansteckend, riss nicht ab und resultierte am Ende in anhaltendem Applaus, Jubelrufen aus dem Publikum und mehreren Zugaben.

Sollte noch irgendein Klischee von angestaubter klassischer Konzertkultur vorhanden sein, so hat die Camerata Salzburg damit gebrochen und allen Anwesenden einen von Anfang bis Ende unterhaltsamen, schwerelosen Sonntagvormittag mit Tango, Mazurka und sogar Swing bereitet.

Das Orchester Camerata Salzburg im KKL Luzern.

Das Orchester Camerata Salzburg im KKL Luzern.

(Bild: Lina Friedrich)

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