«TheaterFlucht» – Flüchtlingskinder machen Theater

«Wenn wir leben wollen, müssen wir Freunde sein»

Während einer Woche spielen Kinder von überall her zusammenTheater.

(Bild: ehn)

Zum vierten Mal können Kinder aus Luzern im Projekt «TheaterFlucht» eine Woche während der Herbstferien Theater spielen. Schwierig sei das überhaupt nicht, sagt die zehnjährige Sana aus Afghanistan.

Erwachsene reden oft von Integration, betonen die Schwierigkeiten und sehen viele Probleme. Kinder hingegen tun es einfach. Wie zurzeit im evangelischen Kirchenzentrum in Littau/Luzern.

«Die Kinder werden von je zwei internationalen Freiwilligen pro Gruppe betreut. Mit ihnen entwickeln sie die Szenen, die dann die Theaterpädagogin Maria Gallati und die Musikerin Lisa Brunner zu einem Ganzen zusammenfügen», erläutert die Luzerner Projektleiterin Rahel Beetschen. Diese Woche spielen 32 Kinder aus den verschiedensten Ländern im Rahmen des Kreativ-Workshops «TheaterFlucht» gemeinsam Theater. Das Projekt wird bereits zum vierten Mal von der reformierten und der römisch-katholischen Landeskirche in Zusammenarbeit mit dem Service Civil International durchgeführt.

Kinder von überall her

Die Theatergruppe ist bunt gemischt: «19 Kinder kommen aus Asylzentren. Ihre Geschichte, ihre Flucht ist aber nebensächlich. Ziel der Woche ist, neben der Begegnung verschiedener Kulturen, eine unbeschwerte, spielerische Zeit zu haben», betont Rahel Beetschen. Das jüngste Kind ist 7 Jahre, das älteste ist 13 Jahre alt. «Wir verteilen die Flyer jeweils unter anderem an den Schulen. Viele der Kinder kommen aus dem St.-Karli-Schulhaus. Vier sind Schweizer, neun Kinder haben Migrationshintergrund», sagt die Projektleiterin. 

Während einer Woche spielen Kinder von überall her zusammen Theater.

Während einer Woche spielen Kinder von überall her zusammen Theater.

(Bild: Ehn)

Kostüme, Requisiten, Bühnenbild: Die Kinder arbeiten mit einfachsten Mitteln. Dieses Jahr sind dies Kartonrollen in verschiedenen Grössen und Luftpolsterfolie. Auf der Bühne stehen grad sechs Kinder mit Hüten aus Luftpolsterfolie. Eines konnte heute nicht kommen, eigentlich wären es sieben Zwerge gewesen. «Manchmal stellen die Kinder eher Bilder dar», erklärt Rahel Beetschen. Manchmal seien es wiederum ganz konkrete Szenen.

«Wenn wir leben wollen, müssen wir Freunde sein.»
Ein Kinder-Pirat im Theater

So beispielsweise bei der nächsten Gruppe: Es wird dunkel, auf der Bühne erscheinen zwei Boote aus Luftpolsterfolie samt Besatzung. Zwei Piratenschiffe treffen aufeinander und bekämpfen sich mit den Kartonrollen. Da bringt es ein Pirat ganz einfach auf den Punkt: «Wenn wir leben wollen, müssen wir Freunde sein.» Die Kinder legen die Waffen nieder und feiern.

Während einer Woche spielen Kinder von überall her zusammenTheater.

Mit den Kartonrollen werden immer wieder neue Dinge geformt. (Bild:ehn)

Vorurteilsfrei aufeinander zugehen

«Langsam merken wir, dass wir ein paar Jahre Erfahrung haben», sagt Maria Gallati. Das Team sei gelassener als noch am Anfang. Schwierig sei in diesem Projekt eigentlich nur, dem einzelnen Kind gerecht zu werden. «Die Zusammenarbeit mit den Kindern aus all den Ländern empfinde ich als Gewinn. Ich habe gelernt, Vorstellungen sein zu lassen, mich zurückzunehmen und zu schauen, wie sich die Dinge entwickeln», erzählt die Theaterpädagogin Maria Gallati. So wie die Kinder vorurteilsfrei aufeinander zugehen, so versuche sie auch den Kindern zu begegnen.

Das Ziel von TheaterFlucht scheint bereits vor der Aufführung am Samstag erreicht. Es herrscht eine fröhliche, ausgelassene Stimmung. Alle Kinder versammeln sich auf der Bühne und singen und tanzen einen Boogie. Da ist beispielsweise Taymaz. Der 10-jährige Iraner nahm jedes Jahr teil. «Theater spielen gefällt mir sehr! Man ist so frei, niemand bestimmt. Schwierig ist, dass ich nicht immer Lust habe. Und das Basteln ist auch schwierig. Aber wir haben viel Unterstützung», erklärt der Junge. Nervös vor der Premiere sei er nicht, aber gespannt, sagt er mit leuchtenden Augen.

Während einer Woche spielen Kinder von überall her zusammenTheater.

Während einer Woche spielen Kinder von überall her zusammen Theater.

(Bild: ehn)

Ein Roboter aus der Unterwasserwelt

Rrok macht auch begeistert mit. Er spielt im Theater in der Unterwasserwelt mit und mimt einen Roboter. Das Zusammenspiel mit Kindern aus so vielen Ländern findet der 12-Jährige aus dem Kosovo problemlos: «Ein paar Kinder können ein bisschen Deutsch. Andere können untereinander übersetzen.» Ihm gefalle beim Theater auch, dass er neue Freunde gefunden habe, erzählt er strahlend.

Die 7-jährige Eva aus Luzern ist zum ersten Mal bei TheaterFlucht dabei. Sie scheint für die Bühne gemacht, denn: «Mir gefällt es, dass viele Zuschauer kommen und dass sie klatschen.» Sie fand es noch schwierig, die Szenen selber zu erfinden. «Aber ich habe eine sehr nette Leiterin», betont sie. Erst seit fünf Monaten ist die zehnjährige Sana aus Afghanistan in der Schweiz. Theater spielen sowie auch Deutsch lernen sei überhaupt nicht schwierig, erzählt sie lachend. «Ich spiele sehr gern. Und ich bin sehr glücklich, dass am Samstag meine Eltern zuschauen kommen. Da bin ich schon sehr nervös», freut sie sich und geht mit ihren zwei neuen Freunden zurück auf die Bühne.

Das Resultat des Workshops ist am Samstag, 15. Oktober, um 15 Uhr im ref. Kirchenzentrum in Littau/Luzern zu sehen.

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