Das Luzerner Kulturhaus öffnet seinen Keller

Das Neubad kann den Bass aufdrehen

Fast offen, müsste es heissen: Ab Samstag geht's durch diese Tür in den neuen Raum im Neubad.

(Bild: jwy)

Das Neubad expandiert in den Boden: Nach monatelangem Umbau öffnet am Samstag erstmals der Keller. Auf der neuen Bühne finden ab sofort Konzerte und Partys statt. Da steckt viel Industriecharme drin, noch mehr Fronarbeit von Dutzenden Helfern und ganz viel Material aus einer anderen Zwischennutzung.

Die Luzerner Kellerkultur wächst: Nachdem seit Kurzem der Jazzkantine-Keller mit Konzerten wiederbelebt wurde, zieht das Neubad nach. Diesen Samstag öffnet das Haus erstmals seinen umgebauten Keller für das Publikum (siehe Box). Hier finden ab sofort Konzerte und Partys statt.

Am Freitagnachmittag bei einem Augenschein fällt es einem zwar noch schwer, zu glauben, dass hier in einem Tag eine Band spielen wird. Die Arbeiten sind noch im vollen Gang. An allen Ecken und Enden wird noch gestrichen, geklebt und geschraubt. Alles ist noch staubig und Maschinen liegen rum.

Aber man bekommt schon eine leise Ahnung: Das dürfte hier ein toller neuer Kulturhotspot werden. «Es ist einer der schönsten Veranstaltungsräume in dieser Stadt entstanden», schreibt das Neubad vollmundig auf seiner Webseite.

Der Hauptraum im Keller mit der Bühne links. Die Fenster oben wurden gegen schalldichtes Glas ersetzt.  (Bild: jwy)

Der Hauptraum im Keller mit der Bühne links. Die Fenster oben wurden gegen schalldichtes Glas ersetzt.  (Bild: jwy)

Plättchen aus dem Pool und Material aus der Teiggi

Den Keller erreicht man vom Bistro: Durch eine Tür geht’s eine Treppe runter. Dann schreitet man durch ein paar verwinkelte Gänge und weitere Türen und landet in einem überraschend grossen Raum. Hier stand früher die Wasseraufbereitungsanlage des Hallenbads, und die brauchte entsprechend Platz.

In der Ecke steht eine Bar, die momentan noch mit Plättchen, wie man sie auch im Pool oben findet, beklebt wird. Sowieso stammt fast alles Material, das hier verbaut wurde, aus Zweitverwertung. Ein Grossteil kommt von einer anderen Zwischennutzung: der Teiggi in Kriens, die dieser Tage dem Erdboden gleichgemacht wird. Anschraubbare Hocker hat man von der «Kunsti» erhalten und eben erst hat man einen Leuchtkasten geschenkt bekommen, der die Leute im Bistro ab Samstag drauf aufmerksam machen wird, was im Keller läuft.

Die Plättchen an der Bar stammen aus dem Fundus des Hallenbads – ein bisschen Schwimmbad-Touch muss sein.  (Bild: jwy)

Die Plättchen an der Bar stammen aus dem Fundus des Hallenbads – ein bisschen Schwimmbad-Touch muss sein.  (Bild: jwy)

Die Bühne hat das Luzerner Theater gesponsert und auch für die Soundanlage half ein befreundeter Techniker aus. Ohne solche Sachspenden und ohne x Stunden Fronarbeit von zig Helferinnen und Helfern wäre dieser Umbau nicht möglich gewesen. «Da waren so viele Leute involviert, die einfach mal gesagt haben, wir probieren das», sagt Urs Emmenegger, im Neubad für die Veranstaltungen zuständig.

Goodwill, Gaben und Improvisation

Der Keller hat gezeigt, wozu das grosse Neubad-Netzwerk fähig ist, wenn es an einem Strang zieht – eine Mischung aus viel Goodwill, aus Gaben und viel Improvisation, fasst es Emmenegger zusammen. «Es erstaunt mich immer wieder, wie gross die Bereitschaft ist, das Neubad zu unterstützen.»

Ein Kernteam von rund zehn Leuten hat in den letzten Monaten im Keller gearbeitet, insgesamt waren 30 bis 40 Leute involviert. Es gab viele Nachtschichten und bis kurz vor Konzertbeginn am Samstag wird noch gearbeitet werden.

Vieles ist noch offen

Über eine Metalltreppe im Kellerraum gelangt man auf eine Galerie, von wo man auf Bühne und Bar blicken kann. Auf dieser zweiten Ebene oben hat es weitere Räume und auch unter der Galerie, wo die Wasserpumpen verstaut waren, gibt es nochmals zwei kleine Räume: die Garderobe und einen Rückzugsraum. Um diese zu erreichen, musste man Durchgänge in den dicken Beton fräsen.

Um in diesen Raum zu gelangen, musste man einen Durchgang in den dicken Beton fräsen (rechts zu sehen).  (Bild: jwy)

Um in diesen Raum zu gelangen, musste man einen Durchgang in den dicken Beton fräsen (rechts zu sehen).  (Bild: jwy)

Wofür die kleineren Räume letztlich verwendet werden, weiss man noch nicht genau. Sowieso ist im Keller noch vieles offen – ganz bewusst. «Wir öffnen jetzt einfach mal und probieren den Keller aus», sagt Urs Emmenegger. Wie tönt’s? Wie laut kann man aufdrehen? Wie ist die Stimmung? Auf diese Fragen wird man in den nächsten Wochen Antworten kriegen.

«Bei der Eröffnung wird der Keller in einem Rohzustand sein», sagt Emmenegger, mit der Zeit komme dann laufend weitere Infrastruktur und Leben in die Räume. Richtig parat werde man wohl im November sein. Den industriellen Touch und das Rohe soll der Keller aber behalten.

Das Bistro entlasten

Eröffnung Neubad-Keller

Am Samstag kann das Neubad endlich die Bässe aufdrehen. Dafür hat es eine adäquate Band gebucht: Die Luzerner Soundtüftler «Der Transformer» spielen eins ihrer raren Konzerte. Die Truppe hat sich ganz dem Dub-Sound der 70er- und frühen 80er-Jahre verschrieben. Anschliessend gibt’s Roots, Dub und mehr von DJ Motie.

Der Transformer & DJ Motie: Samstag, 8. Oktober, 21.00, Keller Neubad. Eintritt: 20 Franken. Das Neubad empfiehlt den Vorverkauf, es rechnet mit vollem Haus.

Die weiteren Konzerte im Keller finden am 13. Oktober mit Anoraque aus Basel und am 14. Oktober mit Bayonne aus den USA statt.

Und was erhofft man sich vom neuen Keller? Er ist neben dem Pool und neben dem Bistro eine dritte Bühne für Veranstaltungen. Im Bistro, wo bisher am häufigsten Konzerte stattfanden, werden künftig eher akustische, ruhigere Konzerte stattfinden und weiterhin DJs auftreten. «Mit dem Keller können wir das Bistro entlasten und die Nachbarn schonen», sagt Emmenegger.

Das Neubad sieht sich zwar auch als Eigenveranstalter, aber nicht nur: Urs Emmenegger geht auf andere Veranstalter wie Eugen Scheuch (Boa im Exil) zu, um ihnen den Keller schmackhaft zu machen. Denn die Räume sollen anderen offen stehen. «Wir wollen den Keller möglichst vielseitig nutzen, am Anfang sind es vorwiegend Konzerte, aber auch Lesungen, Performances oder Mischformen sind möglich, wir sind offen für Vorschläge», sagt Emmenegger. Nur ein reiner Partyschuppen soll es nicht werden. Der Keller könnte untertags auch als Proberaum dienen oder man kann ihn mieten.

Öffnen und ausprobieren – und dann langsam mit Leben füllen, das ist die Devise. Dem Publikum zeigen, was da unter dem Neubad-Boden schlummert: «Viele wissen wohl noch gar nicht, was für einen grossen Keller wir haben», sagt Emmenegger. Doch zuerst ist noch der Finish angesagt – und dafür steigt Urs Emmenegger nach dem Gespräch selber nochmals in die Arbeitskleider.

Weitere erste Eindrücke aus dem Keller gibt’s in der Galerie:

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