Eine geballte Ladung Sound am Sedel Open Air

Der Sedel rockt ein langes Weekend

Gehören zu den Headlinern am Sedel-Mega-Anlass: die melodischen Punkrocker Millencolin aus Schweden.

 

(Bild: zVg Sedel)

Das Musikmekka auf dem Hügel drückt kräftig aufs Rockpedal: Am Freitag und Samstag findet ein Open Air der Extraklasse statt. Drinnen und draussen gehen Konzerte von 40 Bands über die Bühnen und im ganzen Knast gibt es spezielle Aktionen. Kurz: Ein Wochenende geballter Sedel-Groove steht vor der Tür.

35 Jahre thront der Sedel jetzt schon als Musik- und Proberaumschuppen auf dem Hügel über dem Rotsee. Das ist ein Grund zum Feiern, sagte sich die Sedel-Truppe, und das wird jetzt zwei Tage lang auch kräftig gemacht. «Dieser Anlass ist einmalig, etwas in dieser Dimension haben wir noch nie auf die Beine gestellt!», sagt Silvan Weibel, Co-Präsident der Interessengemeinschaft Luzerner Musikerinnen und Musiker (ILM). Angerührt wird tatsächlich mit der grossen Kelle: 40 Bands spielen drinnen und draussen.

Bühnen im Freien und auf Floors

Sind eine von vielen Bands auf den Bühnen am Open Air: GeilerAsDu!

Sind eine von vielen Bands auf den Bühnen am Open Air: GeilerAsDu!

(Bild: zVg Sedel)

Die grossen Headliner – dazu gehören unter anderem die melodischen Punkrocker Millencolin aus Schweden, Disco Doom aus Zürich oder das holländische Künstlerkollektiv Radar Men from the Moon – spielen auf der extra aufgebauten Bühne auf dem Vorplatz. Im Garten kann man sich bei Sounds von Songwritern wie zum Beispiel Pink Spider oder Tobi Gmür verlustieren und die Floors im Haus werden von Sedel-Veteranen wie den Möped Lads oder Roman Pfaffenlehner alias Krankenzimmer bespielt, beziehungsweise kuratiert.

«Das Open Air ist ein typisches Abbild des Sedel-Sounds: Hier gibt es wirklich alles an Stilrichtungen zu hören.»
Silvan Weibel, Co-Präsdient ILM Sedel

Von Punk über Rock und Reggae bis zu Pop und Elektro gibt es an diesen Tagen, oder vielmehr Nächten, alles zu hören, was Herz und Ohr begehren. «Das Open Air ist ein typisches Abbild des Sedel-Sounds: Hier gibt es wirklich alles an Stilrichtungen zu hören», sagt Weibel. Selber freut er sich auch, dass die Sedel-Hiphopper GeilerAsDu extra ihre Auftrittspause für den Meganlass im ehemaligen Gefängnis unterbrechen.

Exklusiv ist auch, dass die 54 Proberäume teilweise für das Publikum offen sind. «Da kann man ein Ohr voll Musik nehmen und sich ein Bild machen, wie diese Räume aussehen und genutzt werden.» Nebst der vielen Musik ist natürlich auch für Essen und Trinken gesorgt, mit Anmeldung kann auch gezeltet werden und wer will, bringt sein Shirt mit und bedruckt es unter Anleitung mit einem coolen Siebdruck.

Hier kracht's. Einer von 54 Proberäumen im Sedel, die teilweise zur Besichtigung offen sind.

Hier kracht’s. Einer von 54 Proberäumen im Sedel, die teilweise zur Besichtigung offen sind.

(Bild: zvg)

Die alternative Szene wird auf Trab gehalten

Das Sedel Open Air ist eine Eigenveranstaltung, programmiert und organisiert vom Vorstand der ILM und Sedel-Freunden. «Es ist für uns tatsächlich eine sehr grosse Kiste. Es gibt viel zu tun, aber alles läuft nach Plan und wir sehen dem Freitag entspannt entgegen», sagt Weibel. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ginge es jedoch nicht. Sie packen überall dort an, wo Hilfe gebraucht wird. «Dieser Support ist grossartig», sagt Weibel und weist darauf hin, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass genug helfende Hände mitmachen. «Die Leute aus der alternativen Szene sind diesen Sommer fast jedes Wochenende auf Trab gehalten worden und haben bei Festivals wie Funk am See oder dem Industriestrassen-Fest geholfen.» Dass trotzdem genug Freiwillige anpacken, zeigt, wie gut der Sedel in der Luzerner Szene verankert ist.

Beim Sedel laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren:

 

Die Organisatoren gehen davon aus, dass das Publikum in Scharen kommt und sowohl am Freitag wie am Samstag Full House herrscht – das würde pro Abend um die 700 Leute bedeuten. Dass voraussichtlich auch das Wetter mitspielt, macht zusätzlich Freude. «Der Vorteil von unserer Location ist jedoch, dass man sich auch bei Regen die Füsse nicht schmutzig gemacht hätte», sagt Weibel. Dass ein solcher Anlass überhaupt möglich ist, hat man auch der Albert-Köchlin-Stiftung zu verdanken: Diese hat dem Sedel zum 35-jährigen Geburtstag einen  Förderpreis von 50’000 Franken zugesprochen (zentralplus berichtete). «Mit rund einem Drittel dieses Geldes führen wir jetzt das Open Air durch.»

Sedel ist sich treu geblieben als Freiraum

Seit der Sedel 1981 vom Knast zum Sound- und Proberaumhaus umfunktioniert wurde, ist er sich treu geblieben: Bis heute ist es einer der wenigen Freiräume, die aus der damaligen Zeit erhalten geblieben sind. Die Sedel-Truppe ist engagiert, die Anlässe unkonventionell und die Proberäume sehr gut ausgelastet. Gewalt und Drogen sind kein Thema, Lärmklagen ebenfalls nicht. Warum gelingt es dem Sedel besser als anderen autonomen Zentren wie etwa der Reitschule in Bern, sich als kreativen und friedlichen Freiraum zu erhalten?

«Zwar wird auch hier ein etwas anderes Gesellschaftsmodell gelebt. Aber politisch haben wir uns nie so exponiert wie etwa die Reithalle Bern.»
Silvan Weibel

«Da spielen verschiedene Faktoren mit», sagt Weibel und nennt als einen der wichtigsten Gründe die Lage etwas ausserhalb der Stadt Luzern. «Wir haben nur einen unmittelbaren Nachbarn und mit ihm läuft die Kommunikation super.» Auch das Konzept mit den Proberäumen, in denen rund 100 Bands üben und sounden, unterscheidet sich von anderen Kulturhäusern. «Das ist auch die einzige Vereinbarung, die wir mit den Geldgebern haben: dass der Sedel die 54 Räume verwaltet.» Mit ein Grund sei jedoch wohl auch die Haltung der Sedel-Aktivisten, meint der Co-Präsident. «Zwar wird auch hier ein etwas anderes Gesellschaftsmodell gelebt. Aber politisch haben wir uns nie so exponiert wie etwa die Reithalle Bern.»

Das Sedel Open Air wird sich so oder so fernab vom Mainstream bewegen und ein etwas anderes Lebensgefühl vermitteln. Jedenfalls für die nächsten paar Tage. Los geht es am Freitag ab 18 Uhr und Schluss wird wohl erst am frühen Sonntag Vormittag sein.

Alle Infos zum Programm unter www.openair.sedel.ch

Der ehemalige Knast und heutige Musik– und Proberaumtempel macht seine Türen weit auf.

Der ehemalige Knast und heutige Musik– und Proberaumtempel macht seine Türen weit auf.

(Bild: zvg)


 

 

 

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