Daniel Christen zu Veränderungen in der Kultur

«Zug hat das Angebot einer viel grösseren Stadt»

Das neueste Projekt «Der Feuervogel» liegt Daniel Christen als Bühnenbildner besonders am Herzen: ein generationenübergreifendes inszeniertes Märchentheater und Familienprojekt des Zugers Franz Spörri.

(Bild: slam)

In der Zuger Kultur hat es immer weniger Zuschauer. Was sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat und wie Künstler und Veranstalter dem entgegenwirken, weiss ein alter Hase des Werbegeschäfts. Wir besuchen das Atelier von Daniel Christen.

In 30 Jahren Zuger Kultur hat sich nicht nur architektonisch vieles verändert. Auch in den Werbeateliers spürt man den Drang zu mehr Professionalität und immer glamouröseren Auftritten. Wir sind im Atelier von Daniel Christen, in einer alten Speisefettfabrik. Christen ist ein alter Hase im Geschäft. Er weiss wieso bei Veranstaltungen weniger Publikum da ist als noch zu seiner Anfangszeit.

zentralplus: Daniel Christen, seit bald 30 Jahren ist Ihr Atelier eine Institution in der Zuger Kultur. Wie kam es dazu?

Daniel Christen: Ich habe angefangen mit Plakaten und Bühnenbildern, kam damals nach 5 Jahren beim Schweizer Fernsehen nach Zug und begann die ersten Arbeiten für das Forum für Junge Kunst und für die Filmnacht Zug. Auch für die 700-Jahr-Feier des Kantons realisierten wir ein Grossprojekt: einen riesigen Pavillon für die Kleinen, die «kids.expo» an der der Expo 02 (siehe Bild).

«Es fehlt einfach oft an Zuschauern.»

Bald wurde ich auch tätig für die Theater- und Musikgesellschaft, für die ich die Kommunikation entwickelte und diverse multimediale Bühnenbilder kreierte. Mit der technischen Entwicklung des Computers gab es neue Möglichkeiten, was uns und unseren Kunden auch zugute kam: Ausstellung, Bühnenbild, Video, Szenografie oder Grafik schmolzen zusammen, das habe ich nie gesondert betrachtet.

Zusammen mit der Keep Cool Produktion

Zusammen mit der Keep Cool Produktion & Verlag AG realisierte die Agentur die Kids Expo an der Expo 02 in Yverdon-Les-Bains.

(Bild: Christen Visuelle Gestaltung)

zentralplus: Wie hat sich die hiesige Kultur in den letzten Dekaden verändert?

Christen: Es gab zu meiner Anfangszeit immer Nischen für alternative Kultur und diese stiessen eigentlich immer auf offene Ohren. Es gab aber viel weniger Angebote, wir bekamen Räume und Geld für fast alles. Die Konkurrenz ist heute wesentlich grösser.

zentralplus: Sind diese Nischen heute nicht alle schon überbesetzt?

Christen: Ich glaube ja, vor allem die Grösse der Stadt wird oft überschätzt. Es gibt ein Kulturangebot in Zug wie das einer viel grösseren Stadt. Es fehlt einfach oft an Zuschauern. Den Druck spüren wir auch und helfen deshalb immer mehr, die Künstler professioneller nach aussen auftreten zu lassen.

«Notfalls müssen wir solche Projekte querfinanzieren.»

Sponsoren erwarten immer mehr Professionalität und höhere Reichweiten, damit sie genau wie die Künstler selbst ernst genommen werden. Ein gutes Beispiel sind die Zuger Sinfonietta, die wir als professionelles Orchester im Kanton Zug zu positionieren versuchen.

Visualisierung mit Film bei der Eröffnung des Bahnhofs Zug

zentralplus: Was ist Ihre aktuell unrentabelste Lieblingsarbeit?

Beim neuen Märchentheater für Kinder «Der Feuervogel» habe ich wieder ein Bühnenbild gestaltet. Familienprojekte wie dieses liegen mir immer noch besonders am Herzen. Notfalls müssen wir solche Projekte querfinanzieren. Aber das ist es uns wert.

zentralplus: Was ist das Spannendste am Job im Atelier?

Das Stück «Der Feuervogel»

Das Stück «Der Feuervogel» wird am 24. September im Burgbachtheater in Zug aufgeführt. Das Kindertheater, inszeniert vom Theater Noï, erzählt ein Märchen vom ewigen Kampf des Guten gegen das Böse und der Kraft von Mut, Liebe und Mitgefühl.

Christen: Freude an der Arbeit und offen sein für Neues ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Arbeit im Atelier ist mittlerweilen so komplex geworden, dass man alles erfassen muss: den Auftrag an sich, die Firmenkultur, Kosten, Abläufe und vieles mehr. Man kann keine gute Arbeit machen für Leute, die man nicht kennt. Man muss die Kunden auch zu spüren bekommen. Oft kommen Firmen mit dem Anliegen, etwas zu verkaufen oder zu kommunizieren, wissen aber nicht, wer sie sind und was sie damit erreichen wollen.

Tobias Eichelberger und Susanne Egli von Christen Visuelle Gestaltung

Tobias Eichelberger und Susanne Egli von Christen Visuelle Gestaltung

(Bild: slam)

zentralplus: Ist das nicht entmutigend?

Christen: Nein, wir helfen ihnen ihr Unternehmensprofil zu schärfen und zeigen ihnen, wie sie ihre Ziele erreichen können. Vielfach kommt erst durch unsere Gestaltungsarbeit der Reflexionsprozess in Gang. Ideal ist, wenn wir im direkten Kontakt mit den Entscheidungsträgern stehen. Meist kommt es nicht gut, wenn wir über mehrere Hierarchiestufen gehen müssen, weil die Entscheider am Schluss meist unser Kernanliegen nicht verstehen. Trotz Professionalisierung – Kreation muss uns auch Spass machen, um beim Publikum Erfolg zu haben.

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