Stadt Luzern soll mehr für neues Theater zahlen

Salle Modulable: Projektierungskosten viel höher als angenommen

Diese Visualisierung zeigt, wie die grosse Bühne des neuen Theaters dereinst aussehen könnte.  (Bild: zvg)

(Bild: zVg)

Diesen Herbst feilschen die Parlamente von Stadt und Kanton um den Theaterneubau auf dem Inseli. Jetzt zeigt sich: Die Projektierungskosten sind mit 12 Millionen fast doppelt so hoch wie angenommen. Und der Kanton verlangt, dass sich die Stadt stärker am Bau beteiligt. Zudem soll eine neue Stiftung das Zepter in die Hand nehmen.

Das geplante neue Theater auf dem Inseli ist bald Sache der Parlamente: Im September beschäftigen sich der Kantonsrat und das Stadtparlament mit der Salle Modulable.

Diesen Montagmorgen orientierten Stadt und Kanton an einer Medienkonferenz über den Stand der Arbeiten. Demnach beantragt der Luzerner Regierungsrat beim Kantonsrat einen Sonderkredit von knapp 7 Millionen für die anfallenden Projektierungskosten. In der Stadt geht es um 3 Millionen Franken. Diese Projektierungskosten beantragt der Stadtrat vom Parlament. Zudem sollen Dritte 2 Millionen an die Projektierungskosten von insgesamt knapp 12 Millionen Franken beitragen. Die Stiftung Salle Modulable soll diese Gelder eintreiben.

Anspruchsvoller und aufwendiger

12 Millionen? Bisher rechnete man mit der Hälfte: mit 6,5 Millionen Projektierungskosten. Davon hätte der Kanton 4,5 Millionen bezahlt, die Stadt 2. «Es zeigte sich jedoch, dass das Gebäude anspruchsvoller und technisch aufwendiger gebaut werden muss, um das Neue Theater Luzern/Salle Modulable gemäss den Anforderungen der Arup-Machbarkeitsstudie und den Bedürfnissen der künftigen Nutzer erstellen zu können», so die Regierung. Zudem seien Wettbewerbskosten und gewisse Honorare nicht eingerechnet und die Bauherrenleistung zu tief angesetzt gewesen. Berücksichtige man diese Faktoren, erhöhen sich die Kosten.

Und so berechnen sich die Projektierungskosten (in Millionen Franken):

Projektierungskosten

9

Kosten Architekturwettbewerb

1

Interne Bauherrenleistung (u.a. Personalkosten, Arbeitsplätze, Leistung von Drittparteien, Kommunikation, Spesen)

 1,62

Bauprojektmanagement nach Wettbewerb bis Baukredit

 0,35

Total Projektierung

 11,97

Neue Stiftung ist verantwortlich

Zudem ist jetzt klar, wer das Projekt in Zukunft vorantreiben wird: die «Stiftung Neues Theater Luzern». Der Kanton beantragt darum 20’000 Franken für die neue Stiftung, die auf Ende 2016 gegründet werden soll. Das Stiftungsvermögen von 100’000 Franken wird zu gleichen Teilen von Kanton und Stadt Luzern sowie der Stiftung Salle Modulable, der Stiftung Luzerner Theater sowie der Stiftung Lucerne Festival eingeschossen.

Bereits beim KKL wurde für Bau und Projektierung ein solches Modell gewählt, um die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privaten zu lenken. Die neue Stiftung Neues Theater Luzern wird sämtliche Arbeiten übernehmen: Projektieren, Bauen, Betreiben und Unterhalten. Sie wird Liegenschaftseigentümerin, Baurechtsnehmerin, den Architekturwettbewerb durchführen und als Bauherrin auftreten (das genaue Betreibermodell wird noch erarbeitet). Die Stiftung wird aktiv, sobald die politischen Hürden genommen sind.

Im Stiftungsrat werden neun ehrenamtliche Personen sitzen, je zwei Personen von Kanton und Stadt und Stiftung Salle Modulable, je eine von der Stiftung Luzerner Theater und Lucerne Festival. Diese berufen später eine neunte Person als Präsident.

Die Grafik zeigt die verschiedenen Beteiligten und ihre Beiträge ans Projekt.  (Bild: zvg)

Die Grafik zeigt die verschiedenen Beteiligten und ihre Beiträge ans Projekt.  (Bild: zvg)

Entscheidung im November

Auch wenn die Parlamente im Herbst die ProjektierungkKredite abnicken, bleibt ein Vorbehalt: Dass am 27. November auch die städtische Stimmbevölkerung Ja sagt zum Kredit und über den Baurechtsvertrag (siehe Box unten) – also faktisch Ja oder Nein zum Standort Inseli. Wenn nicht, ist das Projekt Salle Modulable gemäss den Verantwortlichen tot und die Suche nach einem neuen Theater geht von vorne los. Dann muss aber ohne die restlichen 80 Millionen Franken aus der Schenkung des verstorbenen Mäzens Christof Engelhorn gearbeitet werden.

Dieses Geld ist an den engen Zeitplan (alle politischen und finanziellen Hürden müssen bis Ende 2018 aus dem Weg sein) und den Standort Inseli geknüpft, zwei Machbarkeitsstudien favorisiert diesen Standort unabhängig voneinander (zentralplus berichtete).

«Der Regierungsrat erwartet eine höhere Beteiligung von der Stadt Luzern.»

Doch auch ein «einfaches» neues Theater würde je nach Standard zwischen 40 und 80 Millionen Franken kosten. 

Höhere Beteiligung der Stadt?

Die grössere Herausforderung – und der grösste Zankapfel – dürfte dann sein, wie man die fehlenden Gelder für den Bau zusammenkratzen will. Denn die Engelhorn-Millionen decken gerade mal die Hälfte der Baukosten von rund 160 Millionen Franken. Dazu kommen 20 Millionen welche die Stadt Luzern für das Grundstück will und weitere kleinere Posten. Insgesamt betragen die Investitionskosten 208,3 Millionen Franken (inklusive Projektierungskosten).

Stadt und Kanton Luzern wollen insgesamt 73 Millionen an den Bau einschiessen, respektive 93 Millionen, wenn man die 20 Millionen für das Grundstück dazurechnet. Wer davon wie viel zahlt, ist noch in Verhandlung. Und diese Verhandlungen sind offenbar zäh, denn: «Der Regierungsrat erwartet eine höhere Beteiligung von der Stadt Luzern», schreibt er in der Botschaft an den Kantonsrat unmissverständlich. Einen konkreten Zahlungsplan könne man erst erstellen, wenn ein konkretes Bauprojekt vorliegt. Neben den Engelhorn-Millionen und der öffentlichen Hand kommen 35 Millionen von Partnern (Luzerner Theater, Lucerne Festival) und vor allem von Privaten oder Stiftungen.

Kooperationsmodell: wie die verschiedenen Infrastrukturen, Partner und Gebäude in Zukunft harmonieren sollen.  (Bild: zvg)

Kooperationsmodell: wie die verschiedenen Infrastrukturen, Partner und Gebäude in Zukunft harmonieren sollen.  (Bild: zvg)

Kosten müssen sinken

Ob Baukosten oder die geschätzten Betriebskosten von 31 Millionen, die das neue Theater jährlich kosten würde: Der Kanton fordert, dass es billiger geht. «Ziel ist, die Investitions- und Betriebskosten zu senken.» Die Kostenschätzungen würden vom Regierungsrat und vom Stadtrat als zu hoch beurteilt – und «müssen im Verlauf der kommenden Monate konkretisiert werden mit dem Ziel, sie zu senken».

Auch den Betrieb der Salle Modulable würde der Kanton, wie im Zweckverband Grosse Kulturbetriebe heute schon, mit 70 Prozent den Löwenanteil bezahlen. Doch woher der Kanton die Hoffnung nimmt, der Betrieb könnte billiger als 31 Millionen werden, bleibt sein Geheimnis. Denn schon heute kostet das viel kleinere Luzerner Theater 24 Millionen im Jahr. Im neuen Haus wird die Technik aufwendiger, die Produktionen umfangreicher, die Ensembles grösser und der Unterhalt somit höher sein als heute. Zudem sind mehr Partner an Bord: Luzerner Theater, Lucerne Festival, Luzerner Sinfonieorchester, Freie Theater- und Tanzszene und Südpol.

«Die Betriebskosten können erst genauer bestimmt werden, wenn mit der Planung begonnen wird und das konkrete Architekturprojekt vorliegt», schreibt die Regierung in der Botschaft ans Parlament. Zudem sei ein Modellspielplan nötig, heisst es dazu vom Regierungsrat trocken.

Hinweis: Stadt und Kanton Luzern informieren am Montagmorgen über den neusten Stand des Projekts. Ein ausführlicher Bericht mit Stimmen der Beteiligten folgt noch im Verlauf des Tages.

Und hier geht’s zu unserem Dossier mit allen bisherigen Artikeln zur Salle Modulable.

Wie geht’s weiter?

Im September bestimmen die Parlamente von Kanton und Stadt über die Projektierungskredite von 7 (Kanton) respektive 3 Millionen Franken (Stadt). In der Stadt geht’s zudem um den Baurechtsvertrag für den Standort Inseli.

Zu einer Volksabstimmung kommt es in der Stadt erstmals am 27. November 2016: Dann sagt das Volk Ja oder Nein zum Bauchrechtsvertrag für den Standort Inseli. Gleichzeitig stimmt es über die Initiativen «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» der Juso und «Luzerner Theater: Kulturhaus für alle» von Ariel Kolly und Co. ab (zentralplus berichtete). Das neue Theaterhaus auf dem Inseli kann nur weiterverfolgt werden, wenn es ein Ja zum Baurechtsvertrag und ein Nein zur Juso-Initiative gibt (die Kulturhaus-Initiative tangiert das Projekt nicht direkt).

Entscheidende Abstimmung im Mai 2019

Wenn das Projekt all diese Hürden meistert, wird auf Ende 2016 die neue Stiftung gegründet, die weiter für das Theaterhaus verantwortlich sein wird. Anfang 2017 könnte der internationale Architekturwettbewerb vorbereitet und 2018 schliesslich durchgeführt werden.

Bis Ende 2018 soll das Projekt schliesslich ausgearbeitet werden und die Baubewilligung vorliegen. Im Mai 2019 kommt es zur entscheidenden Abstimmung: Dann nämlich wird das Volk im ganzen Kanton definitiv darüber abstimmen, ob es das 208-Millionen-Projekt will oder nicht.

Wenn ja, könnte 2021 könnte mit dem Bau begonnen werden – und die Salle Modulable könnte 2022 oder 2023 eröffnen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von BeatStocker
    BeatStocker, 05.07.2016, 17:05 Uhr

    @MarkusWalti:
    Das IST die erste Aufführung! Shakespeare, Moliere und Duerrenmatt könnten es nicht besser. La réalité dépasse la fiction!

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  • Profilfoto von mwalti
    mwalti, 04.07.2016, 14:30 Uhr

    Ob die ganze «Salle Modulable»- Entstehungsgeschichte die erste tragisch-komische Darbietung fürs neue Theater wird?

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