SP lud Kulturszene zu Forum über Theaterneubau

SP und Kulturszene sezieren die Salle Modulable

Nicht nur der Doggwiler-Metzger ist gegen die Salle Modulable auf dem Inseli. Auch die SP hält nichts davon.

(Bild: lwo)

Die SP ist gegen die Salle Modulable, will aber nicht als blosse Verhindererin wahrgenommen werden. Sie hat deshalb den Kulturkuchen eingeladen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das Resultat ist doch eher ernüchternd.

Hört, hört. Bislang war klar, dass die Genossen von einem Theaterneubau auf dem Inseli-Park nichts wissen wollen. Nun schreiben sie in ihrer Einladung zum Salle-Modulable-Forum von diesem Dienstagabend: «SP Kanton und Stadt Luzern wollen sich konstruktiv einbringen, damit ein mehrheitsfähiges Projekt entsteht.» Man sei an einer «breiten Diskussion» interessiert, wolle mit diesem Anlass «die Anliegen der Kulturschaffenden aufnehmen» und einen «Austausch zwischen Politik und Kultur» ermöglichen. Die Suche nach alternativen Lösungen hat die SP auch beim von ihr bekämpften Parkhaus im Musegghügel angekündigt. Offenbar ist es der Partei ein Anliegen, nicht als Verhinderer von visionären Grossprojekten zu gelten.

Sehr komplexes Unterfangen

Doch eines vorneweg: Funktioniert hat das Forum so mässig. Das dürfte freilich auch der komplexen Ausgangslage geschuldet sein.

Debattiert wurde in vier Gruppen zu je etwa 20 Leuten zu den Themen Kulturkompromiss, Finanzen, Standort und kultureller Inhalt. Nach rund 15 Minuten wechselten die Teilnehmer in eine andere Gruppe und nahmen dort den vorher gesponnenen Faden auf. Interessante Herangehensweise.

Rund 80 Personen debattierten am SP-Forum mit.

Rund 80 Personen debattierten am SP-Forum mit.

(Bild: lwo)

Aber das grosse Wissensgefälle unter den rund 80 Anwesenden über die Salle Modulable, gepaart mit der anspruchsvollen Materie und den noch vielen offenen Fragen, verkomplizierte die Angelegenheit heftig. Deshalb fielen auch die schriftlich festgehaltenen Forderungen der Teilnehmer am Schluss des rund zweistündigen Abends teilweise widersprüchlich, vage und wenig überraschend aus.

Die Forderungen lauten:

Kulturkompromiss

  • Es braucht ein klares Bekenntnis zur Vielfalt.
  • Alle sind gleichberechtigte Partner. Also LSO, Luzerner Theater, Freie Szene etc.
  • Die nicht institutionalisierte Kultur braucht mehr Geld.
  • Die bestehenden Angebote sollen sicher sein und die neuen bezahlbar.

Finanzen

  • Es braucht eine transparente Auflistung sämtlicher Kosten. Auch der Folgekosten sowie der Auswirkungen der Salle Modulable auf andere kulturelle Bereiche. «Die Betriebskosten von 31 Millionen sind doch viel zu hoch. Dieses Geld wird für andere Sachen fehlen», befürchtete ein Forumsteilnehmer.
  • Die Beschaffung zusätzlicher Mittel soll klar aufgezeigt werden.
  • Die Schenkung des Mäzens Engelhorn darf einem finanzierbaren Theater nicht im Weg stehen.

Visualisierung der Salle Modulable auf dem Inseli.

Visualisierung der Salle Modulable auf dem Inseli.

Standort

  • Die Salle Modulable darf nicht am Standort Inseli zu stehen kommen. Es braucht einen Alternativstandort, denn das Inseli wird nicht mehrheitsfähig sein. Bei diesem Punkt intervenierte SP-Kantonsrätin Helene Meyer-Jenni: «Nicht alle hier Anwesenden sind gegen diesen Standort.»
  • Da das Projekt an der Urne zu scheitern droht, braucht es bereits jetzt eine alternative Planung zur Neues-Theater-Infrastruktur.

Kultureller Inhalt

  • Die Infrastruktur muss sich dem Inhalt anpassen und nicht umgekehrt. «Das bereits sehr detaillierte Konzept des Theaterneubaus verhindert schon jetzt viele gute Ideen», monierte ein Anwesender.
  • Die Intendanz der Salle Modulable darf nicht beim KKL liegen, sondern bei einem Kollektiv oder einer Stiftung.
  • Die Salle Modulable darf nicht nur für das neue Luzerner Theater da sein. Sie muss für alle involvierten Player eine Heimat werden. Die Theaterschaffende Annette Windlin forderte: «Die Freie Szene muss auf Augenhöhe mitreden können.» Ein anderer Teilnehmer sah das etwas anders: «Man muss aus der Salle Modulable nicht ein Kleintheater oder einen Dorfplatz machen.»

SP-Grossstadtrat Mario Stübi (links, stehend) moderierte eine der vier Gruppen.

SP-Grossstadtrat Mario Stübi (links, stehend) moderierte eine der vier Gruppen.

(Bild: lwo)

Was bringt solch ein Abend?

Sieben Millionen Franken nur fürs Projektieren

Spannende News in Sachen Salle Modulable gibt’s bereits nächsten Montag, 4. Juli, um 9.30 Uhr. Dann treten Regierungsrat Reto Wyss und Stadträtin Ursula Stämmer vor die Medien. Sie informieren u. a. über den Projektierungskredit in Höhe von sieben Millionen Franken. Über diesen Kredit entscheiden die Parlamente des Kantons (am 19. September) und der Stadt (am 29. September). Im städtischen Parlament stehen zudem der Baurechtsvertrag für den Standort Inseli und die Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» zur Debatte. Das Volk wird dazu am 27. November ein erstes Mal Stellung nehmen können. Bei einer zweiten, Ende 2018 stattfindenden Volksabstimmung könnte die Bevölkerung dann definitiv sagen, ob das insgesamt 208 Millionen Franken kostende Projekt realisiert werden soll oder nicht.

Hinweis: zentralplus wird am Montag ausführlich über die Medienkonferenz berichten.

So weit, so unklar. Ob mit dem Anlass irgendetwas erreicht wurde, ist schwer zu sagen. Lobenswert ist sicher, dass die SP immerhin den Versuch unternommen hat, zusammen mit Leuten aus dem Kulturkuchen ins Gespräch zu kommen. Der Weg zu einem «mehrheitsfähigen Projekt» ist dadurch zwar nicht länger, aber wohl auch nicht kürzer geworden.

Das konnte man auch am Schlusswort von Claudio Soldati, Präsident der städtischen SP, ablesen. Ein Fazit dieses Abends zu formulieren, sei nicht einfach. Es bestehe noch grosser Diskussionsbedarf. Das habe es schwierig gemacht, konkrete Aussagen zu generieren. Wenigstens diese Aussage war auf ihre Art prägnant.

Um ganz am Schluss doch noch etwas Konkretes in der Hand zu haben, liess Soldati die Anwesenden noch abstimmen. Und zwar über die Frage, wer überhaupt noch an die Salle Modulable glaubt. Das Resultat fiel wenig überraschend grossmehrheitlich negativ aus. Der Glaube an ein «mehrheitsfähiges Projekt» hatte zumindest an diesem Abend von Anfang an einen schweren Stand.

Abstimmung über die Frage: Wer glaubt nicht mehr an die Salle Modulable? Offenbar fast alle.

Abstimmung über die Frage: Wer glaubt nicht mehr an die Salle Modulable?

(Bild: lwo)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von BeatStocker
    BeatStocker, 29.06.2016, 07:48 Uhr

    In der Tat waren Unwissen, Naivität und Illusionen mit wenigen Ausnahmen vorherrschend. Aufklärung von Seiten der SP an diesem Forum? Fehlanzeige. Ein Salle Modulable-Seminar für Anfänger hätte mehr gebracht. In der ersten Gruppe, an der ich teilnahm, kannten von 15 Personen gerade mal 2 die Arup-Machbarkeitsstudie, obwohl diese auf der Website der Stiftung Salle Modulable öffentlich heruntergeladen werden kann. Und das nennt sich Generation wie noch? Immerhin war das Bedürfnis nach echten Informationen greifbar. Notabene, due Arup-Studie empfiehlt zwar das Inseli, schliesst aber den Motorboothafen nicht aus. Bei kritischer Analyse von Vol.2, Chapter 1 (p. 374-376): 4.3 Assessment Summary und 5 Conclusion erkennt jeder einigermassen intelligente Zeitgenosse die Machwerkmethode der Arup-Studie. Wenn sich Hubert Achermann nervt, wenn man darauf hinweist, bestätigt er nur die Wahrheit dieser Erkenntnis. Wahrheit schmerzt und befreit!

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