Das Zuger Jazz-Festival, das keines ist

«Jazz, den man hören kann»

Im Kultursandwich zwischen Zürich und Luzern hat sich die Jazz Night Zug etablieren können.

(Bild: Jazz Night Zug)

Im Kultursandwich zwischen Luzern und Zürich hat sich in den vergangenen 25 Jahren ein Zuger Jazz-Festival etabliert. Doch selbst der OK-Präsident findet: Der Name «Jazz Night Zug» passt nicht so recht zum Inhalt.

Die Jazz Night. Das sei das Festival, wo die Zuschauer sagen würden: «Endlich Jazz, den man hören kann», erklärt Rainer Riek, OK-Präsident des Festivals, lachend. Doch das Festival ist mehr als bloss hörbarer Jazz: Es gehört seit Jahren fix in den Zuger Veranstaltungskalender und ist «der Leuchtturm von Zug», wie Roli Wismer von der Zuger Kulturkommission letztes Jahr schwärmte. Dieses Jahr wird das 25-jährige Bestehen gefeiert.

Es könnte noch jazziger sein

Obwohl die Jazz Night sich über all die Jahre etabliert hat, sagt Riek: «Jazz Night Zug ist eher der Arbeitstitel von früher, als Jazz noch cool war, auch für die Jungen.» Eigentlich würde Music Night auch ganz gut passen. Denn es werde nicht nur klassischer Jazz, sondern auch damit verwandte Musik und vor allem live gespielt, sagt er. «Natürlich finden eingefleischte Jazzer, es könnte noch viel jazziger sein.»

Fünf Bühnen, zwei Jamsessions und viel Groove

Dem Publikum scheint es zu gefallen: 10’000 Besucher erwarten die Organisatoren bei guten Witterungsverhältnissen. Dass so viele Besucher die Jazz Night verfolgen, das war nicht immer so. «Von einer eher improvisierten Bühnenshow rund um den Landsgemeindeplatz entwickelte sich die Jazz Night über die Jahre zu einem professionell organisierten und durchgeführten Jazz Festival in der Altstadt von Zug», schreiben die Organisatoren auf der Homepage. Eine Erfolgsgeschichte also?

«Jam-Sessions gehören einfach zu einem Jazz-Festival.»
Ranier Riek, OK-Präsident der Jazz Night

Rainer Riek, Präsident des organisierenden Vereins Jazz Night Zug, zieht positive Bilanz über die letzten 25 Jahre: «Das Festival hat sich stetig weiterentwickelt.» Aus einem Tag seien zwei, aus ein paar improvisierten fünf grosse, mit allem technischen Musts ausgerüstete Festivalbühnen geworden. Dazu kommen zwei Jam-Sessions. «Das gehört einfach zu einem Jazz-Festival», findet Riek.

Grooven auf dem Schiff

Die Jam-Sessions sind seine Babys. Dementsprechend stolz ist Riek und gerät ins Schwärmen, wenn er davon erzählt, wie sich die Musiker der verschiedensten Bands im Anschluss ans Konzert im Restaurant Schiff zum Jamen treffen werden. «Da entstehen richtig gute Sachen. Das groovt», sagt Riek.

Sein persönliches Highlight aber verrät er im Video:

Dem Jazz das Elitäre nehmen

«Die Grenzen setzen wir bei Hardrock oder Rock, Schlager und Klassik», erklärt Riek. Dazwischen habe aber viel Platz. «Der Jazz soll in all seinen Facetten gespielt werden.» Und so versprechen die Organisatoren unter anderem Elektro-, Afro-, Troubadour- und Pop- oder Old Time Jazz. Zum Beispiel die Discosaster. Sie sollen mit einer Kombination von Soul und Funk der 80er-Jahre mit brandaktueller Pop-Ästhetik «Live-Tanzmusik zurück ins hier und jetzt» bringen. Oder das Dani Häusler Komplott, «eine Art Volksmusik-Rockband», die ihre musikalischen Grenzen auslotet.

«Die Livemusik soll die Leute ansprechen und nicht als Begleitung zu Wurst und Bier dahinplätschern.»
Rainer Riek

Damit versucht man auch, dem Jazz das Elitäre zu nehmen. «Das Festival ist für ein breites Publikum und nicht für einen erlesenen Kreis intellektueller Jazz-Liebhaber», erklärt Riek. Aber dennoch habe das OK den Anspruch, die Musik ins Zentrum zu stellen. «Die Livemusik soll die Leute ansprechen und nicht als Begleitung zu Wurst und Bier dahinplätschern.» Deshalb seien für das Programm auch Bands ausgelesen worden, die «Power haben». «Es muss fätzen», so Riek. 

Das Ende der Jazz Night?

Und das soll es auch an diesem grossen Jubiläum. Zusätzlich schliesst sich ein Kreis. «New Orleans meets Zug», hiess die Jazz Night Zug zu Beginn. Damals zogen die «Dejans Olympia Kids» durch die Gassen. Dieses Jahr, sozusagen zum 25. Geburtstag, «wird mit der ‹Hot 8 Brass Band› eine der populärsten Marching Bands aus New Orleans auf verschiedenen Plätzen der Altstadt aufspielen», schreiben die Veranstalter.

Da drängt sich die Frage auf: Ist danach Schluss? Rainer Riek lacht und sagt: «Nein. Wir hören nicht auf.» Es sei bloss der Anfang fürs nächste Vierteljahrhundert. «Die Jazz Night Zug ist keine befristete Sache, das ‹schulden› wir nicht nur den vielen Gästen, sondern auch den Bands, der Stadt und dem Kanton sowie Sponsoren und Gönnern.»

Der melodische Faden des Festivals

Für die politikbegeisterten Musiker

Ebenfalls auf einer Bühne der Jazz Night Zug zu finden ist die Zuger Stadtratsband. Sie werden zusammen mit Rainer Riek, dem OK-Präsidenten, den Freitagabend auf dem Landsgemeindeplatz eröffnen. Die Band ist übrigens keine Unbekannte: zentralplus hat bereits darüber berichtet und sich einen Scherz erlaubt.

Auch der regionale Bezug soll nicht zu kurz kommen. Ganz besonders nicht an der Jubiläumsausgabe dieses Jahres. Gefeiert wird dies mit einer Melodie, die der Zuger Klarinettist und Komponist Mathias Landtwing entwickelt hat. Er habe sie speziell für die Big Band der Musikschule Zug unter der Leitung von Roland Dahinden arrangiert, aber auch Lead Sheets für andere Formationen geschrieben, teilt das OK mit.

Davon erhoffe man sich, dass auch andere Bands die Melodie aufnehmen und spielen. «Die Big Band der Musikschule Zug wird dieses Swing-Stück uraufführen. Wir wissen nicht, was diese damit anfangen werden, und lassen uns überraschen», sagt Riek. Aber das Ziel sei, dass sich das Stück wie ein roter Faden durch die beiden Jubiläumstage ziehe.

Zug im Kultur-Sandwich

International bekannte Jazzer und lokale Musikschulen. Beisst sich das nicht? Riek schüttelt den Kopf. «Eigentlich engagieren wir nur Profi-Bands, aber bei den Zugern drücken wir gerne auch ein Auge zu. Wir haben auch einen Auftrag von der Stadt und dem Kanton Zug, die lokalen Musikschaffenden zu fördern.» Wobei, fügt Riek an, man höre den Unterschied kaum mehr. Denn obwohl Zug keine Musikhochschule habe wie zum Beispiel Luzern, seien die Bands qualitativ sehr gut.

10’000 Besucher werden an der Jazz Night erwartet – deshalb empfiehlt sich eine Anreise mit dem Velo oder dem ÖV.

10’000 Besucher werden an der Jazz Night erwartet – deshalb empfiehlt sich eine Anreise mit dem Velo oder dem ÖV.

(Bild: Jazz Night Zug)

Man versuche, sich damit auch ein wenig gegen die Kulturstädte Luzern und Zürich zu behaupten. «Und dass viele Bands aus dem In- und Ausland anfragen, ob sie in Zug spielen können, zeigt doch, dass wir die letzten Jahre einiges richtig gemacht haben», sagt Riek.

Das zeigen auch die vielen Besucher, welche die Organisatoren bei guten Witterungsverhältnissen erwarten. «Und die braucht es auch», sagt Riek. Sie würden die Witterungsverhältnisse als Open-Air-Festival natürlich auch in der Kasse spüren. «Insgesamt haben wir aber gesunde Finanzen und können deswegen auch ein Jahr mit schlechtem Wetter verkraften, wenn es nicht gleich beide Abende durchregnet.»

Die Jazz Night Zug

Am 25. und 26. August findet in der Zuger Altstadt auf verschiedenen Plätzen die 25. Jazz Night statt. Hier geht es zur Webseite, dem Programm und weiteren lnformationen.
Eine Bitte hat Riek aber noch: «Reisen Sie mit dem ÖV an; wir erwarten bei gutem Wetter je Abend mindestens 5000 Besucher.»
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