Silo'16 – ein Festival für moderne Hippies

«Das Handy ist zur zweiten Unterhose geworden»

Ist guten Mutes: Pascal Bühler, Organisator des Silo'16-Festivals vor dem «Kunsthaus».

(Bild: wia)

Im Zuger Auenland zwischen Hünenberg und Mühlau liegt viel Feld, viel Wald, viel Wiese. Dafür ist hier sonst nichts los. Ende Mai soll sich das jedoch ändern. Denn aus einer Pilgeridee heraus entsteht hier nun ein Festival. Auf dem Bauernhof, zwischen Silos und Tipis. Hippies willkommen!

Es ist 10 Uhr morgens, zwei Hunde hüpfen und bellen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Hie und da fährt ein Auto am Bauernhof vorbei. Ansonsten ist es still  in der Stadelmatt 12 in Hünenberg. Wir befinden uns ab vom Schuss. Der Wegweiser sagt, Hünenberg liegt 7,5 Kilometer weit entfernt.

Jemand tritt aus einer Scheune heraus. Es ist Pascal Bühler, der Organisator des Open-Air-Festivals, das hier Ende Mai stattfindet. Er sei erst gerade wach geworden, erklärt er, schaut in der Tat etwas verschlafen aus der Wäsche. Er wohne beinahe hier, jetzt, wo es auf den Endspurt zugeht. Der 29-jährige Hünenberger führt uns durchs Gelände, das derzeit noch etwas trist wirkt unter den dicken Regenwolken. «Da vorne entsteht unser Kunsthaus, das im Hillbilly-Stil daherkommen wird, mit dazugehöriger Veranda inklusive Schaukelstuhl. Verschiedene Künstler werden im Haus ihre Werke ausstellen», sagt Bühler.

Das Handy bleibt draussen

Drei Tage Musik zwischen Silos

Das erste Silo-Festival findet in der Stadelmatt 12 in Hünenberg statt. Spielen werden gut ein Dutzend Bands, die vorwiegend aus der Umgebung sind. Dazu kommen verschiedene DJs und Künstler, die ihre Werke ausstellen. Für Verpflegung sorgt das Restaurant Meating in Zug, das am Festival eine Mini-Beiz betreibt. Das Handy bleibt draussen. Sehr erwünscht sind jedoch «Modern Hippie»-Outfits.

Die Wiese etwas weiter entfernt soll während des Festivals als Parkplatz dienen, der Platz dazwischen wird als Zeltplatz genutzt. «Hier, etwas näher am Festgelände, stellen wir drei Tipis auf. Eines, in dem Blues Rock gespielt wird, ein zweites, in dem man Djembe spielen kann, und ein drittes, das der Kommunikation dienen soll. Wir wollen es fördern, dass sich die Leute beim Kommunizieren wirklich in die Augen schauen», erklärt er, und meint es ernst.

So ernst, dass zu diesem Zweck die Handys am Eingang eingesackt werden. Mittels ausgeklügeltem System, so verspricht er uns. Abgeben müssen alle ihr Telefon. «Das gilt ausnahmslos, auch für die Künstler und Organisatoren. Wir werden auf dem Platz nur per Funk kommunizieren.»

Es geht ums handylose Freiheitsgefühl

Jakobsweg, Tipis, das Motto «Modern Hippies», Handylosigkeit. Das alles klingt etwas nach Selbstfindungstrip. «Naja, darum geht’s glaub gar nicht. Viel eher geht es bei der Handygeschichte um ein gewisses Freiheitsgefühl. Ich war vor einem Jahr während vier Monaten ohne Handy auf dem Jakobsweg unterwegs. Das war die schönste Zeit überhaupt und gab mir ein enormes Gefühl von Freiheit.» Mit einem handyfreien Fest wolle er dieses Gefühl, zumindest andeutungsweise, weitergeben.

«Abgesehen davon finde ich es als Musiker immer extrem mühsam, wenn Leute direkt vor der Bühne in ihr Handy starren und überhaupt nicht merken, was sie verpassen. Das Handy ist zur zweiten Unterhose geworden. Immer hat man es dabei, nie möchte man darauf verzichten», so Bühler.

Auf dem Jakobsweg gedieh nicht nur die Idee der Handyfreiheit. Die Planung des ganzen Open Airs wurde hier geboren. «Ich habe dort viel Tagebuch geschrieben und mehr und mehr angefangen, dieses Festival auszuarbeiten. So intensiv, dass ich irgendwann eigentlich lieber nach Hause wollte, um die geschmiedeten Pläne umzusetzen.» Und das hat er dann auch gemacht, als er zurück in die Schweiz kam. Hat bei Reto Suter, einem langjährigen Freund und Sohn des Grundbesitzers, angeklopft, das OK erhalten für drei Tage Musik und Fest und dann ernsthaft losgelegt. Heute sind es acht Leute, die massgeblich an der Organisation des Festivals beteiligt sind.

Stolz auf seine «Local Heroes»

Zwischen dem 27. und 29. Mai treten hier also über ein Dutzend Bands, Singer/Songwriter und DJs auf, die meisten von ihnen sind aus der Gegend. «Das sind eigentlich alles Kollegen von mir, die ich angefragt habe», so Bühler, der sichtlich stolz ist auf das Line-up. «Das sind quasi die Local Heroes von hier, die hier auftreten», sagt er. Mit dabei sind etwa der Zuger Singer/Songwriter «Troubadueli» und die hiesigen Bands «Stuck in Traffic» und «Me.Man.Machine», aber auch auswärtige Gruppen wie «Memory of an Elephant» machen dem Silo’16 ihre Aufwartung.

Ein solches Festival zu organisieren, das geht wohl ins Geld. Was kostet dieser Traum, den es zu verwirklichen gilt? «Das bleibt unser Geheimnis», erklärt Bühler, und ergänzt: «Aber ja, es kostet genug. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir es uns etwas kosten lassen. Das sieht man etwa bei den Toiletten. Wir stellen relativ schöne WC-Trailer auf den Platz und begnügen uns nicht mit herkömmlichen ToiTois.»

«Ein gewisses Risiko gehört bei solchen Anlässen auch dazu. Wir können ja schlecht das Wetter beeinflussen.»

Tragen die Veranstalter also ein grosses Risiko? «Sicher. Dennoch konnten wir übers Sponsoring, etwa übers Zuger Amt für Kultur sowie Stiftungen, einen ziemlichen Brocken der Kosten decken. Doch ein gewisses Risiko gehört bei solchen Anlässen auch dazu. Wir können ja schlecht das Wetter beeinflussen», sagt Bühler. Und relativiert die Aussage gleich: «Ich habe am 27. Mai Geburtstag. An diesem Tag ist es praktisch immer schön. Darum habe ich nicht so Angst.»

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