Pretty Little Hate Machine im Südpol

Die wundersame Wandlung des Philipe Burrell

Geradeaus und hart: Philipe Burrell am letztjährigen B-Sides. (Bild: PD)

Verspielte Elektronik war gestern – Philipe Burrell macht jetzt Schreirock. Verzerrer rein und los, lautet das Motto der Luzerner Band Pretty Little Hate Machine. Doch keine Bange: Für alle jene, die Marygold nachtrauern, hat Burrell noch eine andere Band in petto.

Wer ihn noch als feinen Soundtüftler in Erinnerung hat, muss umdenken: Wenn Philipe Burrell mit seiner neuen Band Pretty Little Hate Machine auftritt, ist er nicht mehr der introvertierte Musiker, umgeben von unzähligen Effekten, Geräten und Kabeln. So wie er das mit seiner Band Marygold tat.

Nein, introvertiert war gestern – jetzt geht’s fadengrad vorwärts: Himmelschreiender Rock lautet die Devise, und dazu braucht Burrell nur eine Gitarre und gerade mal einen Effekt: den Verzerrer. An dieses Bild muss man sich erst noch gewöhnen.

Bei Nine Inch Nails abgekupfert

Konzert im Südpol

Konzert von Pretty Little Hate Machine: Freitag, 22. Januar, 21.30, Shedhalle, Südpol Luzern

Davor: Polymer DMT mit dem Stück «Interface». Eine Musik- und Tanzperformance. 20 Uhr in der Mittleren Halle

Burrell trägt die Idee einer harten «Schreiband», wie er sie nennt, schon lange mit sich herum – seit Kindesbeinen hat er ein Faible für den groben Rock. «Jetzt habe ich mir diesen Wunsch erfüllt.» Zunächst gibt’s Pretty Little Hate Machine nur live, aufgenommen haben sie noch nichts.

Das Trio hat sich den Rock der 90er-Jahre auf die Fahne geschrieben. Ihren Namen haben sie von einem wegweisenden Werk: Pretty Hate Machine, dem ersten Album der amerikanischen Rockband Nine Inch Nails von 1989. Ein Grosserfolg – bei Publikum wie bei Kritikern. «Ich fand immer, Pretty Hate Machine müsste ein Bandname sein», sagt Burrell. Seit er vor 20 Jahren ein T-Shirt mit diesem Namen trug, hat er den Bandnamen im Kopf.

Lieber auf dem Boden als auf der Bühne

Pretty Little Hate Machine zelebrieren die klassische Rockbesetzung: Neben Burrell sind Eva Tresch (Bass) und ihr Bruder Timo Tresch (Schlagzeug) dabei. Eva Tresch kannte man lange als Mitglied der Luzerner Band Limousine, Timo Tresch war in der Endphase bei Meyer dabei.

Pretty Little Hate Machine waren am B-Sides die Geländeband.

Pretty Little Hate Machine waren am B-Sides die Geländeband.

(Bild: PD)

Das Credo lautet: So einfach wie möglich. «Vor dem Konzert schalte ich den Verzerrer ein, danach wieder aus – fertig», sagt Philipe Burrell. Zum reduzierten Konzept passt, dass sie letztes Jahr am B-Sides die Geländeband waren, also mitten unter den Leuten spielten. Jetzt im Südpol spielen sie auch nicht auf der Bühne, sondern in der Shedhalle am Boden – bodenständiger Rock halt.

Der Soundtüftler ist nicht verschwunden

Trotz Schreirock – die Tüftlerseite, der elektronisch verspielte Musiker Burrell ist nicht verloren gegangen, auch wenn Marygold Geschichte ist. Seit zwei Jahren arbeitet er an einem Album mit seiner neuen Band Tiny Giants. «Wir sind fleissig dran, haben es aber noch nicht zum Abschluss gebracht», sagt er. Im Sommer dieses Jahres soll es so weit sein – und es wird deutlich näher beim Sound von Marygold sein als jetzt mit Hate Machine.

Marygold war lange eine der vielversprechendsten Bands der Region. Sie starteten 2001 mit vierköpfiger Besetzung – in den letzten Jahren schrumpfte die Band zum Duo aus Philipe Burrell und Patrik Zosso, wuchs dafür um Unmengen von Elektronik. Es war eine faszinierende Combo, was jeder bezeugen wird, der sie live gesehen hat. Ihr letztes Album hiess «I have to stay to see how the story ends» von 2010. Es war die Musik zu einem Tanzstück der Gruppe Polymer DMT (siehe Video unten).

Und apropos Marygold und Polymer DMT: Der Schlagzeuger Patrik Zosso wird am Freitagabend ebenfalls im Südpol sein: Vor dem Konzert zeigt eben jenes Kollektiv Polymer DMT «Interface» – ein Tanzstück rund um die digitale Welt mit Wearables und 3D-Brillen. Neben drei Tänzerinnen und zwei Tänzern ist Patrik Zosso auf der Bühne, er steuert live die Musik bei. Und hier schliesst sich der Kreis: Philipe Burrell hat die Gruppe Polymer DMT 2010 mitbegründet – ist beim aktuellen Stück aber nicht mehr dabei.

Da waren sie noch zusammen: Marygold mit Polymer DMT mit «I have to stay to see how the story ends» (2010):

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