«Die Eltern» im Kleintheater Luzern

Infantile Literatur

(Bild: PD)

Ein Elternabend, so was Ödes! Das stimmt in der Regel, aber dieser Elternabend verspricht ein absurdes Spektakel: Wenn fünf der besten Schweizer Spoken-Word-Autoren nur eins im Kopf haben: Kinder. Am Samstag wird die Show in Luzern live aufgezeichnet. Das Publikum ist mit dabei – und die Autoren nervöser als sonst.

Es ist doch so: Wenn Eltern aufeinander treffen, gibt’s schnell nur noch ein Thema: das Elternsein. Das ist nicht anders, wenn schreibende Eltern aufeinandertreffen: Sie reden und schreiben übers Elternsein. Mit dem Unterschied, dass es dann einen grossen Mehrwert für die Mitwelt haben kann.

So geschehen, als die Spoken-Word-Autoren Simon Chen (zwei Kinder) und Stefanie Grob (drei Kinder) auf einer Bühne in Zürich am 31. Oktober 2013 aufeinandertrafen. In einer Improvisation namens «Kamikaze» forderten sie sich gegenseitig mit Stichworten und Texten heraus.

«Kamikaze» ist eine literarische Show, die sich im besten Fall hochschaukelt. Und an diesem Abend in Zürich gelang das; das Publikum war begeistert – denn die beiden hatten ihr Thema gefunden: Eltern und ihre Kinder. Es war die … ähm … Geburtsstunde von «Die Eltern» (siehe Box).

Fünf Autoren, zehn Kinder

Das Stück

Die Eltern: «Pränatal bis postpubertär». Mit Simon Chen, Stefanie Grob, Matto Kämpf, Sandra Künzi und Gerhard Meister.
Sa., 16. Januar, 20 Uhr, Kleintheater Luzern. Der Abend wird von Radio SRF live aufgezeichnet

«Das war eine ungewollte Spontanaktion, aber wir merkten: Dieser Elternschwerpunkt kommt total gut an», erinnert sich Stefanie Grob. Als wir sie am Telefon erwischen, hört man – wie könnte es anders sein – ihre Kinder im Hintergrund. Sie steckt mit ihnen gerade irgendwo im Schnee.

Stefanie Grob und Simon Chen blieben an der Idee dran – und weitere schreibende Eltern aus der Zunft der Spoken-Word-Autoren waren schnell gefunden: Matto Kämpf (ein Kind), der sein Elterndasein in seinen «Rabenvater»-Kolumnen im «Bund» gekonnt vertextete. Und Gerhard Meister (drei Kinder), auch er ein Meister für allerhand absurde Familiensituationen. Und schliesslich die Autorin Sandra Künzi (ein Kind).

«Fünf Spoken-Word-Autoren – zehnfacher Nachwuchs», so das Motto. Was für ein literarisch potentes Experiment. Es dreht sich um Stichworte wie Kita, Kiga, Einschulung, Gebärsaal, Familienalltag, Ferien mit und von den Kindern, Nachbars-Teenager, Götti-Kids oder Kindergeburtstage – ein schier unerschöpflicher Fundus.

Kurzauftritt Schweizer Künstlerbörse 2015:

 

Die Texte wachsen mit den Kindern

2014 hatte ihr Stück «pränatal bis postpubertär» in Bern Premiere. Ihre Kinder sind noch im frühen Primarschulalter oder noch jünger – also sind die Themen wie Geburt, Namenssuche oder Kindergeburtstage naheliegend. Noch. Denn die Texte wachsen quasi mit dem Nachwuchs mit. «Dort wo die Kinder sind, sind die Themen», sagt Stefanie Grob. Oder anders gesagt: Die Eltern versuchen schreibend Schritt zu halten.

Nun kommen «Die Eltern» nach Luzern ins Kleintheater. Luzern ist für die fünf denn auch die literarische «Heimat»: Im Verlag der Gesunde Menschenversand veröffentlichen sie viele ihrer Werke. Witzig, rasant, klug, absurd, berührend – das sind die Prädikate, mit denen «Die Eltern» ihre Show beschreiben. Und wenn Stefanie Grob sagt, sie sei noch nervöser als sonst, ist das nicht einfach so dahergesagt. Denn Radio SRF zeichnet die Show live auf. Da hat’s keinen Platz für grobe Patzer. «Es ist heftig, wir haben genau eine Chance, also muss es hinhauen», sagt sie.

Textproben der fünf Eltern

Simon Chen:

War Jesus’ wundersame Karriere eigentlich genetisch oder sozial bedingt? Anders gefragt:
Lag es an seinem göttlichen Vater oder dass er gleich nach der Geburt in die Krippe kam?

Stefanie Grob:

Las los, Laslo, loss itz, las los,
Loss itz, Laslo, lass itz, Laslo, loss lah, Lasslo,
Loos, Lasslo la das Lasso los
Las itz, Laslo, la das Lasso
Laslo, loss itz, las itz – hopp

Matto Kämpf (der erste Satz aus «Rabenvater»):

Also doch schwanger, dachte ich, als die Wehen einsetzten.

Sandra Künzi:

Und dänn die Wörter! Ich mein Gebärmuetter, das gaht ja no. Fruchtwasser findi i scho schwieriger. Und Mutterkuchen das findi hart a de Gränze. Ich ha sehr gern Chueche, da muessme mir doch nöd das Wort eso … Es isch eifach unhygienisch. Aber dänn: Käseschmiere. Hallo? Ich würd glaub total magersüchtig bi däm Job. Käseschmiere! Wieso chame nöd säge: Schmiere. Eifach Schmieri? Wieso muess da no de Chäs anehebe?

Gerhard Meister:

U jetz isch bim Mami scho äs pädagogisches Warnlämpli uf rot, wiu das Peterli, wies uusgseht, nid so ganz die würklechkeitsentsprächende Vorschtellige het dervo, was mit somene chliine Ameiseli passiert, wes bi ihm i Mage abechunnt, ja bi däm Peterli, da isch dr Mage äue so nes chliises Stübli mit emene Sofa drin u emene Lämpli, wo ds Ameiseli de villech mau aazündet, wes im Mage unge isch aacho, u näär hets villech sogar no ne chliine Fernseh dertinne u das Ameiseli cha näär öppis Schöns luege, ä Foug vor Familie Barbapapa oder Der kleine Maulwurf, haut irgend öppis vo dene schöne, autersschtuefegrächte Aaregige, wome sones Peterli gärn laat la luege u d Fraag schteut sech, söume jetz em Peterli sini Fantasie laa vo däm härzige Magestübli, wo die Ameise iri sächs Scheichli ufs chliine Sofa schletzt, oder muess me jetz das Peterli us sim luschtige Chindheitsschlössli usehole u klaar mache, dass är däm Ameiseli nid unbedingt het e Gfaue gmacht, woners vo sim Finger het gschläcket u abegschlückt i si Mag iche, wos nid ganz eso gmüetlech iigrichtet isch, wie sech das Peterli das voorschteut?

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