«Toleranz ist in Zug dringend nötig»

Weltbekannte Künstler bauen ein Schiff für Zug

Das «Tolerance Ship» in Ägypten. (Bild: Screenshot www.shipoftolerance.org)

Es ist ein Grossprojekt. Und noch fast geheim. Das Kunsthaus hat zwei weltbekannte Künstler dazu eingeladen, eines Ihrer Werke auch in Zug durchzuführen. Das Ding schwimmt schon bald auf dem Zugersee – aber nur, wenn die Zuger mit anpacken.

Das Zuger Kunsthaus hat klammheimlich eine gewaltige Kunstaktion vorbereitet. Eine, die schon in Miami, in Ägypten, in Havanna und Venedig, und bald auf der Themse in London gezeigt wird. «Ship of Tolerance» heisst das Projekt der beiden weltbekannten Künstler Ilya und Emilia Kabakov. Und wäre es nicht in einer kleinen Mitteilung des Zuger Regierungsrates in einer Randnote aufgetaucht, es wäre noch etwas länger geheim geblieben: «Wir sind mit Hochdruck am Projekt dran», sagt der Direktor des Kunsthauses, Matthias Haldemann, «und können erst im Januar detailliert darüber Auskunft geben, wie es genau ablaufen wird.»

Aber was passiert überhaupt? Das Kunsthaus baut ein Schiff – zusammen mit einer ganzen Reihe von Zuger Schulklassen, Organisationen, Institutionen, Schreinerlehrlingen, Erwachsenen und Kindern. «Wir sind noch dran, diese Organisationen zu gewinnen», sagt Haldemann, «aber eine ganze Reihe von ihnen hat erfreulicherweise schon zugesagt.»

Ein Tuch voller Bilder

Auch Profis sind dabei, sie werden von den Künstlern selber gestellt, haben schon bei ehemaligen Schiffen mitgebaut. Drei Wochen lang wird in Zug gehämmert, geschraubt, genäht, bis ein zwanzig Meter langes Schiff aus Holz entsteht, mit einem Mast und einem Segel. Einem Segel aus 120 Tüchern, die von Zuger Kindern bemalt werden. Aus all diesen Stücken stellen die beiden Künstler ein sprechendes Segel zusammen, ein Tuch voller Bilder. «Und weil noch viel mehr Bilder kommen werden, können wir die Ausstellung auch noch mit anderen Aktionen begleiten und die restlichen Bilder an Land präsentieren», sagt Haldemann.

Das Schiff wird nächsten September auf dem Zugersee von Ort zu Ort treiben, auf einem Floss montiert, denn wasserdicht wird das Ganze kaum – «das wäre schlicht zu teuer», sagt Aldo Caviezel vom Amt für Kultur. Der Zuger Regierungsrat unterstützt das Projekt mit 150’000 Franken aus dem Lotteriefonds. «Da sind keine Steuergelder drin», sagt Caviezel.

Insgesamt kostet das Projekt 450’000 Franken. Die Finanzierung ist zur Hälfte sichergestellt. «Das ist aber normal», sagt Haldemann. «Wir sind oft bis kurz vor Eröffnung einer Ausstellung daran, die Mittel zu organisieren. Es zeigt sich aber, dass es ein grosses Interesse am Projekt gibt, wir sind sehr zuversichtlich. Und die Unterstützung durch den Kanton freut uns sehr.»

«Weltbekannte Top-Shots»

Zudem unterstützen auch die Künstler selber das Projekt. «Die Künstler verzichten auf ein Honorar», sagt Aldo Caviezel, «und das sind weltbekannte Top-Shots.» Tatsächlich sind die beiden die weltweit berühmten russischen Künstler, Ilya und Emilia Kabakov leben in New York und stellen regelmässig auf der ganzen Welt ihre Werke aus.

Toleranz und Schiff haben nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun – vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise wird das Bild klarer. «Es geht darum, die Jugend aus verschiedenen Kontinenten, Kulturen und Identitäten durch die Sprache der Kunst miteinander zu verbinden», schreiben die beiden Künstler auf ihrer Webseite. «Das Segel wird aus Bildern von hunderten von lokalen Schulkindern mit verschiedenen sozialen und ethnischen Hintergründen genäht, und wird dadurch eine Botschaft der Toleranz und der Hoffnung verbreiten.»

Gibt es überhaupt so viele Kinder mit verschiedenen ethnischen Hintergründen in Zug? «Das sehen wir dann», sagt Haldemann und schmunzelt. Wie passt das Boot nach Zug? «Das Thema ist allgegenwärtig», sagt Haldemann, «es gehört überall hin. Toleranz und Respekt sind auch in Zug wichtig.» Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsthematik passe das sehr gut nach Zug. «Das finden übrigens auch die Künstler, sie wünschen sich schon lange, dass das Projekt hier gezeigt werden kann. Sie haben Zug bei früheren Arbeiten kennengelernt und es gefällt ihnen hier.»

Caviezel ergänzt: «Es ist auch gerade aufgrund der grossen gesellschaftlichen Durchmischung und der internationalen Ausrichtung des Kantons ein grosses Thema: Die Toleranz zwischen verschiedenen Kulturen ist nötig. Wir haben genügend Themen, um das Thema in Zug zu lancieren.»

 

 

(Bild: Screenshot www.shipoftolerance.org)

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