Theater Casino zieht es nach Cham

Das Casino in einer Fabrikhalle der «Papieri»?

Johannes Stöckli, Präsident der Theater- und Musikgesellschaft Zug, und Samuel Steinemann, der Intendant des Theater Casinos Zug. (Bild: mbe.)

Wo findet Kultur während der Renovationszeit des Theater Casinos Zug statt? Intendant Samuel Steinmann und Johannes Stöckli haben ein Wunschprojekt. Ob es realisiert wird, hängt aber von den Kosten ab.

Ab Juni 2016 wird das Theater Casino Zug renoviert, die Bauarbeiten dauern voraussichtlich 12 bis 14 Monate. Bereits im Sommer kündigte der Intendant der Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ), Samuel Steinemann, an, dass Zug während der Schliessungszeit nicht auf Kultur verzichten muss. Kultur werde dann sonstwo stattfinden, ausser im Casino. «Wir nutzen die Schliessung als Chance», sagt Steinemann.

Rund 130 Orte geprüft

Er und Johannes Stöckli, der Präsident der TMGZ, haben zentral+ Einblick in die Planung gegeben. In den letzten Monaten habe man rund 130 Orte im Kanton Zug geprüft, die als Veranstaltungsorte in Frage kommen könnten. Zirka 30 davon hat man besichtigt.

Aktive und stillgelegte Fabriken, Scheunen, Bibliotheken, Präsentationsräume oder Mitarbeiter-Restaurants von Firmen. Über die Kantonsgrenze ging man nicht hinaus, über die Zuger Stadtgrenze schon. «Wir waren zum Beispiel in Ägeri, Baar, Cham, Rotkreuz. In Walchwil haben wir uns das Bahnhofsgebäude angeschaut, in Hünenberg das Kultursilo.» Und es gibt auch einige ausgefallene Ideen. Steinemann: «Ein Konzert kann auch in einem ZVB-Bus, in einer Stadtbahn oder auf einem Zugersee-Schiff stattfinden.»

Kriterien Grösse, Erreichbarkeit und Technik

Gemäss Steinemann ist daraus ein dicker «Katalog» entstanden. Daraufhin habe man eine Bewertung vorgenommen: Rausgefallen seien zu kleine Räume. «Ein Raum mit Platz für 20 Personen ist schlicht zu klein für unsere Veranstaltungen.»

Ein weiteres Thema waren die Erreichbarkeit und die Parkplätze. Dann kamen die technische Frage und die Verfügbarkeit. «Aber fast am  wichtigsten ist die Frage, was ein Raum ausstrahlt», erklärt der Intendant, «Kultur braucht experimentelle Orte, und es darf gewagt sein.»

Fabrikhalle in Cham

Und das ist das Top-Wunschprojekt von Steinemann, von dem er spürbar begeistert ist: «Eine Fabrikhalle in der Papieri in Cham, rund 50 Meter lang und etwa vier Meter hoch. Ein toller Raum mit viel Industrie-Flair, und ein Raum, von dem wir überzeugt sind, dass wir mit unserem hohen Qualitätsanspruch etwas ganz Besonderes, Neuartiges und Kreatives entstehen lassen können. Ein Glücksfall.»

In der Halle «PM1» stehen noch Elemente einer riesigen, noch funktionsfähigen Papiermaschine. Sie ist aber bereits verkauft und soll vollständig abgebaut werden. Ab Frühjahr 2016 steht der Raum komplett leer und könnte umgenutzt werden.

«Positive Signale»

Die Arealbesitzerin unterstützt das Vorhaben, erklärt der Intendant. Nun kläre man die Realisierbarkeit ab. Denn es bräuchte ein Baugesuch für die Nutzung als Veranstaltungsort. Man habe auch Kontakte zur Stadtzuger Politik geknüpft und grundsätzlich positive Signale erhalten, ergänzt Stöckli. «Der Stadtpräsident findet die Idee toll, Kultur an unterschiedlichen, spannenden und auch ungewöhnlichen Spielorten stattfinden zu lassen.»

 «Wir probieren jetzt, das Projekt in der Papierfabrik mit Vollgas zum Fliegen zu bringen»

Samuel Steinemann, Intendant Theater Casino Zug

Hauptkulturort und Satellite

Die Idee der Kulturmacher vom Theater Casino ist, die Papierfabrik als Hauptkulturort zu nutzen und daneben Satelliten-Orte zu haben. Steinemann: «In Kirchen können wir uns zum Beispiel klassische Konzert vorstellen, im Café Intermezzo wären Jazzkonzerte denkbar.»

«Wir probieren jetzt, das Projekt in der Papierfabrik mit Vollgas zum Fliegen zu bringen», sagt Samuel Steinemann. Ob es klappt mit der Fabrikhalle in Cham, ist aber nicht zuletzt eine Kostenfrage. Die Auflagen der Feuerpolizei und der Gebäudeversicherung werden zum Beispiel eine wichtige Rolle spielen.

Bei Plan B bleibt man in Zug

Wenn Cham nicht möglich ist, hat der Vorstand einen «Plan B». Johannes Stöckli: «Dieser Plan ist abgesichert und machbar.» In diesem Fall würden die Veranstaltungen punktuell in der Chollerhalle, der Shedhalle und an anderen Orten in der Stadt über die Bühne gehen. Die Veranstaltungsorte wären mehr verzettelt, Kultur würde überall stattfinden. Doch «Plan A» würde ihm persönlich schon besser gefallen, findet Stöckli.

Die Frage der Erreichbarkeit der temporären Kulturfabrik in Cham ist ebenfalls wichtig. Steinemann: «Es ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, unser Stammpublikum zum Vorstellungsbesuch nach Cham bewegen zu können.» Die Idee ist, einen Shuttleservice von Zug nach Cham einzurichten. «Im Bus könnte man die Zeit sogar nutzen, um den Besuchern eine Einführung in die kulturelle Veranstaltung zu geben.»

Bis Ende Jahr etwa wird sich entscheiden, ob Plan A oder Plan B umgesetzt werden soll und kann. Fest steht bereits: 2016 und 2017 wird ein ausserordentliches Jahr für die Theater- und Musikgesellschaft Zug, mit grossen finanziellen Mehrbelastungen. Das wird der Vereinsvorstand am Donnerstagabend auch den Vereinsmitgliedern an der Generalversammlung kommunizieren.

«Wir hoffen natürlich, dass die Subventionen von Stadt und Kanton Zug weiter fliessen.»

Johannes Stöckli, Präsident Theater- und Musikgesellschaft Zug

Auftrag für Kostenschätzung

«Mit dem Theater Casino Zug, das der Stadt gehört, verfügen wir über eine sehr gute, auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Veranstaltungs- und Theaterinfrastruktur», sagt Stöckli. Das falle weg. Am teuersten wird neben der Miete die nötige Infrastruktur für die Veranstaltungen sein. Also Bühnenbau, nötige Sanitäranlagen et cetera.

Dafür wurde einer auf temporäre Theaterbauten spezialisierten Firma ein Auftrag für eine Grobkostenschätzung gegeben.

Finanzieller Kraftakt

Das Theater Casino Zug finanziere sich zu zwei Dritteln selbst, durch Billetteinnahmen, Gönner- und Sponsorengelder. «Unser Hauptsponsor, die Zuger Kantonalbank, hat uns auch für 2016/17 ihre volle Unterstützung zugesagt», sagt Stöckli.

Den letzten Drittel trägt die öffentliche Hand, «deren grosse Unterstützung gerade im Sanierungsjahr unverzichtbar sein wird, um unser Veranstaltungsprogramm in gewohnter Qualität realisieren zu können», sagt Johannes Stöckli.

Die TMGZ habe laut Stöckli auch vorgesorgt für die Zeit, in der das Casino renoviert wird: «Wir haben Rückstellungen vorgenommen. Aber es wird auf jeden Fall eine grosse Kiste für uns, die sorgfältig geplant werden muss.»

Was halten Sie vom Projekt in der Papierfabrik? Würden Sie nach Cham reisen für einen kulturellen Event, oder sollte die Kultur in der Stadt stattfinden? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit der Kommentarfunktion mit.

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