Die Kunstpause steigt

He da, ein Optimist!

Gut treffen und reich werden. Oder naja, eine Handvoll Münz nach Hause bringen. (Bild: wia)

Und da steigt sie, die Sause rund um die Kunstpause. Feiert, dass es in Zug junge Kunst gibt. Und nicht nur das. Auch den Umgang mit schimmligem Essen. Und hoffnungslosen Optimisten. Allerdings keine der Glas-voll-Sorte.

Noch sind sie nervös, die Künstler wie auch die Organisatoren. Gäste sind zwar schon erste da, doch noch immer zittern die Hände, noch immer reden sie etwas zu schnell. «Gut, gibt es Make-Up», findet Mitorganisatorin Mélanie Girardet und lacht. Sie habe nicht geschlafen während der letzten Tage. Aufbauen war angesagt. Bilder aufhängen, Installationen stellen, Performances planen.

Am besten, wir spazieren durch. Ein Rednerpult steht neben der Musiker-Bühne. Wer will denn hier Reden schwingen? Nein, keine Ansprache soll es werden, das Pult gehört zur Performance von Julia Schicker. Sie wird hier den «Code of Conduct» der Zuger Rohstofffirma Glencore vorlesen. Emotionslos, unbeeindruckt. Im Hintergrund werden währenddessen Bilder und Videos eingeblendet vom Gegenteil dessen, was gerade erzählt wird (zentral+ berichtete). Noch ist es aber nicht soweit.

Zwei Besucher unterhalten sich über den Zerfall des Kürbisses.

Zwei Besucher unterhalten sich über den Zerfall des Kürbisses.

(Bild: wia)

Also weiter in den nächsten Raum. Gemälde, Videos, drei Fotografien stechen ins Auge. Es sind Bilder verrotteter Lebensmittel. Ziemlich widerlich und zugleich seltsam ansprechend. Die Künstlerin Anna Sophia Podany erklärt: «Die Fotografien waren ursprünglich meine Maturaarbeit. Die Idee ist entstanden, als ich bei mir zuhause den Kühlschrank aufgemacht habe und mehrere schimmlige Lebensmittel gefunden habe. Dieser Umgang mit unserem Essen stimmte mich nachdenklich. Daher wollte ich das Thema aufgreifen.»

Schimmlige Lebensmittel sind bei mehreren Künstlern Thema.

Schimmlige Lebensmittel sind bei mehreren Künstlern Thema.

(Bild: wia)

Glücksspiel und Optimisten

Um die nächste Ecke geht’s, ein vollbepacktes Tourenvelo, Gemälde, zwei Computer. «Wir haben dieses Jahr so viele digitale Werke wie noch nie zuvor», erklärt Girardet. Daneben gute alte Schwarzweiss-Fotografie mit sonderbaren Motiven, halbnackte Herren in äusserst femininen Posen.

Es ist Zeit für eine kurze Pause. Hinaus an die frische Luft. He, da steht ein Optimist! Keiner der Glas-voll-Sorte, sondern eine Segel-Nussschale, gefüllt mit Wasser, umgeben von zusammengezimmerten Euro-Paletten. Diese dienen sowohl als Sitzgelegenheit wie auch als Schiffssteg. Es ist ein verspieltes Werk des Künstlerduos Hoffnung & Kiwi (zentral+ berichtete). Denn wer sein Münzstück vom Steg aus in den Schwertschlitz trifft, darf alles Münz einsacken, das bereits rundum im Schiff drin liegt. Ein Publikumsmagnet zweifellos.

Gut treffen und reich werden. Oder naja, eine Handvoll Münz nach Hause bringen.

Gut treffen und reich werden. Oder naja, eine Handvoll Münz nach Hause bringen.

(Bild: wia)

Noch hat niemand getroffen, und es liegen noch einige Münzen im Wasser. Nicht so viele, dass ein Treffer merklich bereichern würde. Das reicht höchstens für eine Rakete am Kiosk.

Das ästhetische Buffet lockt

So, genug der frischen Luft. Langsam wird’s voller in der Shedhalle. Auffallend viele Besucher erliegen dem Charme des ästhetisch zubereiteten Buffets.

Irgendwo zwischen den Gemälden schlendert auch Carl Theodor Heldman herum, der Sponsoren-Sucher dieser ganzen Geschichte. Ob das eine einfache Sache sei mit der Finanzierung der Kunstpause. «Wir haben zum Glück eine sehr treue öffentliche Hand, die uns unterstützt. Ohne die wär’s nicht möglich, denn Unterstützung aus der Privatwirtschaft zu bekommen ist schwieriger.» Dennoch sei nie die Frage aufgekommen, ob die Kunstpause durchgeführt wird oder nicht. «Vielmehr geht es darum, wie viele Abstriche wegen der mangelnden finanziellen Mittel gemacht werden müssen.»

Diskutiert wird nicht nur über Vogelkunst, aber auch.

Diskutiert wird nicht nur über Vogelkunst, aber auch.

(Bild: wia)

An einer Wand hängen Gitter, die mit dicker Farbe bemalt wurden. Was zuerst wie kryptische Farbkleckse anmutet, entpuppt sich als Kolonie von Wellensittichen. Einmal im, einmal aussen am Käfig. Die Bilder stammen von der Schwyzer Künstlerin Adriana Hartmann. Ein weiteres, eigenwilliges Werk kommt von Elena Wüest. Die junge Künstlerin hat Kleid und Rock hergestellt. Und das nicht aus gewöhnlichem Stoff, sondern einzig aus Teebeuteln. Womöglich Hagebutten.

So denn. Die ersten Weissweine sind gebodigt, die Nervosität hat sich in Neugierde und Ausgelassenheit verwandelt, die Kunstpause 2015 hat begonnen. Und mit etwas Glück geht der ein oder andere Besucher mit einer Handvoll Kleingeld nach Hause.

 

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