Humor am Lucerne Festival

«Spielen, bis die Instrumente kaputt sind»

Der Künstler Johannes Willi versucht, auf seiner selbst gemachten Posaune zu spielen – kein einfaches Unterfangen. (Bild: zvg)

Tä-tä-tä-tääh! Die Fünfte Symphonie von Beethoven ist der Gassenhauer der Klassik schlechthin. Wenn man sie dann noch mit selbst gebauten Instrumenten aus dem Baumarkt spielt, kann das ziemlich lustig tönen. Davon wird man sich am Lucerne Festival am 29. August überzeugen können – zentral+ hat die Instrumente schon mal unter die Lupe genommen.

Ob es am Schluss tatsächlich lustig wird, ist noch nicht abschätzbar. Klar ist zumindest, dass die Ausgangslage ziemlich speziell ist: Beethovens Fünfte Symphonie soll im KKL Luzern für einmal nicht mit herkömmlichen Instrumenten gespielt werden, sondern mit selbst gebastelten. Der Künstler Johannes Willi ist seit vier Monaten intensiv damit beschäftigt. Im Baumarkt hat er Holz, Leim, Sanitärleitungsrohre und Draht gekauft – und hat damit unter anderem Geigen, Cellos, Kontrabässe, Pauken, Posaunen und Fagotte angefertigt.

Die Celli liegen im Kunstmuseum bereit.

Die Celli liegen im Kunstmuseum bereit.

(Bild: rob)

Lustvoller Dilettantismus

Sein Werk – 48 Instrumente insgesamt – kann man ab sofort im Kunstmuseum Luzern besichtigen. Die Geigen und Cellos sind aus «Laubsägeliholz» zusammengebaut, als Saiten hat Johannes Willi einfachen Draht genommen. Die Posaunen sind aus Sanitärrohren gefertigt, die Pauken haben Plastikfelle – wie das wohl tönen wird?

Manch eingefleischter Klassikliebhaber wird angesichts der eher lottrigen Elaborate entrüstet den Kopf schütteln. Das soll wohl ein Witz sein, damit kann man doch nicht ein klassisches Werk verhunzen! Doch. Genau das ist der Plan, allerdings ist nicht von Verhunzen die Rede, sondern von einem «Spannungsverhältnis von Dilettantismus und Professionalität». «Ich bin als Instrumentenbauer ein Dilettant, die Musiker, die darauf spielen werden, sind hingegen Profis», erkärt der Basler Künstler.

«Ich bin als Instrumentenbauer ein Dilettant, die Musiker sind hingegen Profis.»

Johannes Willi, Künstler

Spielen, bis die Instrumente kaputt sind

Man darf also gespannt sein auf den Samstag, 29. August. Musiker der Lucerne Festival Academy werden an einem Gratis-Konzert (Beginn 11 Uhr) im grossen Konzertsaal des KKL in aller Ernsthaftigkeit versuchen, die Fünfte Symphonie von Beethoven auf diesen Instrumenten zu spielen. Geprobt wird nicht, es soll für alle ein Experiment sein, sowohl für die Musiker, wie auch fürs Publikum. Was genau wie tönen wird, ist schwer vorherzusagen. Sicher wird es quietschen, kratzen und rumpeln. Unklar ist auch, ob das Orchester das gut 30-minütige Werk zu Ende spielen wird – beziehungsweise kann. «Die Musiker spielen so lange, bis die Instrumente kaputt sind oder bis sie nicht mehr können», sagt Fanni Fetzer, Direktorin des Kunstmuseums Luzern, mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Hinter dem Ganzen steckt der Wettbewerb «Soundzz.z.zzz….z», den Johannes Willi mit seinen Instrumenten gewonnen hat. Das Kunstmuseum und das Lucerne Festival interessierten sich für die Verknüpfungen von bildender Kunst und Musik, von visuellem Ausdruck und Klang. Der 32-jährige Künstler liess sich dabei vom Festival-Thema «Humor» inspirieren. Seine Idee hat von den rund 50 Bewerbungen am meisten überzeugt. «Viele Projekte waren in der Art, dass jemand ein Bild malt, währenddem eine Musikerin dazu Geige spielt», sagt Fetzer. Das sei aber nicht das, was man angestrebt habe. «Die Verbindung von beidem, von Musik und bildender Kunst, ist interessant. Und das hat Willi auf besondere Weise geschafft.»

Die Geigen, Cellos und Kontrabässe hat der Künstler mit «Laubsägeliholz» gebastelt.

Die Geigen, Cellos und Kontrabässe hat der Künstler mit «Laubsägeliholz» gebastelt.

(Bild: zvg)

Häfliger: Mal schauen, wie es tönen wird

Auch der Intendant des Lucerne Festival, Michael Häfliger, zeigte sich an der Medienorientierung vom Donnerstag beeindruckt: «Als ich sah, welches Projekt ausgewählt wurde, dachte ich: Wow, mit einem Toporchester und diesen Instrumenten eine Aufführung zu lancieren und schauen, wie es tönen wird, ist sehr faszinierend.» Das Projekt zeige, dass irgendetwas zu Kunst werden kann, wenn man es als solches definiert.

Das spezielle Konzert wird übrigens per Video festgehalten und aus der Tonaufzeichnung wird eine Schallplatte gepresst. Zehn Stück davon werden an einer Plattentaufe am 13. September (15 Uhr) im Kunstmuseum präsentiert. Die Instrumente werden übrigens nach dem Konzert wieder im Kunstmuseum ausgestellt. In welchem Zustand sie sind, wird man sehen.

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