«Cannibal Corpse» in der Luzerner Schüür

Headbangen, bis die Köpfe rollen

Die angeblich weltbeste Death-Metal-Band «Cannibal Corpse» hat die Schüür sowas von gerockt. (Bild: cha)

Mit einer brachialen und energiegeladenen Show machte die Death-Metal-Band «Cannibal Corpse» halt in der Schüür. Dass dieser Holzschuppen jetzt noch steht, grenzt an ein Wunder.

Wenn die Haare bei den Männern länger als bei den Frauen und die Kleider schwärzer als die Nacht sind, dann ist ein Metalkonzert unweit. Die US-amerikanische Death-Metal-Band «Cannibal Corpse» beehrte am vergangenen lauen Mittwochabend das Konzerthaus Schüür. Dies ist umso aussergewöhnlicher, als die Formation mit den fünf wütend dreinschauenden Männern von einem britischen Metalmagazin inoffiziell zur «besten Death-Metal-Band der Welt» gekürt wurde.

Über Geschmack lässt sich streiten – über langjährigen Erfolg jedoch nicht. So hat die 1988 gegründete Band in ihrer 27-jährigen Geschichte bisher 13 Studioalben veröffentlicht sowie als einer der Headliner am «Rockstar Energy Drink Mayhem»-Festival vor Zehntausenden von Fans aufgespielt. Und nun kommt die Band, die mittlerweile Legionen von Fans um sich schart, in die Schüür, wo maximal 700 Personen Platz finden. Da erstaunt es umso mehr, dass das Konzert drei Stunden vor Türöffnung noch nicht ausverkauft ist.

Schwarz dominiert

Trotzdem: Der erwartete Ansturm bleibt nicht aus. Schwarz gekleidete, langhaarige Gestalten mit nicht entzifferbaren Aufschriften auf ihren Shirts tummeln sich bereits kurz nach Türöffnung in der Schüür. So düster und böse die Erscheinung ist, umso friedlicher ist die Stimmung unter den Metalheads. Es wird über den Lieblingssong der Band des Abends gesprochen und dazu ein Bier getrunken. Geduldig warten die dunklen Gestalten, bis endlich der Zutritt zum Saal ins Obergeschoss gewährt wird.

Die US-amerikanische Band «Carnifex» spielt als Vorband und heizt die Meute schon mal ziemlich auf. Abwechslungsreiche Parts mit kompromisslosen Gitarrenriffs und vielen Breakdowns lassen kein Kopf und Bein ruhig. Während es in den hinteren Reihen gemütlicher zugeht, steigt gerade auf Aufforderung des Frontmannes vor der Bühne ein Moshpit (siehe Box). Und obwohl der vordere Bereich eher einer Massenschlägerei gleicht, bleibt es stets friedlich. Wer von einem Ellenbogen getroffen wird und zu Boden fällt, dem wird wieder aufgeholfen. Hauptsache, man bleibt in Bewegung.

Mehr Gelächter als an einem Kindergeburtstag

«Moshen» im «Moshpit»

«Moshen» steht für den Vorgang der Bewegung von Metalheads auf Konzerten mit der Absicht, ihre eigenen Körperteile abzutrennen. Der «Moshende» macht sich beim Tanzen die Fliehkraft zunutze und versucht so, durch unkontrolliertes und möglichst schnelles Herumschütteln seine Arme und manchmal auch seine Beine abzutrennen. Dies geschieht auf Konzerten meistens in einem Moshpit. Klingt genau so, wie es aussieht – ist aber in Wirklichkeit nicht ganz so makaber. (Siehe Video)

Bereits jetzt ist es gefühlte vierzig Grad heiss im Dachstock der Schüür. Da kommt die Pause gerade recht, in der sich die Bärtigen ein kühles Bier gönnen. Der Schüür-Garten ist ganz in Schwarz gekleidet. Das Bild trügt jedoch darüber hinweg, dass es friedlicher als an einer Friedensdemo zu- und hergeht. Es wird mehr gelacht als an einem Kindergeburtstag im McDonald’s und es riecht stärker nach Cannabis als an einem Reggaekonzert.

Die Bekanntheit von «Cannibal Corpse» hat Metalfans aus der ganzen Schweiz nach Luzern gelockt. Ein nicht mehr ganz nüchterner St. Galler quatscht mit zwei Luzernern über das Rheintal. Wie schön es doch dort sei, gibt er den beiden lallend zu verstehen, ehe er sich verabschiedet, als er ein paar Klänge aus dem Saal in der Schüür vernimmt. Die Spannung steigt und die eingefleischten Fans suchen sich bereits jetzt einen Platz in den vorderen Reihen.

Ruhig stehen bleiben? Unmöglich

Der Saal ist noch einmal ein Stück voller und die Temperatur hat nun ein unerträgliches Niveau erreicht. Der Schweiss tropft über die lachenden Gesichter. Kaum hat der Frontmann ein Wort gesagt, ist die Meute ausser Rand und Band. Weniger abwechslungsreich als «Carnifex», dafür mit umso mehr musikalischer Gewalt gewinnt die Death-Metal-Band jeden einzelnen Gehörgang im Raum für sich. Die langen Haare wirbeln durch die Luft, kein Genick bleibt vom Headbangen verschont.

Die Band gibt alles und ist ein einziges geladenes Energiebündel während der ganzen Show. Sie lassen nicht erahnen, dass «Cannibal Corpse» üblicherweise vor zehnmal so vielen Fans spielt. Die Metalheads danken es mit Jubel und noch intensiverem moshen. Wer am Schluss geschaffter ist, die Fans oder die Band, ist schwer zu sagen. Was klar ist: Die böse wirkenden Gestalten mit langen Haaren und schwarzen Shirts verlassen die Schüür allesamt mit einem Lächeln auf den Lippen. Ein gelungener Abend – mit böser Musik und dafür umso friedlicheren Leuten.

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