Angriff auf Jacqueline Falk

Ein schlechter Scherz mit Zugs Kulturchefin

So sah die Fake-Grusskarte aus. Das Bild hat jemand aus dem Archiv der Stadt geklaut. Und dann teure Karten produziert. (Bild: zvg)

Eine Meldung machte heute morgen bei Zuger Kulturschaffenden die Runde. Eine Hochglanz-Abschiedskarte. Darin steht: Jacqueline Falk trete nach zehn Jahren von ihrem Amt zurück. Es stellt sich heraus: Alles Fake. Falk findet das nicht lustig.

Die Kulturschaffenden der Stadt Zug dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie am Mittwochmorgen diese Karte in der Post fanden: Jacqueline Falk, langjährige Kulturbeauftragte der Stadt, schreibt darin, dass sie sich den wichtigen Dingen im Leben widmen möchte und deshalb von ihrer Stelle zurücktritt. Und zwar innert eines Monats: Der Hochglanz-Flyer lädt zu einem Abschlussapéro in drei Wochen ein. Die Stadt werde ihre Nachfolge bald verkünden. Und das nach zehn Jahren im Dienst der Stadt.

Tatsächlich wahr? «Alles Fake», sagt Rolf Elsener, Leiter der städtischen Kommunikation. «Warum jemand so eine Nachricht verbreitet, darüber kann ich nur spekulieren. Es stimmt jedenfalls überhaupt nichts daran. Jacqueline Falk ist nach wie vor im Amt und wird das auch bleiben.»

«Wir wollen wissen, wer dahinter steckt.»

Rolf Elsener, Leiter Kommunikation Stadt Zug

Bei der Stadt sei der Flyer nicht gut angekommen. «Das ist natürlich auch für Falk nicht lustig, wenn man Opfer eines schlechten Scherzes wird», sagt Elsener. Es sei noch nicht klar, wer hinter der Aktion stecke und wer das Schreiben alles erhalten habe. Die Stadt werde dem aber auf den Grund gehen, sagt Elsener.

«Wir wollen wissen, wer dahinter steckt. Und wir überlegen uns auch, juristische Schritte zu unternehmen. Da gäbe es einige Punkte, die wir angehen könnten.» Das Bild etwa, das auf den Flyer gedruckt wurde, gehöre der Stadt Zug. «Die Verwendung ohne unsere Erlaubnis verletzt das Urheberrecht. Zudem ist die Aktion möglicherweise als Mobbing zu werten.»

 «Eloquent geschrieben»

Der Brief ist nicht klar als Fake erkennbar, der Text ist so geschrieben, als stamme er tatsächlich von Falk: Die Schreiberin oder der Schreiber bedankt sich darin für das «wunderbare Team» und die interessanten Menschen und spannenden Projekte, «die ich kennenlernen und begleiten durfte.» «Es ist eloquent geschrieben und hochwertig gemacht, da hat sich jemand Mühe gegeben», sagt Elsener. Die Stadt hat durch Kulturschaffende von der falschen Abschiedskarte erfahren, die nachfragten, ob die Nachricht tatsächlich stimme.

Falk selber reagiert gelassen: «Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt», schreibt sie per Mail an die Kulturschaffenden. «Ich freue mich zusammen mit der städtischen Kulturkommission und unserem Team von der Stelle für Kultur darauf, die Zuger Kultur auch in Zukunft zu prägen und die hiesigen Kulturschaffenden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen.»

Sie münzt den Angriff gleich in Werbung für das aktuelle Kulturprojekt der Stadt um: «Das mit dem Apéro finden wir eine gute Idee. Kommen Sie doch am Samstag, 27. Juni, ab 17 Uhr ins Lokal des türkischen Vereins, auf dem Areal des ehemaligen Kantonsspitals. Dort feiern wir die Finissage von ‹Auf in den Süden!›»

«Hätte lieber konkrete Vorschläge»

Ganz so lustig findet Jacqueline Falk die Sache aber doch nicht. «Ich verstehe das als Kritik an unserer Kulturpolitik», sagt sie. Das finde ich grundsätzlich legitim, aber die Art ist etwas seltsam. Wir hätten lieber konkrete Vorschläge, was wir anders machen sollten.» Gerade am Dienstag hat die Kulturkommission in einer Klausur-Sitzung die Kulturpolitik der letzten Jahre diskutiert und die «bisherige Ausrichtung bestätigt», sagt Falk. Dabei habe man das Feedback von Kulturschaffenden berücksichtigt, das die Stadt in einer kürzlich durchgeführten Umfrage erhoben hat.

«Wir haben wertvolle und gute Rückmeldungen erhalten, etwa, dass wir mehr in die Kulturvermittlung und in die Förderung vielversprechender Talente investieren sollen. Wir sind nach dieser Umfrage überzeugt, dass wir mit unserem Weg richtig liegen. Aber offenbar passt einer Person unsere Kulturpolitik nicht.»

Das sei auch in Ordnung, sagt Falk. «Ich fände es aber schön, wenn sie das ins Gespräch einbringen könnte.» Statt Briefe zu verschicken. «Das hat ja auch was gekostet, und dann muss man die ganzen Adressen zusammensuchen», sagt Falk. «Ich finde das schon etwas schräg.»

 

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