Wie das KKL einen Kassenschlager schuf

«Die Auslastung bereitete uns Kopfschmerzen»

Das 21st Century Orchestra bringt in diesem Jahr Indiana Jones in den Luzerner Saal (Bild: zvg)

Der Luzerner Saal im KKL blieb, im Gegensatz zum Konzertsaal, oftmals leer. 2011 beschloss das KKL deshalb, gemeinsam mit dem 21st Century Orchestra, den Raum mit einem neuen Spektakel zu füllen. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis nach New York ausstrahlt. Ein Teil der Rezepts lässt sich jedoch kaum exportieren.

Ein Schluck Wein, das Live-Orchester spielt allegro, Jonny Depp rennt durch den Dschungel, es riecht nach einem guten Stück Fleisch. Das hört sich doch nicht schlecht an. Kino auf Grossleinwand, ein klassiches Orchester, Installationen im Raum – und sich gleichzeitig kulinarisch verwöhnen lassen. Mit dieser Kombination hat das 21st Century Orchestra gemeinsam mit dem KKL ein Erfolgsrezept gefunden. Auf die Idee kamen die Organisatoren jedoch nicht einfach so.

Oliver Vrieze, Marketingleiter im KKL, erklärt: «Über Jahre hinweg bereitete die Auslastung des Luzerner Saals dem KKL Kopfschmerzen.» Gerade im Dezember würden vor allem im Konzertsaal viele hochwertige Konzerte veranstaltet. «Daneben blieb der Luzerner Saal oftmals leer und verblasste deswegen im Glanz der Abendanlässe im Konzertsaal.»

Events, Produkt-Präsentationen und vor allem Firmen-Bankette fänden insbesondere in den Monaten September bis November statt. «Diese nehmen aber Anfang Dezember ein jähes Ende.» Deshalb musste ein Konzept her, für das auch der variable Luzerner Saal regelmässig genutzt werden konnte.

Blockbuster inszenieren

Im Jahr 2011 beschlossen schliesslich drei Partner – Walt Disney Schweiz, das 21st Century Orchestra und das KKL Luzern – die Durchführung einer Konzertreihe, begleitet durch einen Blockbuster-Film und abgerundet durch ein Abendprogramm in Form eines inszenierten Dinners. «Dies war die Geburtsstunde von ‹A Pirate’s Symphony›. Und damit wurde ein weltweit neues Genre etabliert: Es kombiniert klassische Live-Musik mit Kino-Blockbustern, Kulinarik und räumliche Inszenierung», erklärt Vrieze.

Der Mut, etwas völlig Neues gewagt zu haben, sei belohnt worden, ist er überzeugt. Das zeigt sich vor allem an den Zahlen: 2014 hatten die Vorstellungen durchschnittlich eine Auslastung von 90 Prozent. Die Nachfrage stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um weitere 7 Prozent an. Und dies trotz stolzer Preise. Denn die Eintrittstickets kosten zwischen 195 und 275 Franken. Ein gutes Geschäft für die Veranstalter.

Hochkultur und Massentaugliches

Wie erklären sich die Organisatoren den grossen Erfolg des Konzepts? «
Wir ziehen es von A bis Z durch und erschaffen für den Besucher eine ganz eigene Welt, in die man eintauchen kann», so Vrieze. Und vor allem die Mischung von Klassik und Mainstream scheint zu funktionieren.

«Mit Sicherheit hängt der Erfolg auch mit der Verbindung von Hochkultur und massentauglichen Blockbustern zusammen», sagt Vrieze. Die Kombination mehrerer Komponenten sei für das Gelingen des Formats verantwortlich.

«Film und Musik werden international in Luzern abgeschaut.»
Oliver Vrieze, Leiter Marketing KKL

Für die Entwicklung der Produktionen sind die Player gemeinsam verantwortlich. Das 21st und das KKL Luzern sprechen sich bei der Filmwahl gegenseitig ab. «Einerseits muss der Film ein Publikumsmagnet und aus musikalischer Sicht anspruchsvoll sein, sowie auch von der Inszenierung her spannende Möglichkeiten bieten.» Am Anfang steht immer die Wahl des Films. Anschliessend geht es um Film- und Vermarktungsrechte. Musikalisch kommt es schliesslich darauf an, ob die Partituren bereits bestehen und das 21st Century Symphony Orchestra diese bekommt, oder ob Ludwig Wicki diese in Eigenregie noch erstellt. Erst dann beginnt die Probearbeit mit den Musikern und anschliessend die räumliche und kulinarische Inszenierung.

Exportproduktion

In England, Deutschland und auch in Amerika erreichte das Projekt bald eine hohe Aufmerksamkeit. «Veranstalter buchen das in Luzern ansässige 21st Century Orchestra für Gastauftritte in New York, London und Paris. Film und Musik werden international in Luzern abgeschaut», freut sich Vrieze. Die Dinner-Komponente bleibe jedoch wohl noch lange ein Unikat aus Luzern.

Es basieren auch nicht alle Produktionen des 21st auf exakt demselben Konzept. «Back to the Future», «Titanic» oder «Lord of the Rings» beispielsweise werden vom 21st in Eigenregie, ohne KKL als Partner, gemacht und enthalten daher auch keinen inszenierten Dinner-Teil – bestehen also ausschliesslich aus Film und Musik.

Trotzdem haben auch diese Veranstaltungen ihren ganz eigenen Vorteil und bringen die Kassen des KKL zum klingeln. Denn mit auf der Bühne stehen bei einigen dieser Produktionen auch Chöre aus der Region. Ein weiterer Erfolgsfaktor, wie Vrieze bestätigt. Durch die Chormitglieder aus der Region verankert sich das Projekt noch mehr in der Bevölkerung – Verwandte und Bekannte besuchen die Vorstellungen. So erreicht das KKL eine breitere Masse, die sich eventuell ohne die Chöre nicht ins KKL gewagt hätte. Allgemein sei das Publikum sehr durchmischt. «Es kommen Familien, Junge und Alte oder auch Firmen, die gleich ihr Firmenfest bei uns durchführen.»

Ein Kritikpunkt am Konzept: Orchester, Film, Essen und Rauminszenierung miteinander und nebeneinander können auch eine Reizüberflutung darstellen. 
«Ganz im Gegenteil», findet Vrieze. Die Inszenierung, die Musik und der Film würden dafür sorgen, dass man den Alltag und die damit verbunden Reizüberflutung komplett vergessen könne.

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