«Lumberjack Rooftop Sessions»

Musik von der Dachterrasse

Nicolas Sigrist, der Regisseur und Kameramann in Personalunion, auf seiner Dachterrasse. (Bild: tob)

Über den Dächern von Luzern geben sich einmal jährlich zahlreiche lokale Bands die Klinke in die Hand. Auch um Musik zu machen, aber vor allem um dabei gefilmt zu werden. Seit drei Jahren entstehen so Musikvideos mit regionalen Musikern. Ein Beitrag für eine etwas «dreckigere» Luzerner Kulturszene, sagt der Macher.        

Die womöglich dichtgedrängteste Konzertreihe der Stadt Luzern fand im vergangenen Sommer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auf einer Dachterrasse im Luzerner Neustadtquartier. Innerhalb von vier Tagen traten dort 18 verschiedene Bands auf. Es war ein Kommen und Gehen. 



Vor drei Jahren holte der ausgebildete Lehrer und Musiker Nicolas Sigrist die ersten lokalen Bands auf seine Dachterrasse. Nicht um sich ein exklusives Privatkonzert zu gönnen, sondern um die Musiker bei ihrer Arbeit zu filmen. Gespielt wurde bloss ein Lied. Live, akustisch und ohne viel Drumherum. Die geschnittenen Videos landeten anschliessend im Netz. Seither gibt es die «Lumberjack Rooftop Sessions».

Den Namen bekannter machen

«Lumberjack», auf Deutsch «Holzhacker», ist der Vereinsname, den sich Nicolas und zwei seiner Kollegen vor vier Jahren gegeben haben. Heute sind sie zu fünft. Die Bandvideos sind ein Gemeinschaftswerk. Aber Nicolas Sigrist ist als Regisseur, Kameramann und Cutter das Zugpferd.

Trotz «Rooftop Sessions» sieht sich der Verein «Lumberjack» als Konzertveranstalter. Das «There are worse Bands»-Festival war ihr diesjähriger Wurf. 31 Konzerte mit 17 Bands in zwei Wochen. Die Videos von der Dachterrasse dienen so auch dazu, den Verein als Veranstalter bekannter zu machen. «Je mehr Videos von unterschiedlichen Bands wir herstellen, desto mehr Fans lernen uns kennen. Das ist gut für uns und die anderen Musiker», sagt Nicolas Sigrist. Unbekannte Bands profitieren von der Bekanntheit der «grossen» Namen in ihrer Staffel und erhalten dazu ein kostenloses Musikvideo. Die bekannten Namen schätzen das Einfache und können sich auch einmal akustisch beweisen. Bisher gab es nur ganz wenige Bands, die nicht kommen wollten.

Acht Bands kamen vor drei Jahren zur Premiere, zwölf waren es ein Jahr später und nun standen 18 Bands für die dritte Staffel bereit. «In der Luzerner Musikszene wurden wir schnell wahrgenommen und kommerziell haben wir sowieso keine Ansprüche», so Sigrist. Die Vereinsmitglieder bezahlen alles aus der eigenen Tasche. Bloss das Bier wurde von einem lokalen Bierbrauer für die dritte Staffel erstmals zur Verfügung gestellt.

Stellt sich noch die Frage, wieso die Videos auf einer Dachterrasse aufgenommen werden und nicht im Garten, einer abbruchreifen Fabrikhalle oder im Wald? «Wir haben kein Konzept entwickelt und dann die Dachterrasse als idealen Ort definiert. Ich fand die Idee einfach gut.» Eine Stunde dauert der Videodreh. Die Bands haben darauf nur beschränkten Einfluss. Sie dürfen anregen und wünschen. Je nach Bekanntheitsgrad wird von dieser Option mehr oder weniger Gerbrauch gemacht. Die Winkel, Einstellungen und Belichtung gibt aber Nicolas Sigrist vor.

Ein bisschen «hipstermässig»

Seine Beziehung zur Kamera hat sich über die Jahre entwickelt. Autodidaktisch. Angefangen mit Aufnahmen fürs Familienarchiv, bis zu ersten bezahlten Aufträgen im vergangenen Jahr. «Man lernt mit den Erfahrungen. Die visuellen Unterschiede zwischen der ersten und der dritten Staffel sind so auch ziemlich gross.»
     
Der manchmal laienhafte Anstrich gehört zum Stilmuster. Möglichst einfach, sowohl musikalisch als auch kameratechnisch. «Es tut der Luzerner Kultur gut, wenn sie ein bisschen dreckiger und einfacher daherkommt. Massentaugliches gibt es hier genug», sagt Nicolas Sigrist. Die Musikvideos sind farblich bewusst kontrastarm gehalten, ruhig und unaufgeregt. Ein bisschen hipstermässig vielleicht, aber das gefalle ihm. «Etwas mehr Bourbaki als noch mehr Capitol.»

Ob es im kommenden Jahr noch eine vierte Staffel der «Lumberjack Rooftop Sessions» geben wird, ist offen. Das Haus mit der Dachterrasse wird im Juli 2015 abgerissen. «Nach drei Jahren ist es vielleicht auch Zeit, etwas Neues zu versuchen.» Schliesslich gäbe es auf der Terrasse kaum einen Winkel, der noch nicht von einer Kamera erfasst wurde. «Dennoch wäre es schade aufzuhören, weil die ‹Rooftop Sessions› gut ankommen und mittlerweile auch bekannt sind.»

Momentan läuft also die vielleicht letzte «Rooftop Sessions»-Staffel. Die Videos werden immer mittwochs und sonntags ins Netz gestellt.

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