Fratelli-B auf Tournee

Zuger Rapper machen auf Möchtegang

Die Möchtegang auf Tour: Flap (erster von links) und Chandro (dritter von links) zusammen mit Phumaso, Smack, C.mEE und Bandit (von links). (Bild: zvg)

Zuger Bands schaffen selten den Sprung über die Kantonsgrenze, Fratelli-B springen seit 15 Jahren – diesmal mit Verstärkung: Sie haben ihr neustes Album zusammen mit vier anderen festen Grössen des Schweizer Raps aufgenommen. Für die beiden Zuger eine «neue Liebe», für Rap-Fans eine konzentrierte Portion Schweizer Hip Hop.

Wenn Fratelli-B ein Album machen, dann wird heftig gestritten. Zumindest normalerweise. Denn beim neuesten Album waren sich die beiden Zuger Brüder Nicolas und Beni Bisig zum ersten Mal in jeder Frage einig: Zusammen mit vier anderen Rappern haben sich die beiden in ein Ferienhaus im Tessin eingeschlossen, das Studio im Schrank eingebaut, auf dem Dachstock die Texte geschrieben. Und wenn es was zu klären gab, waren die Brüder gleicher Meinung, zumindest verglichen mit dem Rest der Gruppe: «Das hat auch mal gut getan», sagt Beni Bisig (alias «Flap»), nach fünfzehn Jahren gepflegter brüderlicher Uneinigkeit, «und es zeigt, über welche Kleinigkeiten wir uns normalerweise streiten.»

Das Album «Mittwuch Nami» ist eine schweizumspannende Zusammenarbeit. Fratelli B haben zusammen mit den Winterthurern Phumaso & Smack, mit Bandit aus Glarus und C.mEE aus Schwyz die «Möchtegang» gegründet. Angefangen hat die Möchtegang als Textfabrik im Tessin: Reime am Laufmeter, alle Rapper im Dachstock, Zeile für Zeile. «Sobald einer wieder etwas zusammenhatte, hat er’s aufgenommen. Unser DJ Stressless hat vom Morgen um acht bis morgens um drei durchgearbeitet», sagt Nicolas Bisig (alias «Chandro»). «Das gibt Competition, da schaust du schon mal aufs Blatt des anderen, der hat schon acht Zeilen, ich erst sechs.»

Vier Crews, sechs Rapper, eine Stube, geht das gut? «Klar geht man sich auch mal auf die Nüsse in so einer Woche», sagt Flap, «aber es ist wie eine neue Liebe: Nach fünfzehn Jahren im Duo hat das gut getan. Es ist ein ganz neues Gruppengefühl.» 

Eines, das auf der Platte rüberkommt: Auf der Single «So andersch» rappt die Crew über die Unmöglichkeit, im allgemeinen Individualitätsrausch tatsächlich aus dem Einheitsbrei herauszustechen. Und meint eigentlich sich selber: Sechs Rapper im Einheits-Hip-Hop-Outfit, die sich gutgelaunt über die eigene Verwechselbarkeit lustig machen. Die Flows der sechs, ihr Rhytmus und Stil sind allerdings so unterschiedlich, dass alle zwanzig Sekunden der Song die Aufmerksamkeit wieder an sich reisst: Möchtegang ist eine Form von Glücksspielsucht, man will noch einen Reim hören, noch eine Runde, noch einen Rapper. Und wenn der nicht packt, dann packt der nächste.

Mehr Gigs ginge gar nicht

Die Möchtegang füllt die Agenda der beiden Zuger Rapper: Nach der Swiss Skills Tour geht’s jetzt gleich weiter mit der Möchtegang-Tour, Fratelli-B stehen jedes Wochenende auf der Bühne, mehr Gigs ginge gar nicht. Trotzdem ist damit für Fratelli-B nach drei Alben, zwei Mixtapes und einer EP noch nicht der Zenit erreicht: «Mehr Gigs könnten wir zwar nicht spielen, aber es macht auch einen Unterschied, ob wir in Basel vor 30 Leuten spielen, oder in Winterthur, wo Phumaso und Smack alleine das Salzhaus zwei Mal füllen», sagt Flap, «und wir beide können auch noch professioneller werden.» «Ich freue mich sehr auf die Möchtegang-Tour», sagt Chandro, «je mehr Leute auf der Bühne stehen, desto mehr Spass.»

Zwei Stunden Möchtegang

Der grösste Zuger Hip Hop-Export verbündet sich also mit anderen Schweizer Rappern zur Möchtegang, und versucht damit einen weiteren Sprung aus dem Lokalkolorit ins nationale Bewusstsein. Klappt das? «Ich glaube wir haben eine grössere Reichweite mit diesem Album, obwohl sich die Fanbases der einzelnen Crews langsam überschneiden», sagt Flap.

Das Intro-Video zum Möchtegang-Album «Mittwuch Nami» hat schon knapp 12’000 Views, offenbar kommt es an: «Für einen Schweizer Rap-Fan ist das eine megageile Sache, der bekommt viel mehr geliefert als auf einem Einzelalbum», sagt Flap, und Chandro ergänzt: «Ich als Fünfzehnjähriger hätte das gross gefeiert: Sechs Rapper auf einer Scheibe.» Und dann sechs Rapper auf einer Bühne: Zwei Stunden dauert die Show der Möchtegang, halten das die Fans aus? «Das werden wir sehen», sagt Flap und lacht, «für uns ist es easy, wir können immer mal wieder hinter der Bühne verschwinden.»

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