Zentralschweiz hat wenig von Fabi

Fabi behebt Engpässe, Fabi ist gut für die Umwelt, Fabi schafft Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Die Befürworter betreiben hochprofessionelles Marketing, um Stimmbürger zu einem «Ja» zu bewegen. Doch – bei aller Sympathie für den ÖV, ist Fabi so sinnvoll – oder einfach überladen?

Eigentlich sollte ja nichts mehr schief gehen, wenn sich alle einig sind: SVP-, BDP-, CVP-, FDP, SP- und grüne Politiker strahlen im Inserat «Ein guter Zug für die Schweiz» um die Wette. Darf man so viel Einigkeit stören? Wir tun es. Denn sicher ist heute nichts mehr, auch bei einer unbestrittenen Vorlage. Der Stimmbürger ist «unberechenbarer» geworden, wie die Ablehnung der teureren Autobahnvignette gezeigt hat. Dort ging es den Automobilisten direkt ans Portemonnaie. Bei Fabi nur indirekt über die Verwendung der Mineralölsteuer. Mit 9 Prozent statt 25 Prozent viel weniger als die VCS-Initiative vorsah.

Bei Fabi zeigt sich aber ebenso, dass wir Zentralschweizer besser werden müssen im Lobbying in Bern. Keines der wichtigen Ausbauwunschprojekte der Zentralschweiz hat Eingang in die erste Etappe gefunden. Da sind zwar Planungskredite. Doch auch bei einem «Ja» zu Fabi gibt es keinerlei Zusicherung aus Bern, dass auch wirklich je ein Zimmerberg-Basistunnel II oder ein Luzerner Tiefbahnhof realisiert wird. Da fragt man sich schon, ob Fabi der Zentralschweiz etwas bringt. Oder ob das Fuder mit 6,4 Milliarden überladen wurde und wir abstimmen über eine mit 100 Wünschen (anderer) Kantone überladene «Wundertüte».

Die Zentralschweizer Regierungen stehen gemeinsam für ein «Ja» zu Fabi ein. Allianzen sind schön, aber überdauern sie den 9. Februar 2014? Jeder Kanton wird nach der Abstimmung voraussichtlich nur für «sein Projekt» in Bern und bei anderen Kantonen lobbyieren. Luzern für seinen Tief- respektive Durchgangsbahnhof, Schwyz für den Axentunnel, Zug wird mit Zürich zusammenspannen, um den Zimmerberg-Basistunnel II zu erhalten – und Luzern dabei wohl links liegen lassen. Denn ohne Tiefbahnhof ist der Tunnel gemäss einer Bundesstudie günstiger, hat der Zuger Regierungsrat in der Antwort auf eine Interpellation von Martin Stuber erneut bestätigt. Einigkeit geht anders.

Zentralschweiz hat wenig von Fabi
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Martin Stuber
    Martin Stuber, 28.01.2014, 23:34 Uhr

    Ohne FABI wird es weder den Doppelspurausbau zwischen Thalwil und Baar noch den Durchgangsbahnhof Luzern bis 2040 geben, soviel ist sicher. Weil: das Geld fehlt dazu fehlt dann einfach.
    Ich erlaube mir noch den Hinweis darauf, dass eine Aussage im Kommentar sachlich unzutreffend ist:
    «Denn ohne Tiefbahnhof ist der Tunnel gemäss einer Bundesstudie günstiger.»

    Tatsache ist: der Ausbau beim Zimmerberg kostet gleich viel, ob der Duchgangsbahnhof Luzern nun kommt oder nicht. Die vom Kommentator angesprochene völlig veraltete und unbrauchbare Kosten-Nutzen-Analyse zu ZBT II und ZBL sagt nur, dass die Kosten-Nutzenrechnung schlechter aussähe mit dem Durchgangsbahnhof. Das alleine macht diese «Analyse» zur Makkulatur! Der Nutzen des Zimmerberg (ob ZBT II oder ZBL) steigt mit dem Durchgangsbahnhof. Denn einen durchgehenden Viertelstundentakt zwischen Zürich-Zug-Luzern gibts nur mit Zimmerberg UND Durchgangsbahnhof!
    Es ist traurig, dass sich die Zuger Regierung immer noch und wider besseres Wissen auf eine solche «Anlyse» abstützt.

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  • Profilfoto von Pirmin Meier
    Pirmin Meier, 23.01.2014, 14:25 Uhr

    FABI ist ein Produkt vor allem des derzeitigen Ständerates, wobei der Zuger CVP-Vertreter Bieri eine führende und durchaus verdienstvolle Rolle gespielt hat. Die dabei entstehende allenthalben, aber besonders in der Innerschweiz mögliche mittlere Unzufriedenheit kann Nein-Stimmen produzieren. Erstaunlich ist, dass die fast 6 Milliarden teure Vorlage in den heftigen Diskussionen um Masseneinwanderung und Schwangerschaftsabbruch beinahe vergessen geht,: Man hofft auf ein Durchwinken, weil Bahnvorlagen eh Heimvorteil haben und mehr gute als negative Gefühle erzeugen.

    Eine gefährliche Vermischung der Bahnvorlage mit der Masseneinwanderungsinitiative erzeugte vor Wochenfrist der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel in einem Interview mit Aargauer Zeitung und Nordwestschweiz, wo er die Zehnmillionenschweiz als wünschbar bezeichnete und vor Horrorvorstellungen gegenüber den Planungen des Bundes, die von elf Millionen ausgehen, warnte.

    Falls FABI auch ein Mittel sein sollte, die auch von den SP-Politikern Pardini und Bodenmann ausdrücklich als prospektiv gewünschte Elfmillionenschweiz zu begrüssen und sich auf sie einzustellen, wäre das Werbung für ein Ja zur Masseneinwanderungsinitiative und ein Nein zu FABI,

    Der Panikmache in SVP-Inseraten betr. 16 Millionen ist kein Glauben zu schenken. Eher blüht uns die Elfmillionenschweiz, wobei natürlich für die Bahnen eher zu früh als zu spät geplant werden sollte, da hat Benedikt Weibel wohl recht. Auch verdichtetes Bauen ist eigentlich positiv.

    Das mögliche Ja zur Masseneinwanderungsinitiative und ein eher mässiges Resultat für FABI (ein Ja ist dank nicht geführter Diskussionen gut möglich) in den kleineren Bergkantonen ist deswegen nicht unlogisch, als bei elf Millionen Schweizbewohnern, die mehrheitlich in den Ballungszentren leben werden, das Ständemehr vollends zur Absurdität verkommt und Kantone wie etwa Uri und Glarus noch mehr marginalisiert werden. Die vernichtende Wahlniederlage von Kampagnenchef Masseneinwanderungsinitiative und Befürworter von Fabi Martin Landolt als Ständerat deutet auf ein Resultat in der genannten Richtung.

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