Spürbare Unlust bei Zuger Baudirektor

Etwas mehr Begeisterung für Tempo 30 wäre angezeigt

FDP-Baudirektor Urs Hürlimann muss auf der Grabenstrasse in Zug Tempo 30 einführen. Gegen seinen Willen. Er macht dies mit einer solchen Unlust, dass man der Zuger Regierung ihre neue Strategie bei der Lämbekämpfung nicht recht abnehmen mag.

«Wir werden wohl nicht darum herumkommen, an der Zuger Grabenstrasse Tempo 30 einzuführen», sagte FDP-Regierungsrat Urs Hürlimann. Er hätte das wohl gerne vermieden, doch Bundesgerichtsurteile und die eigenen vertieften Abklärungen im Rahmen eines Tempo-30-Versuchs haben ihm die Argumente aus der Hand geschlagen (zentralplus berichtete).

Tatsächlich gibt es keine Argumente, die gegen Tempo 30 auf Verkehrsadern in Ortszentren sprechen. Der Verkehr fliesst genauso flüssig wie bei höheren Geschwindigkeiten. Ausserdem gibt es weniger Lärm und die Verkehrssicherheit wird erhöht, da der Bremsweg der Autos sich halbiert.

Warum nicht auch in den Dörfern?

Dass sich die Baudirektion nun überlegt, den Verkehr im ganzen Zuger Altstadtbereich zu beruhigen, ist logisch und lobenswert. Damit gelte vom Postplatz bis zum Casino und vom Kolinplatz bis zur Löberen Tempo 30.

Umso befremdlicher wirkt Hürlimanns Abwehrverhalten in Bezug auf andere Zuger Gemeinden. Hier will er den Verkehr auf Kantonsstrassen unbedingt mit Tempo 50 durch die Dörfer schleusen.

Politische Rückzugsgefechte absehbar

Nur: Warum sollten etwa die Chamer oder Steinhauser nicht haben, was in Baar seit langem und in Zug in Kürze gilt: eine Langsamfahrzone im Ortszentrum. Denn es gibt auch hier keine Argumente, die dagegen sprechen.

Gewiss, bis sich Tempo 30 in allen Zuger Dörfern durchgesetzt hat, wird viel Wasser die Lorze hinunterfliessen. Schon Tempo 30 auf der Grabenstrasse in Zug wird sich nicht ohne politische Rückzugsgefechte einführen lassen.

Eigentlich ist die Lösung bekannt

Und in einigen Gemeinden muss sich das Bewusstsein für die Vorteile eines verkehrsberuhigten Dorfzentrums noch entwickeln. In Steinhausen wurde eine entsprechende Motion von der Gemeindeversammlung erst letztes Jahr abgeschmettert.

Dennoch gehört Tempo 30 auf den Verkehrsadern der Ortszentren die Zukunft. Und eigentlich hat das auch die Zuger Regierung erkannt, indem sie eine neue Strategie beim Lärmschutz bekanntgibt, die neben Flüsterbelägen auch explizit tiefere Höchstgeschwindigkeiten vorsieht.

Stadt Zug leidet weiter

Man darf von Regierungsrat Urs Hürlimann deswegen ein bisschen mehr zupackende Entschlossenheit bei der Umsetzung erwarten. Trotzreaktionen sind fehl am Platz – auch in seinem letzten Amtsjahr.

Ohnehin braucht es Mut zu Veränderungen und zu unabhängigem Denken, wenn die Zuger Regierung tatsächlich ein ganzheitliches Mobilitätskonzept ausarbeiten will. 

Das muss sie schon deshalb, weil ein wichtiger Baustein ihres Gesamtverkehrskonzepts nicht verwirklicht werden konnte. Die Ablehnung des Stadttunnels an der Urne hat für die Stadt Zug ein verkehrspolitisches Trümmerfeld hinterlassen, durch das sich die Politiker nun pragmatisch und quasi im Blindflug bewegen.

Etwas mehr Begeisterung für Tempo 30 wäre angezeigt
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