Andreas Bossard ist ein dankbares Opfer

Die PUK äussert Kritik am Zuger Stadtrat – und dies zu Recht. Fast schon zu bereitwillig räumt der scheidende Andreas Bossard seine Fehler ein. Doch eines darf dabei nicht vergessen werden: Die Ursache des Skandals ist ganz woanders zu suchen und für den Wahlkampf lässt sich der «Fall Ivo Romer» nur bedingt nutzen.

Das Fazit der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Der Stadtrat hat im «Fall Ivo Romer» richtig gehandelt. Dennoch wird das Krisenmanagement von Stadtpräsident Dolfi Müller kritisiert, auch Vorwürfe der Vetternwirtschaft wurden laut. Juristisch mag zwar alles korrekt abgelaufen sein, besonders viel Fingerspitzengefühl bewies Müller jedoch nicht.

Weitaus massiver wird Andreas Bossard von der PUK kritisiert. Die Organisationsstruktur seines Vormundschaftsamtes sei schlecht gewesen, Bossard habe viel zu lange zugeschaut und die Brisanz der Sache nicht erkannt. Bossard gesteht seine Fehler offen ein, nimmt aber die Kritik fast schon zu bereitwillig an. Immerhin hat er bereits im Frühling kommuniziert, dass er bei den Wahlen vom 5. Oktober 2014 nicht mehr antreten wird. Ob die Stossrichtung des Berichtes zu diesem Zeitpunkt schon bekannt war, und dies möglicherweise seinen Rücktrittsentscheid beeinflusste, darüber kann nur spekuliert werden. Eines aber ist sicher: Bossard ist ein dankbares Opfer. Bei ihm tut es am wenigsten weh, man kann ihm den Skandal um Romer anhängen. Das kommt gerade vor den Wahlen etwas inszeniert daher – geht es hier um reine Schadensbegrenzung?

Es reicht nicht für einen Rundumschlag

Doch bei aller Kritik, sei es an Müller oder Bossard, sollte man nicht vergessen, dass der Ursprung für den Skandal woanders zu suchen ist: Bei einem bürgerlichen Stadtrat. Auch wenn dessen Schuld noch Gegenstand der Strafuntersuchung ist, so löste er doch einen Eklat aus, wie ihn Zug vorher kaum kannte. Einen Eklat, dessen Aufarbeitung nun 20 Monate dauerte, 34 Sitzungen beanspruchte und der die Stadt geschätzte 200’000 Franken kostete. Ein Skandal aber auch, der von einzelnen Journalisten mit immer wilderen Spekulationen genährt wurde. Abgedruckt in Zeitungen, denen nun von einem renommierten Medienwissenschaftler «gravierende Fehlleistungen» vorgeworfen werden.  

Bevor die bürgerlichen Kandidaten im Zuger Wahlkampf nun in eben diesen Medien über den «linken» Stadtrat herziehen, sollten sie einen Moment inne halten und sich noch einmal die Parteizugehörigkeit des Verursachers vor Augen führen. Allzu leicht könnte ihre Wertung ansonsten auf sie zurück fallen. Denn bei aller berechtigten Kritik am Stadtrat: Für einen Rundumschlag reicht das im PUK-Bericht geäusserte Urteil keineswegs.

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