Anklage im Fall Gundula

Unterstützen Sie zentralplus im Kampf für die Medienfreiheit

In dieser Villa an der Obergrundstrasse machte sich unsere frühere Mitarbeiterin Jana Avanzini ein eigenes Bild der Hausbesetzung. (Bild: jav)

Weil sie sich über die besetzte Luzerner Villa Gundula ein eigenes Bild machen wollte, wurde Journalistin Jana Avanzini angeklagt. Nun steht sie bald vor Bezirksgericht. Für die Kosten ihrer Verteidigung wurde ein Crowdfunding organisiert. Doch noch fehlt Ihre Hilfe. 

«Dieser Fall hat alles, um Rechtsgeschichte zu schreiben.» Dies sagt Dominique Strebel, Studienleiter an der Schweizer Journalistenschule MAZ. Am 25. Juni steht Journalistin Jana Avanzini vor dem Luzerner Bezirksgericht.

Avanzini arbeitete mehrere Jahre für zentralplus und berichtete im April 2016 über die Hausbesetzung an der Obergrundstrasse 99. Als Journalistin betrat sie die unter dem Namen «Gundula» bekannt gewordene Besetzung, um Eindrücke zu gewinnen. Anschliessend schrieb sie in eine Reportage, welche hinter die Fassade der Hausbesetzung blickte.

Gericht muss Sachlage prüfen

Die Hausbesetzung endete indes nicht nur für rund 30 Besetzer mit einer Verurteilung. Auch Jana Avanzini geriet wegen angeblichen Hausfriedensbruchs ins Visier der Behörden. Es war dies der Startpunkt eines juristischen Seilziehens, dessen nächstes Kapitel Avanzinis öffentliche Verhandlung vor dem Bezirksgericht ist. 

«Der Fall ist sehr wichtig, für zentralplus, Jana Avanzini und die Medienfreiheit», sagt zentralplus-CEO Christian Hug. Er hält es für ein Unding, dass ein schwerreicher Unternehmer mittels juristischen Hickhacks die Medien mundtot machen will. «Jede weitere Instanz kostet uns letztlich 10’000 Franken», sagt Hug und appelliert an die zentralplus-Community.

 

zentralplus und Jana Avanzini haben gemeinsam ein Crowdfunding gestartet. In den nächsten beiden Wochen soll das Spendenziel von 10’000 Franken erreicht werden. Aktuell fehlen dazu noch rund 3’000 Franken.

Avanzini erklärt, sie erhalte oft ermutigende und aufmunternde Reaktionen von Journalisten, Architekten oder aus der breiten Bevölkerung. «Die Situation mit den beiden Villen an der Obergrundstrasse und den juristischen Folgen seit der Besetzung sind in Luzern ein Dauerthema.»

Das juristische Seilziehen

Gegen Jana Avanzini wurde von der Luzerner Staatsanwaltschaft ein Strafbefehl ausgestellt (zentralplus berichtete). zentralplus hatte diesen Entscheid angefochten, das Verfahren wurde von der Oberstaatsanwaltschaft eingestellt. Der schwerreiche Eigentümer der Liegenschaft, Jørgen Bodum, zog diesen Entscheid als Privatkläger ans Kantonsgericht weiter.

Mitte Dezember 2018 hat das Luzerner Kantonsgericht entschieden, dass die Verfahrenseinstellung durch die Staatsanwaltschaft den rechtlichen Anforderungen nicht genüge. Der Entscheid, ob das Verfahren einzustellen sei oder nicht, habe durch ein Gericht zu erfolgen. Dieser Entscheid steht nun an.

Wie kann künftig über Hausbesetzungen berichtet werden?

MAZ-Studienleiter Dominique Strebel unterstreicht die Wichtigkeit des Rechtsstreits. «Es geht um eine entscheidende Frage. Ist das Interesse der Öffentlichkeit an Information grösser als das Recht eines Grundeigentümers, Leute von seinen Grundstücken fernzuhalten?»

Strebel ist überzeugt, dass der Fall eine grosse Wirkung haben wird. «Nämlich, ob Journalisten künftig vor Ort gehen können oder ob sie von einzelnen Privaten ferngehalten werden können.» Gerade bei solch umstrittenen Themen wie einer Hausbesetzung sei dies eine sehr zentrale Frage.

Bodum erhielt Schmähpreis 

Der Fall sorgt schweizweit für Aufsehen. Erst kürzlich hat das Netzwerk Investigativ.ch Jørgen Bodum mit dem goldenen Bremsklotz ausgezeichnet (zentralplus berichtete). Während der Verleihung des Schmähpreises hiess es: «Avanzini machte genau das, was Journalisten tun sollen: Die Öffentlichkeit mit relevanten Informationen aus erster Hand versorgen.»

Jana Avanzini mit ihrem Geschenk (einer Bodum-Kanne) und Georg Humbel, Redaktor bei SRF Rundschau, mit dem Goldenen Bremsklotz. Bodum wollte ihn nicht persönlich abholen.

Jana Avanzini mit ihrem Geschenk (einer Bodum-Kanne) und Georg Humbel, Redaktor bei SRF Rundschau, mit dem Goldenen Bremsklotz. Bodum wollte ihn nicht persönlich abholen.

(Bild: jal)

Es gehe aber auch um einen grundsätzlichen Missstand, machte der Verein an der Verleihung klar. Es brauche eine Lösung, die Journalistinnen und Journalisten mehr Rechtssicherheit gibt, wenn sie im Interesse der Öffentlichkeit recherchieren.

«Genau deswegen ist der Prozess von zentralplus und Jana Avanzini so wichtig», erklärt zentralplus-CEO Christian Hug. «Wir sind bereit, für das Recht von Jana und die Medienfreiheit so lange zu kämpfen, wie es nötig sein wird. Doch dies können wir nur mit der Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Dafür danken wir Ihnen ganz herzlich.» 

Hinweis: Hier geht es zum Crowdfunding.

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